Brandls furioser Rhythmus – Mai „total motiviert“

Sechs Titel wurden am Samstag bei den 26. Deutschen Cross-Country-Meisterschaften in Lennestadt-Saalhausen vergeben. Die Meister-Jerseys in der U19-Kategorie gingen an Clarissa Mai aus Hausach und den Lohrer Max Brandl. In den Jugendklassen gingen die Titel an David List und Leonie Daubermann.

Bei den Junioren besetzte das Favoritentrio das Podest. Maximilian Brandl setzte sich klar mit 2:16 Minuten Vorsprung auf seinen Lexware-Teamkollegen Lars Koch aus Furtwangen und 2:22 Minuten vor seinem Wombacher Vereinskameraden Robin Hofmann (Haibike-KMC) durch.

Weil Brandl während der Woche an einem Infekt laborierte, wollte er in der ersten Runde „erst einmal zu schauen, wie es geht“ und entsprechend zu reagieren.
Eine abwartende Taktik war rasch hinfällig. Am Ende des ersten Anstiegs ging er an die führende Position, um als Erster in den Downhill zu kommen. Schon dort holte er einen kleinen Vorsprung heraus und fuhr dann seinen furiosen Rhythmus durch.
Der war so viel schneller als der seiner vier Verfolger, dass er mit 32 Sekunden Vorsprung in die zweite von fünf Runden ging.
Völlig ungefährdet fuhr er zu seinem ersten Titel überhaupt und jubelte unbändig darüber. „Ich muss zugeben, ich wäre schon enttäuscht gewesen, wenn es nicht geklappt hätte. Ein Deutscher Meistertitel ist was besonderes, das bleibt einem. Es freut mich sehr“, erklärte Max Brandl.

Lars Koch hatte sich aus der Verfolgergruppe in der zweiten Runde abgesetzt und bereits 20 Sekunden Vorsprung herausgefahren, als er sich in Runde drei einen Sturz erlaubte und seinen Sattel wieder grade rücken musste.
„Ich habe zwei Runden gebraucht bis ich meinen Rhythmus gefunden habe und bin auch bergab ziemlich steif gewesen. Das hat mich etwas aus der Fassung gebracht. Die Silbermedaille war das Maximum“, erzählte Koch.

Die Verfolger kamen heran, doch Koch wehrte den Angriff ab und holte sich Silber.

Robin Hofmann, der im Frühjahr mehrfach mit Krankheiten zu kämpfen hatte, konnte Simon Schneller (Bike Junior Team) im ersten Anstieg der letzten Runde langsam abhängen. Schneller musste wohl seine Aufholjagd nach Defekt ein wenig büßen.
„Ich habe gar nicht mehr nach hinten geschaut. Es ist dann langsam ruhiger geworden“, erzählte Hofmann, der in den vergangenen drei Wochen kein Rennen zu Ende hatte fahren können und deshalb auch nicht sicher war über seine Form.
„Ich konnte am Ende aufdrehen, ich denke Lars musste ein wenig zittern. Super, dass es für mich aufs Podest gereicht hat“, meinte Hofmann.

Juniorinnen: Clarissa Mai überrascht

Clarissa Mai holte sich ebenfalls ihren ersten Deutschen Meistertitel. Die Schwarzwälderin gewann vor Lisa Neumüller (Kolbermoor) und Anna Saier (Offenburg).

In der ersten von vier Runden lag Mitfavoritin Antonia Daubermann (Principia) an führender Position, als sie in einer Abfahrt stürzte. So übernahm Clarissa Mai (Link Rad Quadrat) die Spitze und gab ihre Führung nicht mehr ab.

Genau eine Minute Vorsprung brachte Clarissa Mai ins Ziel. „Meine Beine waren gut, aber ich habe nicht gedacht, dass ich gewinnen kann“, sagte die Vorjahres-Dritte. „In der dritten Runde wurde es im Wiesenanstieg ganz schön hart. Aber nachdem ich gehört habe, dass mein Vorsprung größer wird, hat mich das total motiviert. Ich dachte, das lass’ ich mir nicht mehr nehmen“, erklärte Mai nach ihrem bisher größten Erfolg. „Einfach geil“, strahlte sie.

Während Antonia Daubermann, von einem Infekt ziemlich angeschlagen, in der dritten Runde aufgab, bekam Anna Saier von hinten Gesellschaft von Lisa Neumüller. Die Corratec-Fahrerin ging mit sieben Sekunden Vorsprung in die letzte Runde, doch im Anstieg schloss Saier wieder auf und vorbei an Neumüller.
„Dann bin ich in der Abfahrt dreimal gestürzt und sie war wieder vorbei“, berichtete Saier von der Entscheidung im Kampf um die Silbermedaille.

„Ich bin keine gute Matschfahrerin. Aber Bronze passt schon. Der Clarissa gönne ich das, die hatte oft schon Pech mit einem Defekt“, meinte Saier, die doch leicht enttäuscht wirkte.
Lisa Neumüller hatte keinen guten Start erwischt und musste sich von Rang fünf nach einer Runde nach vorne kämpfen. „Den Vizemeister-Titel vom Vorjahr verteidigt, ist doch auch nicht schlecht. Die Beine waren gut. Wenn das Rennen noch länger gegangen wäre…“, kommentierte Neumüller ihren zweiten Platz, vier Sekunden vor Saier.

Jugend U17: Erster Titel für David List, Nummer drei für Leonie Daubermann

Mit einem langen Solo hat sich der Friedrichshafener David List in Saalhausen als Deutscher Meister der U17 in die Annalen eingetragen. Der Lexware-Fahrer gewann mit 2:19 Minuten Vorsprung auf Pepe Rahl (Haiger) und 2:44 Minuten vor Jannick Zurnieden aus Kirchzarten.

David List dominierte das Tempo an der Spitze des Jugendfelds von Beginn an. Ende der ersten 4,8-Kilometer-Runde kam er nach einem Downhill mit ein paar Metern Vorsprung in eine Flachpassage und zog durch.
Favorit List steuerte vorne souverän seinem ersten Titel entgegen und produzierte in allen Runden Bestzeit. „Es ist mein erster Deutscher Meistertitel und deshalb bedeutet er mir sehr viel. Ich war zwar Favorit, aber ich war immer entspannt“, so der 15-Jährige vom Bodensee.

Pepe Rahl verteidigte seinen Silberrang sicher. „Das war mein bestes Saisonrennen. Ich habe mich das ganze Jahr darauf vorbereitet. Mit David konnte aber ich leider nicht mitfahren“, erklärte Pepe Rahl.

Leonie Daubermann macht Hattrick perfekt

Die Gessertshausenerin Leonie Daubermann (Principia) hatte danach ihren Titel in der U17 souverän verteidigt und mit 1:53 Minuten Vorsprung auf Franziska Koch aus Unna gewonnen. Dritte wurde überraschend Nina Küderle vom TSV Böhringen (+5:29).

Leonie Daubermann ließ überhaupt keine Zweifel aufkommen, dass sie gewillt war ihrer Favoritenrolle im Sauerland gerecht zu werden.
„Es ist alles super gelaufen, so wie ich es mir vorgenommen habe. In der dritten Runde hatte ich noch einen kleinen Sturz, aber das war das einzige Problem“, sagte eine strahlende Leonie Daubermann zu ihrem überlegenen Sieg.

Franziska Koch zollte Anerkennung: „Leonie ist einsame Spitze. Ich bin auf jeden Fall mit meiner Silbermedaille zufrieden“, erklärte Koch, die sich auch schon in der ersten Runde an die zweite Position gesetzt hatte.

Die Bronzemedaille ging an Nina Küderle. Doch die musste gegen Franziska Blass (Bayreuth) kämpfen. In der zweiten Runde ging sie an der Fränkin vorbei, setzte sich deutlich ab und feierte ihren bisher größten Erfolg.
„Es lief richtig gut heute. Ich mag solche lange Berge, aber auch die Abfahrt war cool“, erklärte Küderle, die nach der Hälfte des Rennens vorne nur noch das kleine Kettenblatt benutzen konnte.

Schüler U15: Anna Brähler und Ian Millenium triumphieren

Die Schüler-Titel gingen an Anna Brähler vom TGV Schotten und Ian Millenium vom SV Kirchzarten.
Brähler konnte nach einem spannenden Rennen mit 19,8 Sekunden Vorsprung den Titel gewinnen, nachdem Simone Roßberg vom TSV Dettingen/E. in Führung liegend gestürzt war. 200 Meter vor dem Ziel überholte Roßberg noch Luisa Daubermann (Gessertshausen), die nach einem Sturz ihrerseits Schwierigkeiten mit dem Vorderrad hatte.
Kurz vor Roßberg war das aber auch schon Franka Durst aus Albstadt gelungen, die damit die Silbermedaille für sich verbuchte.

Der erste Meistertitel der 26. Deutschen Cross-Country-Meisterschaften geht nach Hessen. Anna Brähler vom TGV Schotten holte sich das Meistertrikot in der U15-Kategorie vor Frank Durst von der RSG Zollern Alb und Simone Roßberg vom TSV Dettingen/E.

„Ich habe aufs Treppchen gehofft, aber mit dem Sieg habe ich nicht gerechnet“, kommentierte Anna Brähler ihren Erfolg.

Mit Ian Millenium triumphierte ein Däne bei den Deutschen Schülermeisterschaften. Daher ist er – bis einschließlich U17 – auch bei Deutschen Meisterschaften startberechtigt. Dass er als Däne Deutscher Meister geworden ist, kommentierte Millenium mit einem Lachen ganz einfach: „Fantastisch“ sei das. Über die Zukunft müsse er noch entscheiden.
Auf den Plätzen zwei und drei landeten der Untermünkheimer Noah Neff und Tim Hufnagel aus Reudern.