Daryl Impey überrascht im Finale – fünf Kilometer fehlen Jens Voigt zum Sieg


Am Ende fehlten Altmeister Jens Voigt fünf Kilometer. Nach der Distanz von 233,5 Kilometern, der längsten Etappe des Jahres, düpierte dafür Daryl Impey aus Südafrika mit einem Überraschungsangriff ihn und die Sprinterteams und rettete sechs Meter auf die heranfliegenden Verfolger über die Linie. Zweiter wurde nach 5:43:58 Stunden sein Landsmann Reinardt Janse van Rensburg aus der Mannschaft Giant-Shimano vor dem Russen Alexandr Porsev aus dem Katusha-Team. Bester Deutscher war Phil Bauhaus vom Team Stölting auf Platz vier, Heinrich Haussler aus der IAM-Mannschaft wurde zeitgleich mit Sieger Impey Fünfter. An der Spitze der Gesamtwertung gab es keine Veränderung: Der Schweizer Mathias Frank führt weiterhin mit fünf Sekunden Vorsprung auf den Franzosen Thibaut Pinot sowie den Tschechen Leopold König vom deutschen Team NetApp-Endura.

Mann des Tages zwischen Grassau und Neusäß war aber Jens Voigt. Bereits 15 Kilometer nach dem Start im strömendem Regen des Chiemgaus hatte der 42-Jährige einen seiner legendären Angriffe lanciert. Schnell hatte er einen Vorsprung von 45 Sekunden herausgefahren, bis er mit Timo Thönel aus dem Team Stuttgart, Sebastian Deckert aus Großhesselohe bei München vom LKT-Team Brandenburg sowie dem Kolumbianer Heiner Parra aus dem Team Caja Rural-Seguros Gesellschaft fand. Das Quartett erarbeitete sich einen maximalen Vorsprung von 7:30 Minuten, bevor das Feld, wohl wissend um die Qualitäten des Tour-Etappensiegers, bereits nach gut 50 Rennkilometern mit der ernsthaften Verfolgung begann.

Im Finale konnten dann zuerst Parra und Deckert und einige Kilometer später auch Thömel dem Routinier nicht mehr folgen, der auf der anspruchsvollen Zielrunde getragen von einer Welle der Begeisterung der Fans am Streckenrand in seiner ganz eigenen Art dem Ziel entgegen stampfte. Gegen die vereinte Übermacht der sich in der Sprintvorbereitung formierenden Mannschaften Orica-GreenEdge, Sky, Katusha und FDJ war die Strecke am Ende jedoch fünf Kilometer zu lang – die Konkurrenz kannte für Voigt und sein Kämpferherz auch in seiner letzten Saison keine Gnade. Der Ausnahmesportler, der für seinen Auftritt als aktivster Fahrer geehrt wurde, nahm‘s trotzdem gelassen: «Realistisch war die Chance niemals groß, dass wir es schaffen. Aber sie war da. Und wer es nicht versucht, kann nie gewinnen. Natürlich hätte ich hier lieber den Etappensieg eingefahren, als eingeholt zu werden am Ende. Trotz allem war es ein guter Tag für mich. Ich konnte mich noch einmal vorne zeigen. Wenn ich hier die Nummer eins bekomme, dann kann ich auch wie die Nummer eins fahren.»

Gleichzeitig habe ihn das Rennen aber auch in seinem Beschluss bestärkt, seine Karriere nach dieser Saison zu beenden: «Mein Kopf und mein Körper sagen mir immer wieder, dass es jetzt reicht», so Voigt. «Und darauf werde ich hören.» Trotzdem war die insgesamt 213 Kilometer lange Flucht für Voigt auch eine Genussfahrt: «Ich habe heute ganz oft meinen Namen gehört. Ich muss zugeben, das war ein schönes Gefühl. Ich bekomme so viel Sympathie von den Menschen, das ist einfach toll. Aber trotzdem ist nach dieser Saison endgültig Schluss mit dem aktiven Rennsport.»

Noch 1:21 Minuten Vorsprung nahm Voigt 17 Kilometer vor dem Ziel mit auf die zwei Schlussrunden in Neusäß – zu wenig für die vereinte Übermacht in seinem Rücken. Aus der stahl sich Impey gut sechs Kilometer vor dem Ziel nach Vorarbeit seiner Mannschaft davon und vollendete ausgerechnet in Manier des Ausreißerkönigs Voigt. «Die Bayern Rundfahrt ist mein erstes Rennen nach der Pause, die ich nach den Klassikern eingelegt habe. Und ich muss sagen, es läuft richtig gut. Ein großes Kompliment an mein Team, das diesen Etappensieg super vorbereitet hat. Am Sonntag werde ich nochmal versuchen, im Sprint vorne dabei zu sein. Aber in erster Linie geht es für unsere Mannschaft nun darum, das Bergtrikot von Christian Meier zu verteidigen», so der 29-Jährige, der im Vorjahr bereits die Etappe der Bayern Rundfahrt in Viechtach für sich entschieden hatte.

Der 29-jährige Kanadier Meier verteidigte seine Spitzenposition in der Bergwertung ebenso erfolgreich wie der erst 23-jährige Gießener Jan-Niklas Droste aus dem bayerischen Team Heizomat die Führung in der Sprintwertung. Bester Nachwuchsfahrer ist weiterhin der 24-Jährige Tour-Etappensieger Thibaut Pinot vom Team FDJ – gleichzeitig Zweiter der Gesamtwertung.

Morgen steht in Wassertrüdingen mit dem Einzelzeitfahren für die Favoriten endgültig die Vorentscheidung im Kampf um den Gesamtsieg bei der 35. Bayern Rundfahrt an. Die 25,5 Kilometer lange Strecke um den Hesselberg ist zwar nicht extrem anspruchsvoll, dürfte den Zeitfahrspezialisten aber genügen, ihre Qualitäten voll auszuspielen und das Klassement nochmals zu ihren Gunsten zu verändern.

Als erster Fahrer startet um 12.30 Uhr mit Fabian Brintrup der jüngste Teilnehmer der Bayern Rundfahrt in den Kampf gegen die Uhr, Spitzenreiter Mathias Frank vom Team IAM wird um 14:46 Uhr von der Rampe rollen und gegen 15.18 Uhr im Ziel erwartet.

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