Dorothee Lorch_RACING STUDENTS_DM Einzelzeitfahren__Foto Mani Wollner
Dorothee Lorch von den RACING STUDENTS lebt die Teamphilosophie und steht aktuell vor großen Schritten – in Studium und Sport. Durch ihre konstanten Leistungen über die ganze Saison wurde sie erstmals durch Bundestrainer Andre Korff für die U23-Nationalmannschaft nominiert und wird Anfang August bei der U23-Europameisterschaft für Deutschland am Start stehen. Im Interview mit RACING STUDENTS-Pressesprecher Christian Emrich erläutert die junge Sportlerin die aktuelle Situation und wie sie durch Disziplin und Zeitmanagement in die Erfolgsspur gefunden hat.
Dorothee Lorch_RACING STUDENTS Frauen Bundesliga 2015_Foto Haumesser
Emrich: Nach starken Vorstellungen bei den Deutschen Meisterschaften im Einzelzeitfahren und Straßenrennen bei den Profis bist Du erstmals zu einer Maßnahme der U23-Nationalmannschaft eingeladen worden. Kam die Nominierung für die EM überraschend?
LORCH: Vor der Saison hätte wahrscheinlich niemand damit gerechnet, aber ich hatte mir die EM-Teilnahme insgeheim als Ziel gesetzt. Aufgrund meiner guten Ergebnisse in der Bundesliga im Laufe der Saison und dann zuletzt auch wegen der Deutschen Meisterschaften wurde ich nominiert. Darüber freue mich sehr.
Emrich: Du bist seit Anfang des Frauenteams der RACING STUDENTS dabei. Was hat sich für Dich bei den „rasenden Studenten“ verändert?
LORCH: Das Ziel der Racing Students ist es ja, die Sportler dabei zu unterstützen, Studium, Ausbildung oder Beruf und Radsport unter einen Hut zu bringen. Ich selbst bin im Sommer 2012 zum Studium nach Freiburg gezogen und habe seitdem von der Philosophie des Teams profitiert. Für mich ist es von Vorteil, in einem Team zu fahren, das seinen Sitz in der Region hat. So muss ich zum Beispiel die langen Wege zum Rennen nicht selbst organisieren sowie finanzieren und spare damit viel Zeit, die ich für mein Studium gebrauchen kann.
Emrich: Im ersten Jahr musstest Du einige Rennen wegen Krankheit absagen oder warst nur selten über einen längeren Zeitraum richtig fit. Wie hast Du es geschafft Stück für Stück auf hohem Niveau konstante Leistungen zu bringen?
LORCH: Die letzten Jahre verliefen wirklich nicht ganz so, wie ich es gerne gehabt hätte. Aber ich habe das Glück, mit Mark Schneider von einem Top-Trainer und außerdem unserem sportlichen Leiter betreut zu werden, der mich über die letzten Jahre hinweg trainiert und immer wieder motiviert hat, wenn es mal nicht so läuft wie ich es gerne hätte. Dadurch habe ich es diese Saison geschafft an frühere Erfolge anzuknüpfen und nun mehr Konstanz zu zeigen.
Dorothe Lorch_RACING STUDENTS FrauenBundesliga_Foto Uli Hugger
Emrich: Du wohnst in der Radsportmetropole Freiburg, wie auch Ex-Teamkollegin Kathrin Hammes welche den Sprung zu den Profis diese Saison gemacht hat. Habt ihr noch viel Kontakt oder trainiert manchmal sogar zusammen?
LORCH: Ja, wir haben viel Kontakt mit und ohne Rad. Da Kathrin die erste Saisonhälfte in den USA verbracht hat und wir im Moment beide viel unterwegs sind, kommen gemeinsame Trainingsausfahrten leider aktuell seltener vor als im Winter, aber dafür haben wir uns letzte Woche erst bei der KrasnaLipa Rundfahrt in Tschechien getroffen, an der ich mit den Racing Students teilgenommen habe und Kathrin mit ihrem neuen Team gefahren ist.
Emrich: U23-EM in Estland, was sind deine Ziele und was erwartet Bundestrainer Andre Korff von Dir – welche Richtung wurde ausgegeben?
LORCH: Bis jetzt war es noch nicht Thema, aber für mich wird die EM nach dem Weltcup in Bochum eine Woche davor, mein zweiter BDR-Einsatz sein und daher ist mein Ziel zunächst einmal mich in das neue Team einzufinden und bestmöglich zu unterstützen.
Emrich: Bei den RACING STUDENTS studieren die meisten Sportler – was machst Du genau und was sind deine aktuellen beruflichen Ziele?
LORCH: Ich studiere Soziale Arbeit im 6. Semester und hoffe, das Studium zeitnah und erfolgreich abschließen zu können. Momentan lerne ich auf die Klausuren zum Ende des Semesters, die noch vor der EM geschrieben werden, danach geht es dann mit dem BDR ins Trainingslager nach Badenweiler.
Emrich: Wie schaffst Du es, als junge Fahrerin auf deutschem TopNiveau Radsport zu betreiben, Europameisterschaft zu fahren und dein Studium ordentlich zu verfolgen?
LORCH: Ich denke, es gehört viel Disziplin dazu, alles unter einen Hut zu bekommen. Da muss man dann eben Prioritäten setzen und braucht vor allem ein gutes Zeitmanagement. Mir ist klar, dass ich vom Radfahren alleine wohl nicht leben kann, vor allem nicht mein Leben lang und deshalb ist es für mich persönlich sehr wichtig mir noch ein zweites Standbein aufzubauen.
Vielen Dank für das Gespräch!