Das Mountainbike-Saisonfinale war für das Sabine Spitz Haibike Pro Team ein Spiegelbild des abgelaufenen Jahres. Unglückliche Umstände ermöglichten oft nicht die Resultate, die dem Leistungsvermögen des Teams entsprochen hätten. In Zahlen bedeutete das beim Finale des Mountainbike-Weltcups in Norwegen- dem letzten wichtigen Cross-Country Rennen des Jahres – Rang 15 für Adelheid Morath und Rang 25 für. Was sich erst einmal nicht sonderlich spektakulär anhört, hatte eine dramatische Vorgeschichte.
Kathrin Stirnemann
Denn nach der ersten von insgesamt sechs zu fahrenden Runden, war das was da auf der Anzeigentafel zu lesen war, nicht allzu erfreulich. Adelheid Morath wurde mit Rang 41 notiert und Kathrin Stirnemann auf Rang 42 gezählt. Zwei aufgeschlitzte Reifen – erst hinten, dann vorne – bei der Schweizerin und eine defekte Sattelstütze bei der Freiburgerin, ließen erst einmal alle Hoffnungen für ein gutes Saisonfinale auf den Nullpunkt fallen. Trotz Stau in der technischen Zone – alle Defekte ereigneten sich in der ersten halben Runde – sorgten grandiose Aufholjagden dann doch noch für ein versöhnliches Ergebnis beim letzten Weltcup der Saison. „Am Anfang war es schwer wieder den Rhythmus zu finden“ sagte Kathrin, während Adelheid vor allem durch die vielen Überholmanöver oft über das Limit gehen musste „Das verlassen der Idealline hat viel Kraft gekostet“ meinte sie im Ziel, wohl wissend, dass heute weit aus mehr möglich gewesen wäre, ohne den Defekt. Denn sie fühlte sich gut und hatte keine Nachwirkungen des Schlüsselbeinbruchs gespürt. Rundezeiten im Bereich der zehn Schnellsten bestätigten diese Einschätzung.
Es war eigentlich so etwas wie das „worst case“ Szenario, dass man sich bei den Betreuern des Haibike-Teams vorstellen konnte: bereits in der ersten Runde mit technischen Defekten konfrontiert zu werden und das auch noch nahezu gleichzeitig, bei Adelheid Morath und Kathrin Stirnemann. Dabei hatten beide einen sehr guten Start erwischt und lagen nach dem ersten Kilometer auf den Plätzen 6 und 7 aussichtsreich im Rennen. Stattdessen gab es für Team- Mechaniker Sam Beaten mehr zu tun als im lieb war. Trotz professionellem und schnellem Handeln gingen Kathrin und Adelheid mit deutlicher Verspätung auf die Runde. Und als es Kathrin im nachfolgenden Streckenabschnitt gleich nochmals mit einem Reifendefekt erwischte, war sie nach dem abermaligen Boxenstopp gar als Letzte auf der 3,9 Kilometer langen Strecke unterwegs. Die Beine waren nach der langen Laufpassage schwer und der Rhythmus dahin. Aufgeben war aber keine Option. Mit viel Moral suchten beide ihre Chance. Ab der zweiten Runde legten sie den „Turbo“ ein und stellten unter Beweiß, dass sie zu den Besten der Welt gehören. Vor allem Adelheid Morath fand richtig gut ins Rennen zurück und lies die Konkurrentinnen förmlich stehen. Mit Rundenzeiten im Bereich der Top Ten katapultierte sie sich innerhalb von nur zwei Runden auf Rang 15. „Vielleicht habe ich da etwas überzogen, aber ich hatte eine echte Wut im Bauch“ erklärte sie ihren Husarenritt. Danach machte sie zwar weiter Zeit und auch einen weiteren Platz gut, aber die Aufholjagd hatte auch viel Kraft gekostet. Bis ins Ziel musste die deshalb wieder einen Rang abgeben, was die Leistung aber in keinster Weise schmälert. Kathrin Stirnemann brauchte etwas länger, bis sie ihren Rhythmus wieder gefunden hatte. Aber wenn man zweimal derart gebremst wird, ist es doppelt schwer zurückzukommen. Dass sie trotzdem fast 20 Plätze gut gemacht hatte, spricht für ihren Kampfgeist. Den hatte sie auch schon zwei Tage vorher unter Beweis gestellt, als es um die Entscheidung im Weltcup Eliminator-Sprint ging. Es bestand für sie die Chance, den Sieg im Gesamtweltcup zu holen. Leider hatte Kathrin nicht den besten Tag erwischt. Sie merkte es schon im Achtelfinale. Die Beine waren schwer. Trotzdem glaubte sie an ihre Chance und holte einen beeindruckenden Sieg im Halbfinale. Dieser hatte aber letztlich zu viel Kraft gekostet, so dass sie im Finale nicht mehr zusetzen konnte und sich mit Rang 4 begnügen musste. „Die Beine waren leer, die Zeit zum erholen war für mich zu kurz bis zum Finale“ sagte sie mit einer leichten Enttäuschung. Diese wich allerdings schnell der Freude über Rang 2 im Gesamtweltcup, den sie souverän verteidigt hatte. Es ist die Krönung einer tollen Saison für Kathrin Stirnemann.