„Heimstars gegen Seriensieger“ – das Drehbuch für den Radklassiker steht


Politt, Degenkolb, Ackermann, ein deutsches Dreigestirn will am 1. Mai vor allem eines: den ersten deutschen Heimsieg vor der Alten Oper seit acht Jahren. Im Wege steht Seriensieger Alexander Kristoff, der sich mit seinem fünften Sieg bei Eschborn-Frankfurt in die Klassiker-Geschichtsbücher eintragen und auf die Spuren von Legende Eddy Merckx begeben kann. Auch die internationalen Stars rund um die Podiumsplatzierten des letzten Jahres peilen für die 58. Ausgabe des Radklassikers den Sieg an.

Nils Politt (Team Katusha-Alpecin) sorgte mit seinem überragenden Auftritt bei der Königin der Klassiker, Paris-Roubaix, für den bisherigen deutschen Höhepunkt dieses Frühjahrs. Ein Grundstein für diesen Erfolg liegt in den deutschen Rennen, die sich für den 25-jährigen Hürther als erfolgreiches Sprungbrett erweisen. Fünf Jahre liegen zwischen dem zweiten Platz bei der U23-Ausgabe von Eschborn-Frankfurt und dem zweiten Platz bei Paris-Roubaix. Mit dem Etappensieg bei der Deutschland Tour, seinem ersten Profisieg, ist für Politt im vergangenen Jahr endgültig der Knoten geplatzt. Wer sich ein Spitzenresultat in der Hölle des Nordens erkämpft, hat sich einen Platz im Favoritenkreis des Radklassikers gesichert.
„Ich bin in der Klassikerform meines Lebens. Da ist es fast schade, dass es noch zwei Wochen dauert bis zum 1. Mai. Aber nach dem Roubaix-Spektakel bin ich auch ganz froh, jetzt eine kurze Pause einzulegen und mich zu erholen. So bin ich pünktlich zu Eschborn-Frankfurt wieder frisch. Es wäre toll, mir ausgerechnet vor deutschem Publikum meinen ersten Klassikersieg zu holen – mit einem Etappensieg hat’s ja bereits bei der Deutschland Tour geklappt“, freut sich Politt auf den Radklassiker.

Lokalmatador John Degenkolb (Trek-Segafredo) blickt besonders motiviert auf den 1. Mai. Das avisierte Topergebnis bei seinem Lieblingsrennen, Paris-Roubaix, blieb am Wochenende leider aus. Dafür soll es bei seinem Heimrennen in diesem Jahr klappen, nachdem er im vergangenen Jahr verletzungsbedingt pausieren musste. 2011 sorgte Degenkolb für den letzten Heimsieg in Frankfurt. Die Frühjahrsform stimmt beim 30-jährigen Oberurseler. Bei Gent-Wevelgem noch knapp vom Frankfurter Seriensieger Alexander Kristoff geschlagen, werden beim Radklassiker die Karten neu gemischt.
„Paris – Roubaix ist zwar noch nicht ganz abgehakt, aber trotzdem geht mein Blick jetzt nach vorn. Ich freue mich jedes Jahr auf den Radklassiker und zum Glück habe ich jetzt etwas Pause und kann mich ideal vorbereiten. Und klar würde sich niemand mehr freuen als ich, wenn die deutschen Fans dieses Jahr einen Heimsieg bejubeln könnten. Aber leicht wird das sicher nicht, doch ich werde natürlich alles dafür tun.“, ist Degenkolb zuversichtlich.
Auch der Deutsche Meister Pascal Ackermann (Bora-hansgrohe) hat bei den Klassikern in diesem Frühjahr bewiesen, dass er in Topform ist. Unterstützt von einem großen deutschen Aufgebot in seinem Team, setzt der endschnelle 25-jährige bei seiner vierten Radklassiker-Teilnahme auf eine Endscheidung im Sprint. Ein Sieg soll ihm Rückenwind für den Giro d’Italia geben – seinem Debüt bei einer dreiwöchigen Landesrundfahrt.

Neben den Heimstars wird Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) in zwei Wochen unter ganz besonderer Beobachtung stehen, denn der 31-jährige reist mit breiter Brust zum Start in Eschborn. Nicht nur vier Siege in Folge beim Radklassiker sorgen für Selbstbewusstsein, sondern auch das bisherige Frühjahr mit dem beeindruckenden Erfolg bei Gent-Wevelgem und dem Podium bei der Flandern-Rundfahrt.
„Meine Form stimmt und bisher waren es in dieser Frühjahrskampagne sehr gute Wochen für mich. Aber es ist auch das Heimrennen von John Degenkolb und er wird sehr motiviert sein. Es ist lang her, dass John in Frankfurt gewonnen hat – vielleicht ist er mal wieder dran“, versucht der Norweger die Favoritenrolle abzugeben.

Foto: Gerhard Plomitzer
Sollte es zum fünften Sieg kommen, ist ein Eintrag in die Geschichtsbücher sicher: noch nie ist es einem Fahrer gelungen, einen WorldTour-Klassiker fünfmal in Folge zu gewinnen. Dazu würde sich Kristoff auf die Spuren ganz großer Namen begeben und den Kannibalen jagen. Nicht nur, dass er am 1. Mai 1971 den Radklassiker in Frankfurt gewann – mit 7 Siegen bei Mailand-San Remo hält Eddy Merckx auch den absoluten Rekord an Klassiker-Siegen.
„Ohne die vier Siege bei Eschborn-Frankfurt wäre ich nicht der, der ich bin. In der Renngeschichte bin ich der Fahrer mit den meisten Siegen. Das ist cool, auch weil es ein Rennen mit so viel Tradition ist. Ich habe gute Erinnerungen an Frankfurt und hoffe natürlich, wieder als Erster über den Zielstrich zu fahren. Aber es ist schwer, ein Rennen fünfmal in Folge zu gewinnen“, sagt Alexander Kristoff.

Mit der Höchstzahl von 22 Mannschaften zieht das Rennen am 1. Mai wieder ein hochkarätiges Starterfeld an. Zum ersten Mal starten 12 Teams der WorldTour-Kategorie – so viele Top-Teams, wie noch nie. Nur drei Tage nach dem Ardennenmonument Lüttich-Bastogne-Lüttich steht Eschborn-Frankfurt im Rennkalender. 187,5 Kilometer lang und mit 3.222 Höhenmetern gespickt, bietet der Radklassiker einen gewohnt selektiven Kurs durch den Taunus. Hier werden auch die internationalen Klassikerstars versuchen, die Siegesserie von Kristoff zu brechen. Allen voran das Podium des Vorjahres: Michael Matthews aus dem deutschen Team Sunweb hat sich mit zwei Siegen bei der Katalonien-Rundfahrt und Rang 6 in Flandern eindrucksvoll aus seiner Verletzungspause zurückgemeldet. Oliver Naesen (AG2R La Mondiale), 2018 Dritter vor der Alten Oper, fuhr vor wenigen Wochen bei Mailand-San Remo und Gent-Wevelgem bereits auf das Podium.
In diesem Jahr kommt ganz Deutschland in den Genuss der TV-Übertragung von Eschborn-Frankfurt. Der Hessische Rundfunk überträgt am 1. Mai mit einem umfassenden Programm vom Start bis zum Ziel. Zusätzlich wird das Signal ab 14:45 Uhr in der ARD live ausgestrahlt. Damit werden hunderttausende neue Zuschauer die spannende Schlussphase und die Entscheidung des Profirennens im Fernsehen mitverfolgen.
Auch der Zuspruch beim Jedermannrennen unterstreicht die wachsende Bedeutung des Radklassikers. Bereits 5.500 Teilnehmer haben sich für die ŠKODA Velotour angemeldet – ein weiterer Rekord in der langen Geschichte von Eschborn-Frankfurt. Zum ersten Mal wird die magische 6.000er-Marke ins Visier genommen.
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