by Kuestenbrueck RSA Pietermaritzburg Sabine Spitz
Der Event trägt Ihren Namen, in der Stadt Bad Säckingen ist sie geboren, sechs Jahre hintereinander hat Sabine Spitz den Titel in der Olympischen Cross-Country-Disziplin gewonnen. Alles deutet darauf hin, dass die 42-Jährige bei der Bosch Gold Trophy am 20. Juli zum insgesamt 17. Mal ein weißes Meisterjersey übergestreift bekommt. Oder doch nicht? Wir haben uns mit Sabine Spitz über ihre bisherige Saison und über die kleinen Handicaps unterhalten, die ihre Aussagen „etwas nebulös“ machen.
Sabine Spitz, wir treffen Sie zuhause in Niederhof an. Waren Sie diesmal vor der Deutschen Meisterschaft nicht im Höhentrainingslager?
Nein, nach der Rückkehr von der Marathon-WM bin ich nicht mehr in die Höhe gegangen und wenn ich mir die Wetterlage jetzt anschaue, da spüre ich auch ein verstärktes Bedürfnis da oben zu sein (lacht). Aber nein, es war schon besser zuhause zu sein. Rein organisatorisch brennt ja auch die Luft hier in Bad Säckingen. Es gibt viele Termine.
Wie lief denn die Vorbereitung bis jetzt?
Nun, nach der Rückkehr von Südafrika habe ich erst einmal ein paar Tage zum Durchatmen benutzt und dann einen Grundlagen-Block gesetzt. Jetzt geht es bis nächste Woche Sonntag um die Cross-Country spezifischen Einheiten.
Auch auf dem DM-Kurs am Waldfreibad? Dort kennen Sie vermutlich jeden Stein, oder?
Nein, ich habe noch nicht auf dem Kurs trainiert. Ich war nur bei einem Pressetermin mit Bürgermeister Alexander Guhl vor Ort. Es ist nicht so, dass ich hier jeden Stein kenne. Der BDR Technik-Trainer René Schmidt, der hier Fahrtechnik-Seminare macht, kennt die Strecke sicher viel besser als ich (lacht).
Letztes Jahr stand die Titelverteidigung etwas in Frage, nachdem sie wegen einer Schulter-Verletzung erst kurz vorher wieder in den Wettkampf-Betrieb eingestiegen sind. Nächste Woche gibt es aber für Favoritin Spitz wohl nur den 13. DM-Titel als Ziel?
Sicher, das weiße Jersey will ich behalten, daran habe ich mich ja schon gewöhnt. Aber es gibt auch Konkurrentinnen, die nicht untätig geblieben sind. Meine Teamkollegin Adelheid Morath, die ja letztes Jahr in Bad Säckingen gewonnen zum Beispiel. Oder Elisabeth Brandau, die hier auch schon mit René Schmidt trainiert hat. Sie haben die DM sicher mehr in den Fokus nehmen können wie ich, weil ich ja noch die Marathon-WM gefahren bin.
Könnte das ein entscheidender Nachteil sein?
Nun, die Reisestrapazen waren schon nicht zu verachten. Man braucht seine Zeit, um wieder frisch zu werden. Das sind kleine Handicaps. Sicher hätte ich die Vorbereitung auf die DM früher gestartet, wenn die Marathon-WM nicht gewesen wäre. Aber man muss auch sehen, dass Meisterschaften immer einen eigenen Charakter haben. Da gibt es überraschende Wendungen, die Formkurven der Athleten sind unterschiedlich und die Rennverläufe nicht zu vergleichen mit internationalen Rennen.
Es bleiben also eine Reihe von Unsicherheiten.
Vielleicht hört es sich ein wenig an, als rede ich um den heißen Brei herum. Es fällt halt schwer eine Aussage zu treffen, wenn man über vier Wochen keinen Vergleich mehr hatte. Die Marathon-WM war zwar ein bisschen Cross-Country ähnlich vom Profil her, aber da fährst Du vier Stunden deinen eigenen Rhythmus. Du musst dich nicht mit dem Druck auseinander setzen, den die Gegner machen und auch nicht mit dem Druck, der in Bad Säckingen auch durch die Strecke selbst verursacht wird. Die für mich offene Frage bleibt: wie kann ich mit den Rhythmus-Wechseln umgehen. Deshalb bleibt meine Antwort etwas nebulös.
Es ist die zweite Deutsche Meisterschaft an Ihrem Geburtsort Bad Säckingen. Wie viel mehr ist der insgesamt 17. DM-Titel mehr ein Müssen anstatt ein Können?
Ich sehe mich da nicht unter Druck gesetzt, im Gegenteil. Ich bin grundsätzlich positiv eingestellt, der Charakter des Kurses entspricht meinen Neigungen und ich empfinde Freude darüber, dass ich meinen Sport in meiner Heimat präsentieren darf.
Sechs Jahre hintereinander haben Sie den Cross-Country-Titel gewonnen. Nachdem die Serie 2007 auch nach sechs aufeinander folgenden Jahren durchbrochen wurde, ist 2014 wieder das verflixte siebente Jahr?
Ich hoffe nicht. Damals waren die Voraussetzungen schwierig, weil Hanka Kupfernagel ausgeruht am Start stand und wir etatmäßigen Mountainbiker von der EM in der Türkei kamen und davor zwei Übersee-Weltcups bestritten haben.
Rückblickend auf den bisherigen Saisonverlauf, wie zufrieden sind Sie mit dem ersten Halbjahr 2014?
Ziemlich zufrieden eigentlich. Im Gegensatz zu anderen Jahren bin ich nur wenig Rennen gefahren außerhalb der großen Wettkämpfe. Das hat mit der extremen Reise-Aktivität zu tun. Da war es einfach besser Schwerpunkte zu setzen und Energie zu sparen. Jetzt gehe ich als Vierte des Weltcups und mit der WM-Silbermedaille im Marathon in die zweite Saisonhälfte.
Ausgerechnet der Heim-Weltcup in Albstadt (11.) lief aber nicht ganz nach Wunsch.
Und auch schon eine Woche zuvor in Nove Mesto (8.) nicht.
Was war der Grund?
Im Nachhinein hat sich raus gestellt, dass die Ursachen im statischen Bereich lagen.
Im statischen Bereich? Was heißt das?
In Nove Mesto hatte ich schon Seitenstecher, habe das aber auf den holprigen Untergrund zurückgeführt. Leider hat es vor Albstadt nicht mehr geklappt mit einem Check beim Physio Hansi Friedl. Er hat erst nach der EM festgestellt, dass durch ein blockiertes ISG (Iliosakralgelenk) ein Muskel schief gezogen wurde und die Statik damit nicht mehr gestimmt hat. Das war auch der Grund für den Seitenstecher. Nach einer osteopathischen Behandlung war das dann auch wieder behoben.
Fotos: ©EGO-Promotion Armin M. Küstenbrück u. Marius Maasewerd