Deutsche Cross-Country-Meisterschaft: Titelverteidiger mit Handicap

Manuel Fumic ist vor der Deutschen Meisterschaft am Wochenende in Bad Salzdetfurth skeptisch in Sachen Titelverteidigung, favorisiert sind Moritz Milatz und Wolfram Kurschat. Bei den Damen ist der Kampf ums Meisterjersey offen wie nie in den letzten zehn Jahren. Milatz_finish_spectatorsFür die 11-fache Titelträgerin Sabine Spitz wird es beim Comeback nach ihrer Verletzung nicht einfach. Die beiden Titelverteidiger in den Elite-Rennen haben praktisch die gleiche Ausgangsposition mit Handicap. Beide haben sich vor acht Wochen bei Trainingsstürzen vor dem Weltcup in Albstadt schwer an der Schulter verletzt und mussten operiert werden. Sowohl Sabine Spitz (Murg-Niederhof) als auch Manuel Fumic haben am vergangenen Wochenende einen ersten Test erfolgreich absolviert, beide sind sie in ihren Rennen Dritte geworden. Außerdem bekennen beide, dass sie in den Abfahrten noch ihre Defizite haben, in erster Linie mental bedingt. Unisono sagen sie auch, dass sie erst einmal froh sind, bei der DM überhaupt schon wieder am Start zu stehen. „Ich bin sicher nicht in Topform, die Intensitäten sind nicht so da. Ich muss mich einfach überraschen lassen. Mir fehlt jegliche Orientierung. Das Ziel war dabei zu sein und das sieht sehr gut aus“, sagt Rekordmeisterin Sabine Spitz, die auch 2010 in Bad Salzdetfurth den Titel geholt hat. Weil mit Adelheid Morath ihre Haibike-Teamkollegin und in dieser Saison beste Deutsche wegen Schlüsselbeinbruch genauso ausfällt wie die Vizemeisterin von 2010, Anja Gradl, scheint Sabine Spitz dennoch nicht chancenlos das Dutzend Cross-Country-Titel voll zu machen. Hanna Klein, die Zweite vom Bundesliga-Finale in Saalhausen, rechnet jedenfalls mit Spitz: „Sabine hat schon oft gezeigt, dass sie aus einer Phase ohne Rennen stark zurückkommen kann. Wenn sie dabei ist, dann ist die Favoritenrolle vergeben.“ Für sich selbst hofft sie auf ihre Leistung von Saalhausen wiederholen zu können. „Ich bin gespannt, aber ich freue mich drauf“, so die 25-Jährige aus Freiburg, die schon zweimal DM-Dritte war. Bei Elisabeth Brandau (Schönaich) scheint es nach ihrem Bänderanriss im Knie wieder aufwärts zu gehen. Bei Nina Wrobel (Freiburg) ist körperlich zwar nach wie nicht alles im Lot, aber sie hat sich in ihrem Comeback-Jahr sukzessive gesteigert. Die DM-Dritte des Vorjahres Silke Schmidt (Herzlichst Zypern) ist beruflich inzwischen stark eingespannt und wird ihr erstes Cross-Country-Rennen in diesem Jahr bestreiten. Ausgang? „Keine Ahnung. Ich fahre nicht ganz ohne Erwartungen da hin, aber ich habe überhaupt keinen Vergleich“, sagt die Juristin, die in München lebt. Bei den Herren ist das Feld ebenfalls ein klein wenig gelichtet. Der Vize-Meister des Vorjahres, Jochen Käß (Ofterdingen) und der Bronzemedaillengewinner 2012, Robert Mennen (Nörvenich) sind bei der Transalp-Challenge im Einsatz und somit nicht am Start.

Herren: Duell zwischen Milatz und Kurschat?
Manuel Fumic gibt sich in Sachen Titelverteidigung realistisch. „Ich habe schon vorgehabt den Titel zu verteidigen, aber objektiv betrachtet muss ich sagen, dass mir einiges fehlt. Bergab habe ich meine Defizite und auch die Leistungsspitzen fehlen mir noch. Ich will nicht sagen, es wäre ein Wunder, wenn ich den Titel verteidigen kann, aber ich gehe auf keinen Fall als Favorit ins Rennen“, fasst Fumic seine Sicht der Situation zusammen. Sein Vorgänger Moritz Milatz formuliert dagegen ganz klar den Titel als Ziel. Dreimal war er schon Meister. „Nach dem Sieg in Saalhausen habe ich das Gefühl, dass ich auch die Form dazu habe. Aber die Konkurrenz schläft nicht“, sagt der Freiburger, der in Bad Salzdetfurth bereits viermal gewinnen konnte. Das bezieht sich unter anderem auf Wolfram Kurschat. Der Neustädter hat wegen anderer Verpflichtungen nur wenige Rennen bestritten, aber beim Weltcup im Val di Sole gezeigt, dass er schon wieder Anschluss an Weltklasseleistungen gefunden hat. „An dem Tag muss alles passen, das ist klar. Eine DM ist vom Kopf her schwieriger, es geht um den Sieg. Man muss das Ding ins Ziel bringen“, erklärt der 38-Jährige. „Ich freue mich auf jeden Fall auf Bad Salzdetfurth und seine gigantische Kulisse. Das ist ein Top-Spot für eine DM.“ Ein weiterer Name, der häufig als Medaillenkandidat genannt wird ist Markus Schulte-Lünzum. Der dürfte eigentlich noch im U23-Rennen mitfahren, doch bei einer DM ist ein Wechsel in die höhere Kategorie erlaubt. Warum er sich dafür entschieden hat? „Ich habe schon zwei U23-Titel. In der Elite habe ich nichts zu verlieren, aber mehr Weltranglistenpunkte zu gewinnen. Schauen wir mal was rauskommt, aber ich liebäugle natürlich schon mit einer Medaille“, sagt der U23-Weltcupführende. In Saalhausen landete er zwischen Milatz und Fumic auf Rang zwei. Hinter diesem Quartett lauern mit Simon Stiebjahn (Titisee-Neustadt), Andy Eyring (Münnerstadt), Marcel Fleschhut (Mosbach) und vielleicht auch dem lange verletzten Markus Bauer (Lohr) junge Fahrer, die in die Lücke springen können, wenn einer der Topleute ausfällt.

Nachwuchs: Titelverteidigerin bei den Juniorinnen bangt um ihren Start
In der U23-Kategorie gelten die drei Teamkollegen Julian Schelb (Münstertal), Christian Pfäffle (Neuffen) und Martin Gluth (Helmbrechts) als Favoriten, bei den weiblichen Altersgenossinnen ist es Titelverteidigerin Helen Grobert (Remetschwiel).

Die Vize-Europameisterin der Juniorinnen Sofia Wiedenroth (Sigmarszell) hat sich in Saalhausen eine schwere Prellung am Handgelenk zugezogen. Der Start der Titelverteidigerin in der U19 ist offen. Bei einem Ausfall wäre die EM-Fünfte Sarah Bauer (Nürtingen) die Favoritin.
Bei den Junioren ist Europameister und Titelverteidiger Lukas Baum (Neustadt/W.) Anwärter Nummer eins, aber er hat in Georg Egger (Obergessertshausen) und in Philipp Bertsch (Abensberg) zwei ganz starke Konkurrenten. Überhaupt gab es noch nie international so stark aufgestellte deutsche Junioren wie in diesem Jahr.

Insgesamt werden in Bad Salzdetfurth zwölf Meistertitel vergeben, von der U15 bis zu den beiden Masterskategorien.

Zeitplan:
Freitag, 12. Juli
Ab 16 Uhr Slalom U15 und U17 (Teil der Meisterschaft)
Samstag, 13. Juli
9.30 Uhr Schülerinnen U15 /Jugend U17 weiblich
10.30 Uhr Schüler U15

16.45 Uhr Jugend U17 männlich
18.00 Uhr Master 1+2

Sonntag, 14. Juli
9.00 Uhr Junioren
10.30 Uhr Damen Elite / Damen U23 / Juniorinnen
12.15 Uhr Herren U23
14.15 Uhr Herren Elite

Foto: Marius Maasewerd

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