Mountainbiker Thomas Hartmann: recht erfolgreiche „Seuchensaison“

Famoser Saisoneinstieg – schwerer Trainingssturz – Frakturen,OP – Rennpause – tolles Saisonfinale

Nach einer durch einige Krankheiten etwas gestörten Wintervorbereitung mit vielen Stunden auf dem Rad, in der Loipe und im Kraftraum hieß es für den Wahl-Deggendorfer, der mit einer Rennlizenz des RSC Neukirchen aus der Oberpfalz startet, an die überaus erfolgreiche Bilanz 2013 mit 30 Siegen anzuknüpfen.

Dem Ex-Europameister fällt es nach eigenen Worten von Jahr zu Jahr schwerer, aus der stark umfangslastigen Vorbereitung in den hochintensiven Rennmodus zu kommen. Zur großen Überraschung des ehemaligen Straßenprofis liefen jedoch bereits die ersten Rennen mit fünf Siegen und einem Ehrenplatz sehr gut und die Form stieg in Richtung der Saisonhöhepunkte wie geplant an. Wie nahe Freud und Leid in diesem harten Sport beieinander liegen, mußte er jedoch am 21.Mai, nur drei Tage nach seinem letzten Sieg im oberfränkischen Wunsiedel erfahren.

Im Hochgefühl seiner guten Form produzierte Hartmann in einem Felsengarten einen bösen Trainingssturz. Dabei zerschmetterte er sich die linke Mittelhand, brach sich etliche Rippen und erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. Die Hand wurde operativ mit Spickdrähten und Gipsschiene versorgt, eine Wettkampfpause von mindestens acht Wochen stand an – nach der intensiven Vorbereitung eine äußerst deprimierende Situation. Schon da war klar, daß die letztjährige Anzahl an Erfolgen nicht mehr erreicht werden konnte und einige Saisonhöhepunkte den Verletzungen zum Opfer fallen würden.

Schon am Tag nach der OP begann der Diplom-Trainer in ärztlicher Abstimmung mit Spaziergängen und wenig später mit Bergmärschen, die zu Bergläufen intensiviert wurden. Schweißtreibendes Ergometer- und angepaßtes Krafttraining kamen hinzu. Die starken Kopfschmerzen ließen nach und die Knochen heilten ungewöhnlich schnell. Schon nach vier Wochen erfolgte die Metallentfernung und leichtes Rennradtraining wurde möglich. Leider kam es aufgrund der starken Handschwellungen zu einem Karpaltunnelsyndrom, über Wochen wurden trotz intensivster Physiotherapie Hand und Arm taub – schlechte Voraussetzungen für einen festen Lenkergriff und eine gute Feinkoordination auf dem Rad im anspruchsvollen Gelände beim Wettkampf…..

Trotz angegriffener Moral trainierte der gebürtige Münchner hart und konsequent: nur sechseinhalb Wochen nach seinem Unfall gewann er das Comeback-Rennen. Der Juli brachte trotz ungünstigster Voraussetzungen über den schieren Kampf mühsam errungene Erfolge. Dabei bestand eine psychische Blockade besonders bei rutschigen Bedingungen, an der er auch aktuell immer noch hart arbeitet. Ende des Monats kumulierte der Stress und Hartmann mußte wegen lange überwunden geglaubter Herzrhythmusstörungen erfolgreich behandelt werden.

Dem ehemaligen Zeitfahrspezialisten auf der Straße standen auch in dieser schwierigen Zeit sein gesamtes Umfeld, Sponsoren, Freunde und Bekannte helfend zur Seite. Einziger Vorteil der Zwangspause war, daß er sich vermehrt um die Nachwuchsprojekte rund um seine sportlichen Patenschaften kümmern konnte, was ihn zusätzlich motivierte. Hierbei gibt der Diplom-Trainer sein ganzes Wissen und seine umfangreiche Erfahrung weiter, den Großteil seines eigenen Sponsorings durch ihn unterstützende Firmen spendet Hartmann an den talentierten Nachwuchs.

Mitte August begann ein geradezu unglaubliches Saisonfinale. Mit einer sich immer weiter steigernden Glanzform startete „Hardi“ bis Ende Oktober bei jedem möglichen Rennen, um die Saison einigermaßen zu retten. Trotz grenzwertigem Reisestress, meist zweier Starts pro Wochenende und hoher Anforderungen an die Regenerationsfähigkeit konnte er in diesen neun Wochen bei 14 Rennen 13 Siege und einen Ehrenplatz einfahren. Dabei landete er sogar regelmäßig in den TopTen aller Altersklassen – für ihn der einzig wahre Leistungsausweis. Trotz zweier weiterer Stürze in dieser Phase mit Verletzungsfolge konnte 2014 mit immerhin noch 23 Siegen sehr zufriedenstellend abgeschlossen werden, auch wenn Hartmann sein krankheits- und verletzungsträchtiges Sportjahr als „echte Seuchensaison“ bezeichnet.

Nach intensiver Analyse und Rücksprache mit seinem Umfeld hat sich der ehemalige Berufsfahrer dazu entschlossen, seine Karriere noch einmal um ein Jahr fortzusetzen, auch um nach einem Jahr voller Kampf und Krampf wieder die Leichtigkeit und Lockerheit im ihn so faszinierenden MTB-Rennsport zu verspüren. Nach 1.188 in seiner Karriere gefahrenen Rennen und 185 Siegen könnte die Schallmauer von 200 Karrieresiegen ein realistisches, ehrgeiziges Ziel sein.

Seit Anfang Dezember hat Hartmann wieder mit einer umfangreichen Saisonvorbereitung begonnen und wartet sehnlichst auf Schnee, um Großteile seines Trainings gleitenderweise in der Loipe verbringen zu können…..


Mehr zu Thomas Hartmann: @www.hardi.net

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