Ötztaler Radmarathon

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Welcher Radfahrer kennt ihn nicht… den Ötztaler Radmarathon? Weithin als einer der schwerster Radmarathons der Alpen bekannt, ist der Ötztaler die inoffizielle Weltmeisterschaft der Radmarathonfahrer. Weit über 20.000 wollen daran teilnehmen, per Los werden daraus 4500 Radsportler ermittelt, die sich den Traum vom Ötztaler erfüllen dürfen. Um die 238km und 5500 Höhenmeter über Kühtai, Brenner, Jaufenpass und Timmelsjoch zu meistern, ist viel Disziplin, Monate lange Vorbereitung und eiserner Wille erforderlich. Nicht zuletzt deshalb ist ein gefinishter Ötztaler der Ritterschlag für jeden Radsportler. Nur wer das Ziel erreicht, bekommt das begehrte Trikot und hat damit ein Monument der Radsportwelt bezwungen.

Natürlich ist auch für mich und viele meiner betreuten Sportler der Ötztaler das Ziel des Jahres und bildet den Höhepunkt einer erlebnisreichen Saison. Heuer hatten wir an die 20 Starter im Feld dabei – jeder mit seiner ganz persönlichen Zielsetzung. Von „unter 8 Stunden“ bis „den Jaufen im Zeitlimit zu schaffen“ war alles dabei und sorgt für eine ausgeglichen Stimmung unter den Teilnehmern und ihren Begleitpersonen. Bereits am Freitag startete unser Wochenende in Sölden, wo bereits die Startnummern abgeholt werden können und zahlreiche Firmen ihre Produkte und Leistungen auf der riesigen EXPO zur Schau stellen.

Auch an unserem Infostand wurden die Produkte unserer Partner präsentiert, unser Verpflegungsservice abgewickelt und alle Fahrer über den genauen Ablauf des Rennens und unser Programm informiert. Auch die neue Teambekleidung wurde ausgegeben, um am Saisonhighlight eine besonders gute Figur zu machen. Das gemeinsame Abendessen am Freitag Abend mit Fahrern, Betreuern, Begleitpersonen und vielen Freunden war sicherlich einer der Höhepunkte im Programm, ebenso das Fotoshooting und die gemeinsame Ausfahrt ins Venter Tal am Samstag.

Der Sonntag begann dann besonders früh für alle, denn um einen guten Startplatz zu bekommen, muss man sich schon ca. eine Stunde von dem Start in die Aufstellungen begeben. Alles klappte reibungslos und so setze sich das Feld pünktlich um 6:45 bei bereits angenehmer Temperatur und Kaiserwetter in Bewegung. Ötz war schnell erreicht und im Kühtai erfolgte bereits die große Selektion. Dort befinden sich die steilsten Rampen mit 18% – alles andere als eine leuchte Aufgabe so früh am Morgen. Empfangen von hunderten Fans und den ersten Sonnenstrahlen in den Speichen ging es weiter nach Innsbruck und hinauf auf den Brenner – dem leichtesten der vier Anstiege.

Nach der Durchfahrt in Sterzing beginnt die Kletterpartie dann erst richtig. Am Jaufenpass kann man noch relativ gleichmäßig und rasch an Höhe gewinnen, viel schwerer fällt das dann am Timmelsjoch, dessen Einstieg man mit bereits 170 Kilometern in den Beinen erreicht. 30km und 1800 Höhenmeter hat allein dieser Pass, zudem brennt die Sonne erbarmungslos in den majestätischen Anstieg. In der Mitte kann man sich kurz an der Labestation erholen, was folgt sind für viele die prägendsten Kilometer ihres Radsportlebens. Die berüchtigten Kehren bis zum Tunnelportal verlangen einem alles ab, egal in welcher sportlichen Verfassung man sich befindet. Hunderte schieben diesen Anstieg nur noch hinauf, sind von Krämpfen geplagt oder müssen den Traum vom Ötztaler im Besenwagen erleben, um es im nächsten Jahr erneut zu versuchen.

Wer es jedoch schafft, den Empfängt im Ziel in Sölden nicht nur eine Tausendschaft an Radsportfans und Angehörigen, die auf ihre Helden warten sondern auch ein unvergleichlicher Endorphinausstoß. Das Gefühl, das einen überflügelt, wenn man das Ortsschild erreicht, in die Jubelmenge hineinsticht und von den Moderatoren frenetisch empfangen wird ist für jeden Teilnehmer eines der schönsten Erlebnisse überhaupt! Empfangen von seinen Angehörigen sind alle Strapazen und Schmerzen dieses Tages sofort vergessen und spätestens nach der Dusche freut man sich schon auf seine nächste Teilnehme beim Ötztaler Radmarathon – Losglück vorausgesetzt natürlich.

Die stilvolle Siegerehrung sollte man auf keinen Fall verpassen, die letzten Fahrer werden direkt mit Rad auf die Bühne begleitet und gefeiert wie Sieger – danach erfolgt die Ehrung für die schnellsten des Tages. Umrahmt von sehenswerten Showeinlagen und einem der besten Nudelbuffets bei Radrennen ist der Abend genauso einzigartig wie der Radmarathon für sich. Noch lange werden die Erlebnisse in Erinnerung bleiben und das Finisher Trikot samt Urkunde mit Sicherheit einen Ehrenplatz bekommen.
Wir freuen uns schon jetzt auf den nächsten Ötztaler. Das ganze Jahr arbeiten wir dafür, die bestmöglichen Rahmenbedingungen im Training und am Renntag zu ermöglichen, um unseren Startern den Traum vom Ötztaler als ganz besonderes Erlebnis zu ermöglichen. Nach einer kurzen Erholungspause geht es also schon wieder los mit dem Trainingsplan, denn wie heißt es so schön… „Nach dem Ötztaler ist vor dem Ötztaler!“
Euer Ötzicoach,
Stefan Kirchmair

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Ötztaler – „Mission Mama“

Der heurige Ötztaler war ein ganz besonderer für mich, denn dass ich die letzte Auflage im Rollstuhl mit ansehen musste, war schon ein harter Schlag für mich gewesen – noch dazu bei diesem Kaiserwetter nachdem ich all meine Siege bei Regen oder Kälte eingefahren hatte und den Ötztaler noch nie so richtig genießen konnte. Das wollte ich heuer unbedingt nachholen und nachdem ich meine sportlichen Ambitionen zugunsten des Coachings und all meiner anderen Tätigkeiten in diesem Bereich schon früh im heurigen Jahr zurückschraubt hatte. Viel zu lange hatte die Erholung von der schweren Verletzung gedauert, dazu der neue Job in Vorarlberg und der Abschluss des A-Trainer Lizenz hatten dafür den Ausschlag gegeben.

So kam eines zum anderen und ich schenkte meiner Mutter zu Ihrem 50. Geburtstag ein passendes Rennrad und einen Startplatz beim Ötztaler. Sie hatte mich auch schon 2005 begleitet als ich damals beim Ötztaler meine Liebe für den Radsport entdecken konnte. Jahrelang hat sie mich nun unterstützt und ich wollte ihr unbedingt eine kleine Anerkennung dafür geben. So begleitete ich den zugegeben mühsamen Prozess, ihr das Rad, die Klickpedale und alle weiteren radsportlichen Gegebenheiten vertraut zu machen. Trotz meiner seltenen Anwesenheit zuhause schafften wir einige gemeinsame Ausfahrten und bis zum Ötztaler standen fast 1500km auf ihrem Tacho (für ernsthafte Radfahrer das Pensum eines Monats)
Nachdem ich meine Mutter gut kenne und sie einen eisernen Willen und fast grenzenlose Ausdauer besitzt wusste ich, dass sich den Ötztaler trotzdem gut schaffen würde. Einzig des Fahren in der Gruppe, die Abfahrten und sicherlich die Ernährung zog ich als kleinere Fragezeichen in Betracht. Nachdem meine Mutter sich nie unter Druck setzen lässt, stellte ich mal das Ziel der 10 Stunden in den Raum, mit der ich nicht ganz falsch liegen sollte, wie sicher später herausstellen sollte.

Wie immer halfen mit meine Mutter und auch viele weitere Fahrer beim Aufbau und der Betreuung des Infostandes in der großen EXPO direkt bei der Startnummernausgabe. Sehr viele Leute kamen, um sich zu informieren und auch die Produkte unserer Partner zu bestaunen, die wir ausgestellt hatte. Wie immer eine sehr schöne Gelegenheit, mit vielen bekannten Gesichtern persönlich zu sprechen, die man bei anderen Radmarathons nur flüchtig vorbeihuschen sieht. Jedenfalls 2 gelungen Tage an unserem Stand, mit guter Unterhaltung auch untereinander und mit vielen Infos zum nächsten Jahr.
Unser gemeinsames Abendessen im Corso am Freitag wird auch schon zur Routine und erfreulicher war der Besuch einiger Radfreunde, die uns ebenfalls Gesellschaft leisteten. Ein gelungener Abend mit einem Breefing zum Rennen, unserer Verpflegungstaktik und vielen weiteren Tipps und Tricks. Selbiges dann auch bei unserer Radausfahrt am Samstag ins Venter Tal. Davor noch kurzes Fotoshooting im neuen Outfit und dann ging es gemütlich zum Einrollen mit vielen Freunden als Begleitung. Nach den letzten organisatorischen Erledigungen, Essen und dem Fahrerbreefing ging es dann für alle früh ins Bett, um fit für den großen Tag zu sein.

Am Sonntag trennten sich dann unsere Wege vorerst. Sie rollte mit den anderen in den hinteren Startblock, ich musste vorne starten. Da stand ich nun mit meinem KTM-Crosser – mit Stollenreifen zwischen den üblichen Favoriten und VIP´s, die es bis Ötz schon richtig krachen ließen. Nach einigen Interviews ging aber alles ganz schnell, der Start war so schnell wie noch nie – mit 60km/h hinter dem Rennleiter flatterte mein Rad wie ein Rennrad bei 120 – ich hatte echt „Schiss“! Zum Glück war auch das bald überstanden und ab dem Abzweig ins Kühtai konnte ich mich gemütlich zurück fallen lassen, mit den Leuten sprechen, die mich ansprachen und ihnen einen schönen Tag und alles Gute wünschen.
So ging es ganz gemütilch ins Kühtai rauf, meinen Sportlern gab ich noch letzte Tipps bevor ich an unserer Labestation dann endgültig auf meine Mutter wartete. In der Abfahrt musst ich auch warten, aber sie schlug sich wacker bei dem grellen Gegenlicht. Bis Innsbruck machte ich das Tempo, wir waren eine rieseige Gruppe mit sicher 300 Leuten am Brenner. Diese zerbrach aber immer mehr und wir fielen immer wieder hinten raus. Aber kein Problem, so hatte ich was zu tun und dank den kaum abgeblasenen Stollenreifen fand ich leichter das richtige Tempo. Das hatte ich ja heuer schon bei allen anderen Rennen auch so gemacht und klappte perfekt.

Am Brenner dann perfekte Arbeitsteilung – Mutter mit eine Pit-Stop bei unserem Lieblingscafe – ich wieder zur Labe und ausgestopft wie eine Weihnachtsgans weiter Richtung Sterzing. Mama gleich gefunden, wieder Tempo gemacht und rein ging es in den Jaufen. Meine Verpflegung wollte sie aber nicht, fast zwingen musste ich sie zum Essen. Schnell war ein guter Rhythmus gefunden, was ja das feine am Jaufenpass ist und ich machte ein paar Fotos, schwatzte mit den vorbeifahrenden Leuten und hatte meinen Spaß. An unserer eigenen Verpflegungsstelle bestens versorg ging es weiter über den Pass in die Abfahrt – wir waren genau im Zeitplan.

Unten in St. Leonhard stand die Hitze und das war bis Moos und darüber hinaus auch der Scharfrichter für meine Mutter, die hier richtig zu kämpfen hatte. Erst der Brunnen vor Schönau, an dem mich meine Mutter die Jahre zuvor immer verpflegt hatte, brachte Abkühlung während ich für Nachschub an unserer Labestation sorgte. Das zog sich etwas, noch mit Leuten in Schönau geschwatzt und ich hatte zu kämpfen, die Mama wieder einzuholen, die in der kühlen Gewitterluft nochmal so richtig in Fahrt kam. Gemeinsam dann durch den Tunnel und das geniale Gefühl am Timmelsjoch genossen mit dem Wissen, es nun geschafft zu haben. Auch der Gegenanstieg kein Problem mehr, dann die letzten Meter nach Sölden.
Knapp über 10 Stunden erreichten wir das Ziel – 10:03 um genau zu sein. Hand in Hand über die Brücke, fiel sie mir dann im Ziel um den Hals. Beim Interview legte sie endlich mal ihre Scheu vor Kameras und Reportern aber dann ging es schnell an die Labe, denn erst jetzt war endlich Hunger spürbar bei ihr. Während sie Duschen ging, wartete ich auf meine vielen Sportler, die noch hinter uns in Ziel kamen. Die schnelleren waren zum Teil schon weg, aber spätestens bei der Swaren wir wieder alle vereint und ließen diesen Perfekten Tag noch gemeinsam ausklingen.

Jetzt geht es dann richtig los mit der Planung fürs neue Jahr, denn bekanntlich ist nach dem Ötzi ja vor dem Ötzi! Alle Infos dazu findet ihr auf unserer Homepage und auf Facebook.
Bis bald, euer Stefan
(oder „Ötzi-Coach“ wie mich meine Leute jetzt schon nennen 😀

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