Elizabeth Armitstead mischt die Karten neu

Elizabeth Armitstead (GBR, Boels-Dolmans) mischt die Gesamtwertung in Saalfeld auf; nach Sturz von Lisa Brennauer (Kempten, Specialized-Lululemon) übernimmt Teamkollegin Evelyn Stevens (USA) das Gelbe Trikot

Schönes Video von der Etappe gibt es hier beim MDR

Bei hochsommerlichen Temperaturen jenseits der 30°C im Thüringer Wald und Thüringer Schiefergebirge ließ das Feld auf der Königsetappe über 128 km zwei Ausreißerinnen zunächst lange gewähren. Weniger als 20 km vor dem Ziel startete Elizabeth Armitstead einen Frontalangriff auf die Gesamtwertung, dem Lisa Brennauer, durch einen Sturz …

am Beginn des letzten Renndrittels gehandicapt, nicht bis ins Ziel folgen konnte. Die Allgäuerin verlor 2:12 min auf die Britin und 2:13 auf ihre Teamkollegin Evelyn Stevens, die das Gelbe Sparkasse-Trikot der Gesamtführenden übernahm.

Früh im Rennen schien sich die Ansicht breit zu machen, dass die Etappe nicht nur des Profils wegen – nicht weit von 1000 hm –, sondern auch des Wetters wegen eine Königsetappe sein würde. Auf den 128 km wurden enge Täler befahren, in denen die Luft buchstäblich „stand“, und es waren drei anstrengende Bergwertungen in der Marschtabelle zu finden. So dauerte es über 10 km, bevor ernste Ausreißversuche gesetzt wurden. Nach einem schnell beendeten von Joanne Hogan (AUS, Bigla) erwischte ihre Landsfrau und australische Meisterin Gracie Elvin (Nationalteam Australien) bei km 21, nach der zweiten Sprintwertung in Königsee, den richtigen Moment und bekam ab km 24 bei Herrschdorf die Gesellschaft einer anderen Landesmeisterin, diejenige Österreichs, Jaqueline Hahn (Bigla). Die beiden ließ das Feld lange gewähren, bei einem ständig souverän kontrollierten Abstand von gut 2 Minuten. Gracie Elvin kumulierte rd. 75 km Allein- und Vorausfahrt und ist damit morgen in Schmölln Trägerin des Grünen Saalfelder-Trikots der aktivsten Fahrerin.

Bis zum erfolgreichen Ausreißversuch der Australierin und der Österreicherin hatte es so ausgesehen, als habe Boels-Dolmans nun, nach dem relativ schwachen Zeitfahren von Elizabeth Armitstead in Gera, das Weiße Herbacin-Sprinttrikot ins Visier genommen, dessen Trägerin die Britin bereits ist und für das sie bei den beiden ersten Sprintwertungen des Tags weitere Punkte sammelte. Doch alles änderte sich nach der ersten Zieldurchfahrt auf dem Saalfelder Markt bei km 101. Auf der winkligen Ausfahrt aus Saalfeld in die dritte, letzte und wohl schwerste Bergwertung des Tags, die lange Anfahrt nach Arnsgereuth mit fast ständig jenseits 10 %, attackierte Elizabeth Armitstead, und schnell wurde klar, dass sie die Gesamtwertung trotz fast 2 Minuten Rückstands noch nicht abgeschrieben hat. Binnen kürzester Zeit waren die Ausreißerinnen eingeholt, das Peloton komplett gesprengt, es hatte sich eine rund 15-köpfige Verfolgergruppe gebildet, aus der nur Reta Trotman (NZL, maxx-solar) und Lisa Brennauer den Abstand erträglich halten konnten, und eine einzige Fahrerin konnte der Britin folgen: Evelyn Stevens. Nach dem Zielstrich bekannte Armistead: „Ich wollte heute jedenfalls angreifen, weil das Zeitfahren gestern nicht so lief wie gewünscht. Ob daraus dann ein Angriff auf die Gesamtwertung wird, war nur zweitrangig. Genauso ist es aber gekommen, und natürlich habe ich nichts dagegen. Aber ich werde weiter Etappe für Etappe angehen, und vielleicht wird es ja wieder so positiv für die Gesamtwertung.“ Mit Punkten bei fast allen Berg- und Sprintwertungen des Tags sicherte sie sich zudem sowohl das Schwarz-Gelbe Opel-Bergtrikot als auch das Weiße Herbacin-Sprinttrikot.

Dass der Abstand von Lisa Brennauer, die das Blaue Thüringen-Tourismus-Trikot der besten Deutschen der Etappe gewann, auf die Boels-Dolmans-Fahrerin so stark anwuchs, lag wohl auch an ihrem Sturz zuvor. Denn sie konnte schließlich bergan auch dem Tempo von Reta Trotman (NZL, maxx-solar) nicht mehr folgen und erst kurz vor dem Ziel wieder zu der bei der Etappe und im Gesamtklassement stärksten Amateurfahrerin aufschließen, die damit zum zweiten Mal den Sonderpreis des Thüringer Innenministeriums für ihre Erfurter Mannschaft gewann. Evelyn Stevens überließ Elizabeth Armitstead auf den letzten rd. 16 km geradezu ein Zeitfahren, sicherte sich aber dann den Etappensieg und wurde damit neue Trägerin des Gelben Sparkasse-Trikots mit nun 56 sec Vorsprung auf Elizabeth Armitstead und 1:21 min auf Lisa Brennauer. Reta Trotman rückte wieder vor auf Rang vier der Gesamtwertung, 4:15 min zurück. Die US-Amerikanerin erklärte im Ziel: „Dass ich heute, wo Lisa [Brennauer] in Schwierigkeiten war, in Gelb fahren konnte, zeigt nur, wie stark unser Team auch in der Breite ist.“ Und gefragt, ob sie nach 10 Tagen Giro Rosa und 5 Tagen Thüringen-Rundfahrt das Gelbe lieber (noch) nicht zu verteidigen gehabt hätte, antwortete sie: „Wir werden das gemeinsam noch zwei Tage bei uns behalten.“ Bis zum Ende der Thüringen-Rundfahrt der Frauen 2014 nämlich, nach den Etappen in Schmölln und Zeulenroda.

Ihre Position als stärkste Nachwuchsfahrerin festigte Anna Plichta (TKK Pacific Toruń), die solo zwischen der Gruppe der Verfolgerinnen und dem Hauptfeld ankam, auf Rang 14 mit 2:55 min Rückstand. Sie fährt damit auch morgen im Weiß-Blauen proloxx-U 23-Trikot und ist auch weiterhin die beste Nachwuchsfahrerin im Gesamtklassement, auf Rang acht mit 6:37 min Rückstand auf Evelyn Stevens.

Weitere News und Informationen finden Sie unter www.thueringenrundfahrt-frauen.de
Weniger…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

vier × 1 =