Deutsche Meisterschaft in Bad Säckingen: Es gibt keinen Top-Favoriten

Die 25. Deutschen Meisterschaften in der Olympischen Cross-Country-Disziplin im Rahmen der Bosch Gold Trophy Sabine Spitz versprechen hoch interessant zu werden. Am kommenden Sonntag haben es die Titelverteidiger Sabine Spitz und Moritz Milatz mit starker Konkurrenz zu tun. Wer mit dem Meisterjersey nach Hause geht, ist offener denn je.

Hätte man Mitte Mai nach der Favoritin auf den Deutschen Meistertitel gefragt, dann wäre die Antwort ziemlich eindeutig ausgefallen. Sabine Spitz (Murg-Niederhof) verzeichnete starke Weltcup-Resultate und nicht viel hätte zu diesem Zeitpunkt dagegen gesprochen, dass sie sich auf heimischem Terrain in Bad Säckingen zum 13. Mal zur Deutschen Meisterin in der Cross-Country-Disziplin krönen würde.


Helen Grobert
Doch seit dem vergangenen Sonntag haben sich die Kräfteverhältnisse verschoben und die Eindeutigkeit ist dahin. Einerseits stürmte die U23-EM-Dritte Helen Grobert (Focus XC) aus Remetschwiel in Lenzerheide an Sabine Spitz vorbei und andererseits hatte die ihre Schwierigkeiten in der Schweiz „so nicht erwartet“.

Zudem zeigte ihre Haibike-Teamkollegin Adelheid Morath bei ihrem Sieg in der KMC Bundesliga in Schopp, dass sie sich im Höhentraining eine starke Form angeeignet hat.

„Dass Adelheid eine schwere Aufgabe wird, das war schon vorher klar. Jetzt steht aber Helen auch noch stärker im Fokus“, weiß Sabine Spitz, dass sie vor einer diffizilen Titelverteidigung steht. Dass sie und ihr Mann Ralf Schäuble auch noch in der Organisation der DM eingebunden sind, macht die Sache nicht einfacher, auch wenn die Strecke und das Publikum einen Heimvorteil hergeben werden.

Adelheid Morath zeigt sich „optimistisch“. Ihre Zielvorgabe ist klar: „Um den Titel mitfahren.“ Zwei silberne (2009, 2012) und zwei bronzene (2008, 2011) Plaketten hat sie schon, am Sonntag greift die Bosch Gold-Trophy-Siegerin von 2013 nach dem Meisterjersey. „Ich habe gute Erinnerungen an Bad Säckingen, obwohl mir in der Strecke der lange Berg fehlt“, sagt die Kletterkünstlerin.

Das Profil des vier Kilometer langen Kurses kommt Spitz und Grobert sicher mehr entgegen, doch der konditionelle Anspruch, der sich aus dem ständigen Auf und Ab ergibt, spielt Morath durchaus auch in die Karten. Und wie Sabine Spitz und Helen Grobert hat auch sie die Dienste von Technik-Trainer René Schmidt in Anspruch genommen.

Die Medaillenkandidatinnen lassen sich aber nicht auf diese drei Damen reduzieren. Nina Wrobel (Merida-Schulte) kommt immer besser in Schwung und Hanna Klein vom französischen BH Sr-Suntour-KMC-Team war vergangenen Sonntag in Schopp auch guter Dinge, dass sie bei der DM noch mal einen drauf setzen kann. Zu den beiden Freiburgerinnen gesellt sich noch die Schönaicherin Elisabeth Brandau (EBE-Racing). Sie war zweimal schon DM-Zweite (2013, 2011), im ersten Halbjahr allerdings noch nicht so auf dem Damm, wie sie sich das selbst vorgestellt hatte.

Herren: Fumic warnt vor der „jungen Generation“

Bei den Herren ist ebenfalls andere eine Konstellation entstanden, als sie noch Anfang Juni existiert hat. Zu diesem Zeitpunkt war Moritz Milatz mit Weltklasse-Leistungen der stärkste Deutsche im Weltcup. Auch Manuel Fumic bezeichnete ihn zu diesem Zeitpunkt als Favoriten.

Doch wie bei den Damen hat das erste Rennen nach einen Wochen ohne Cross-Country-Wettbewerbe, die Kräfteverhältnisse verschoben. Moritz Milatz erlebte in Lenzerheide eine Enttäuschung. Allerdings nivellierte sich das Empfinden nach den ersten beiden Trainingstagen in dieser Woche wieder. „Im Training ging es ganz gut. Als ob es den Sonntag nicht gegeben hätte“, erzählt Milatz.

Er sei jetzt ganz zuversichtlich. „Ich werde schauen was geht und alles rausholen, was drin ist“, sagt der Titelverteidiger.

Sein Hauptkonkurrent ist sicher Manuel Fumic. Der hat seit der EM am 8. Juni keinen Wettkampf mehr bestritten und muss deshalb mit einer kleinen Unsicherheit leben. Intensive Einheiten hatte er sich noch nicht gegönnt. „Ich glaube, dass ich mit einer sehr guten Form am Start stehe und der Kurs liegt mir. Aber eine DM ist immer ein Rennen für sich und die junge Generation rückt nach. Ich erwarte ein interessantes Rennen und sehe keinen haushohen Favoriten“, meint der Kirchheimer.

Er rechne aber auf jeden Fall mit einem starken Moritz Milatz. „Er hat schon oft bewiesen, dass er bei einer DM auf den Punkt fit sein kann“, so der Cannondale-Fahrer, der 2012 in Bad Säckingen Deutscher Meister wurde.

Die junge Generation, von der Fumic spricht, das sind auf Sonntag bezogen, erst einmal vier Fahrer. Markus Bauer vom Lexware-Team aus Kirchzarten, Markus Schulte-Lünzum (Focus XC) aus Haltern, der 2013 in Bad Salzdetfurth schon Dritter war, der Münstertäler U23-Vize-Weltmeister Julian Schelb (Multivan-Merida), der ganz ohne Druck ins Rennen gehen kann und Simon Stiebjahn (Team Bulls) aus Titisee-Neustadt, der allerdings aufgrund muskulärer Probleme zuletzt einen Trainingsausfall zu verkraften hatte.

Schulte-Lünzum
Bisher hatte man Schulte-Lünzum als den Kandidaten angesehen, der – wie schon im Vorjahr – am längsten vorne mithalten oder gar eine Gefahr darstellen kann. Auch wenn er vergangenen Sonntag zum Schluss etwas eingebrochen ist, nahm er aus der Pfalz „ein gutes Gefühl mit“.

Das von Markus Bauer dürfte sogar noch besser sein. Natürlich können sich die Kräfteverhältnisse am Sonntag wieder verschieben. Doch die Sicherheit eine gute Form aufgebaut zu haben, ist dem Deutschen Vize-Meister im Marathon und im Sprint nicht mehr zu nehmen. „Platzierungsmäßig habe ich keine großen Erwartungen, aber ich fühle mich gut und hoffe, dass es nicht so heiß wird. Das wäre für mich ein Nachteil“, sagt Bauer.

Simon Stiebjahn ist eigentlich vom gleichem Kaliber, doch wie am Sonntag in Schopp zu besichtigen war, hat dem Deutschen Sprint-Meister die Zwangspause nicht gut getan. Er wird die DM im Neu-Aufbau wohl eher „so mitnehmen“.

Julian Schelb ist dagegen guter Dinge. Der freiwillige Aufsteiger aus der U23-Kategorie hat nichts zu verlieren. „Spaß haben und die vorne ein bisschen ärgern“, nennt er seine Ziele. Allerdings hat auch er partiell schon gezeigt, dass da mehr draus werden könnte.

Vielleicht muss man den Kreis noch erweitern auf Martin Gluth (EBE-Racing). Der Wahl-Freiburger ist ein wunderbarer Fahrtechniker, was auf dem trickreichen Kurs am Waldbad auf jeden Fall von Vorteil ist.

U23 Damen: Putz contra Wiedenroth

In der weiblichen U23-Kategorie läuft es möglicherweise auf ein Duell zwischen zwei Fahrerinnen, die beide schon Vizeweltmeisterinnen der Juniorinnen waren: Die DM-Zweiten von 2013, Lena Putz (XXL Solutions) aus Röhrnbach und Sofia Wiedenroth (AMG-Rotwild) aus Sigmarszell, die 2013 Deutsche Junioren-Meisterin war.

Putz stand eigentlich auf dem Favoritenschild, doch dann „zerlegte“ es die 20-Jährige Anfang Juli im Training. Die Folge waren neben Schnitten und Schürfwunden auch Sitzprobleme. Wie sehr sie das beeinträchtigt hat, wird sich am Sonntag zeigen.

Gleichzeitig wird man dann wissen, wie weit Sofia Wiedenroth schon wieder ist. Aufgrund einer Fehlstellung im Knie konnte sie rund ein halbes Jahr nicht richtig trainieren. Erst am vergangenen Sonntag gab sie in Schopp ihr Comeback. Das allerdings mit Rang sechs als beste U23-Fahrerin schon sehr passabel. Wer sich erinnert wie die Allgäuerin 2012 in Bad Säckingen durch die schwierigen Passagen zum ersten von zwei Junioren-Titel flog, der ahnt, dass das spannend werden könnte.

Hinter den beiden kämpfen möglicherweise die Vorjahres-Dritte Lena Wehrle (Lexware) aus Buchenbach, Majlen Müller (Fujibikes-Rockets) und Theresa Wolfrum aus Wüstenselbitz um die Medaille.

Masters: Favoriten schwer einzuschätzen

In der Masters-Kategorie 1 ist Lutz Baumgärtel (Scott) der Favorit. Der Bautzener dürfte unter anderem in André Kleindienst (Bergamont-Hayes) aus Förste und in Sven Pieper (Focus-Rapiro) von der DJK Grafschaft seine Konkurrenten haben. Allerdings ist die Gemengelage im Vorfeld schwer einzuschätzen, weil die Masters in der Konstellation vorher gar nicht aufeinander getroffen sind.

Uli Brucker (Wheeler-iXS) ist Titelverteidiger in der Masterskategorie 2-4. Der Hausacher gewann voriges Jahr vor Erik Hühnlein (TuS Stromberg) und Stefan Danowski (Bergamont-Hayes) aus Hamburg.

Der Zeitplan fürs Wochenende:

Samstag, 19. Juli

10.00 Uhr Start Eggberg Marathon Trophy 24/48 Kilometer

10.55 Uhr Zieleinlauf Eggberg-Marathon Trophy 24km und Durchfahrt 48km

11.45 Uhr Zieleinlauf Eggberg Marathon Trophy 48km

13.30 Uhr Zielschluss Eggberg Marathon Trophy

Siegerehrung

14.00 Uhr Sabine Spitz Nachwuchs-Trophy U15 m/w 30min

14.45 Uhr Sabine Spitz Nachwuchs-Trophy U17/U19 w 40min

15.30 Uhr Sabine Spitz Nachwuchs-Trophy U17m 50min

16.30 Uhr Sabine Spitz Nachwuchs-Trophy U19m 60min

17.45 Uhr Siegerehrungen Nachwuchs-Trophy

Sonntag, 20. Juli

09.30 Uhr DM Master 1 und 2-4 60min

11.30 Uhr Bosch eMTB DM 30min

12.00 Uhr Siegerehrung

13.00 Uhr Cross-Country Damen Elite / U23 Damen 90min

15.00 Uhr Cross-Country Herren Elite 100min

17.00 Uhr Siegerehrung Damen/U23 Damen und Herren

Fotos: ©EGO Promotion / Armin M. Küstenbrück o. Marius Maasewerd

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