Archiv für den Tag: 29. September 2018

NL-Team und Anna van der Breggen deklassieren die Damen-Konkurrenz


Nach zwei WM-Silbermedaillen im Zeitfahren und Olympiagold beim Straßenrennen 2016 holte sich die Niederländerin Anna van der Breggen heute bei der UCI Straßenrad WM in Innsbruck-Tirol ihr erstes Regenbogentrikot! Vor einer unglaublichen Zuschauerkulisse wies sie ihre Gegnerinnen in die Schranken und gewann souverän. Beste Österreicherin wurde Angelika Tazreiter als 59.

Am vorletzten Tag der UCI Straßenrad WM in Innsbruck-Tirol wurde das Regenbogentrikot im Straßenrennen der Damen Elite vergeben. Nach dem Start in Kufstein ging es nach Innsbruck, wo noch drei Runden auf dem Olympia Rundkurs absolviert werden mussten. Gleich vom Start weg war das Tempo enorm hoch. Aurela Nerlo und Ana Cristina Sanabria Sanchez bildeten die erste Spitzengruppe des Tages. Während sich die Kolumbianerin Ana Cristina Sanabria Sanchez über den Gnadenwald vorne halten konnte, schrumpfte unterdessen das Hauptfeld auf nur mehr rund 30 Fahrerinnen.

Angriff von Anna van der Breggen
Vor der ersten Zieldurchfahrt in Innsbruck bildete sich eine vierköpfige Spitze, das Feld mit rund 60 Fahrerinnen hatte vor der Hofburg einen Rückstand einer knappen halben Minute. Mit dabei war auch die österreichische Staatsmeisterin Sarah Rijkes und Angelika Tazreiter. Doch beim ersten Anstieg nach Igls trennte sich endgültig die Spreu vom Weizen. In der zweiten Runde kam es am entscheidenden Anstieg zum Angriff von Anna van der Breggen, einer der großen Favoritinnen. Die niederländische Zeitfahr-Silbermedaillengewinnerin von 2017 und 2018 katapultierte sich mit einem unwiderstehlichen Antritt an die Spitze und brachte schnell eine Minute zwischen sich und die Australierin Amanda Spratt. Bei der letzten Zieldurchfahrt befand sich hinter den beiden Führenden noch ein Trio mit Rivera, Jasinska und Fahlin auf Medaillenjagd. Das Hauptfeld mit rund 50 Fahrerinnen hatte bereits über 3,5 Minuten Rückstand.

Niederländerin deklassiert die Konkurrenz
Vor tausenden Zuschauern baute die Olympiasiegerin von 2016 im weiteren Rennverlauf ihren Vorsprung sukzessive aus. Sie fuhr Richtung Bobbahn Igls durch ein Menschenspalier und hatte im Ziel 3:42 Minuten Vorsprung auf die Australierin Amanda Spratt. Die Bronzemedaille sicherte sich die Italienerin Tatiana Guderzo mit 5:26 Minuten Rückstand. „Ich wusste nichts über die Zeitabstände. Deshalb war ich mir bis ins Ziel nicht sicher, ob ich wirklich Weltmeisterin werde. Ich fuhr so schnell wie möglich und habe alles gegeben. Ich weiß wie schwer es ist, Weltmeisterin zu werden, deshalb bin ich überglücklich über das Regenbogentrikot!“ Im Rahmen der Pressekonferenz streute die frisch gekürte Weltmeisterin der WM-Austragungsstätte Rosen: „Ich habe bereits einige Trainingslager hier in Innsbruck absolviert. Ich liebe die Landschaft und vor allem die Berge – davon haben wir in den Niederlanden ja leider keine. Ich habe während der Zeit in Tirol auch viele großartige Menschen kennengelernt, die sich so sehr auf die WM gefreut haben. Sie haben eine tolle Weltmeisterschaft organisiert.“

Martina Ritter beendet Karriere
Als beste Österreicherin landete die gebürtige Niederösterreicherin Angelika Tazreiter an der 59. Stelle. Für sie war es die erste WM überhaupt: „Ich komme aus dem Mountainbike-Sport und habe generell erst elf Tage auf dem Straßenrad in den Beinen. Das Rennen war hart, aber ich bin absolut zufrieden mit meiner Leistung. Die Menschenmassen, die uns angefeuert haben, waren der Wahnsinn!“ Sarah Rijkes aus Waidhofen a/d Ybbs wurde 81.: „Bis zur zweiten Runde konnte ich gut mitfahren und habe mich immer wieder vorne gezeigt. Dann war leider der Ofen aus. Es war unglaublich hart, aber die vielen österreichischen Fans haben mich gepusht.“ Für die dritte ÖRV-Athletin, die vielfache Staatsmeisterin Martina Ritter aus Linz, funktionierte es heute hingegen gar nicht nach Wunsch. Das Eliterennen stand nach Bandscheibenproblemen in den letzten Wochen und einem Sturz gestern beim Training unter keinem guten Stern. Schon nach dem neutralisierten Start in Kufstein hatte Ritter Probleme mit der Kette und musste vom Rad. Sie kam entkräftet nach Innsbruck, wo sie vor der ersten Runde vom Rad steigen musste. Martina Ritter erklärte nach dem letzten Damen Elite Rennen bei der Heim-WM ihren Abschied vom Spitzensport. Bereits nach Olympia 2016 wollte die 36-jährige Oberösterreicherin ihre Karriere beenden, wegen der Titelkämpfe in Tirol hatte sie aber noch zwei Jahre angehängt.

Beste Deutsche wurde die junge Clara Kloppenburg als 18., Liane Lippert wurde 46. Das Foto zeigt sie beim Anstieg am Rundkurs in der Nähe des Schlosses Amras.

Pressesprecher Martin Roseneder
Innsbruck-Tirol Rad WM 2018 GmbH
Fotos Gerhard Plomitzer

1. Anna van der Breggen (NED)
2. Amanda Spratt (AUS) +3:42
3. Tatiana Guderzo (ITA) +5:26
4. Emilia Fahlin (SWE) +6:13
5. Malgorzata Jasinska (POL) s.t.
6. Carol-Ann Canuel (CAN) +6:17
7. Annemiek van Vleuten (NED) +7:05
8. Amy Pieters (NED) s.t.
9. Lucinda Brand(NED) +7:17
10. Ruth Winder (USA) s.t.

U23: Schweizer Premieren-Triumph bei der Rad WM in Innsbruck-Tirol


Der Schweizer Marc Hirschi hat beim Straßenrennen der U23-Fahrer bei der UCI Straßenrad WM 2018 seinem Land die erste Goldmedaille in dieser Kategorie beschert! Mit einer beherzten Attacke im Finale verwies er den Belgier Lambrecht und den Finnen Hänninen auf die Plätze. Bester Österreicher wurde der Salzburger Marcel Neuhauser auf Rang 28.

Bei der UCI Straßenrad WM 2018 in Innsbruck stand heute das Straßenrennen der U23-Fahrer auf dem Programm. Bei strahlendem Sonnenschein und vor rund 75.000 Zuschauern warteten zwischen Kufstein und Innsbruck schwere 179,7 Kilometer mit 2.910 Höhenmetern auf die Fahrer. Nach der Anfahrt nach Innsbruck über Gnadenwald mussten noch vier Runden auf der Olympiarunde absolviert werden. Gleich nach dem Start in Kufstein setzte sich der Kanadier Nickolas Zukowsky vom Feld ab, er wurde vor Innsbruck aber wieder gestellt. Das Rennen wurde immer schneller und das Hauptfeld immer kleiner. In der zweiten Runde setzte sich auch der Salzburger Marcel Neuhauser gut in Szene, er konnte sich mit drei Konkurrenten aber nicht entscheidend absetzen.

Schweizer Express attackiert
Im Laufe der zweiten Runde verblüfften die Schweizer Athleten, als sie sich bei der Abfahrt nach Igls zu viert vom Feld absetzen konnten. Drei weitere U23-Fahrer schafften den Anschluss. In der folgenden Runde zerfiel durch das hohe Tempo die Spitzengruppe. Dort formierte sich mit dem Schweizer Patrick Müller und dem Ukrainer Mark Padun, heuer Etappensieger der letzten Tour of the Alps-Etappe in Innsbruck, ein Duo. Dahinter bildete sich eine rund 15 Mann starke Verfolgergruppe. Wenige Kilometer vor der letzten Zieldurchfahrt machten sich der Ire Eddie Dunbar und der Schweizer Gino Mader auf die Verfolgung des Führungsduos. Beim letzten Anstieg auf der Olympiarunde änderte sich alles dramatisch. Hirschi, Lambrecht und Hanninnen holten die Spitzenfahrer ein und fuhren gleich vorbei. Dann bei der Abfahrt das gleiche Bild wie zwei Runden zuvor: Hirschi attackierte bergab und fuhr rasch mehr als zehn Sekunden heraus. Den Vorsprung gab er bis ins Ziel nicht mehr ab und siegte souverän! Im Sprint um den zweiten Platz setzte sich der Belgier Bjorg Lambrecht gegen den Finnen Jaakko Hänninen knapp durch. Der Schweizer Gino Mader holte den undankbaren vierten Platz, bescherte damit aber der Schweiz ein starkes mannschaftliches Ergebnis.

Der 20-jährige Marc Hirschi, heuer bereits U23-Europameister, feierte in Innsbruck den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere: „Es war unglaublich! Wir waren heute das stärkste Team und fuhren von Beginn an offensiv. In der zweiten Runde sorgten wir bei der Abfahrt für die Vorentscheidung im Rennen. Das war so nicht geplant, aber es hat sich ergeben und ist voll aufgegangen. Ich war immer in der richtigen Gruppe und hatte zum Schluss noch die nötigen Kraftreserven! Es ist absolut verrückt!“

Schwarzer Tag für Felix Gall
Der Osttiroler Felix Gall, 2015 Junioren-Weltmeister, war die große rot-weiß-rote Hoffnung. Er kam über Rang 63 nicht hinaus „Leider habe ich einen rabenschwarzen Tag erwischt. In der dritten Runde verlor ich den Anschluss“, sagte Gall, der bei der Siegerehrung seinem Teamkollegen Marc Hirschi zujubelte: „Das taugt mir voll, dass Marc Weltmeister wurde! Wir verstehen uns super. Leider verlässt er uns im nächsten Jahr zu den Profis.“ Der Salzburger Marcel Neuhauser wurde als bester Österreicher 28. mit 4:57 Minuten Rückstand: „Ich bin absolut zufrieden mit meiner Leistung. Leider lief es bei Felix nicht nach Wunsch. Ich habe einmal attackiert und war top-motiviert. Die Stimmung in Innsbruck und an den Anstiegen war der Wahnsinn – wie bei der Tour de France!“ Während Mario Gamper das Rennen nicht beendete, kam sein Tiroler Teamkollege Benjamin Brkic als 68. ins Ziel.

1. Marc Hirschi (SUI)
2. Bjorg Lambrecht (BEL) +0:15
3. Jaako Hanninen (FIN) s.t.
4. Gino Mäder (SUI) +0:35
5. Mark Padun (UKR) +0:37
6. Jaime Castrillo (SPA) +0:45
7. Tadej Pogacar (SLO) +0:47
8. Ethan Hayter (GBER) s.t.
9. Patrick Müller (SUI)
10.James Shaw (GBR)
Bester Deutscher war Georg Zimmermann auf einem guten 14. Rang.
Pressesprecher Martin Roseneder
Innsbruck-Tirol Rad WM 2018 GmbH