Am 26. Januar lädt das Team der Düsseldorfer Klassikerausfahrt zum dritten Mal in das Sportforum Kaarst-Büttgen, um dort auf der Radrennbahn dem klassischen Bahnsport zu huldigen. Interessierte Neueinsteiger haben an diesem Tag die Chance nach einer Schulung selbst die ersten Runden auf der Holzbahn zu drehen. Ein Teilemarkt und eine Bahnradausstellung geben den Besuchern zudem die Möglichkeit, sich mit der Geschichte dieses Sports auseinander zu setzen.
Die Geschichte:
Als Mitte der 80er Jahre New Yorker Fahrradkuriere alte Bahnräder als unkomplizierte und wartungsarme tägliche Arbeitsmaschinen für sich entdeckten, wurde ein Trend geboren. Die mit starrer Übersetzung versehenen Räder waren agil, wendig und schnell, ließen sich an der Ampel zeitsparend im Trackstand auf der Stelle balancieren und waren durch ihre leichte, simple und doch stabile Bauart wie geschaffen für den harten Alltag im Moloch. Der Trend breitete sich aus, bald flogen verwegene Kuriere überall auf der Welt mit den Rädern zwischen Autos hindurch. Dies blieb auch dem Hipster, immer auf der Suche nach dem neuesten heißen Scheiß, nicht verborgen. Diverse Zutaten der klassischen Alternativbewegungen wurden puzzlemäßig zusammengesetzt und schließlich tauchten die ersten Praktikanten diverser Werbeagenturen mit Tattoos, Vollbart, Holzfällerhemd und tupperwaregroßen Kopfhörern auf minimalistischen Eingangrädern mit Kinderlenkern auf und ramponierten nicht nur ihre Schienbeine beim Bremsversuch durch Kontern der Kurbel in vollem Lauf.
All dies verschaffte sowohl dem Bahnrad als auch dem klassischen Rennrad neue Aufmerksamkeit. Die reduzierte Ästhetik der schlanken Stahlrohre erlebte als smarter Gegenentwurf zum großvolumigen Alu- oder Carbonrenner eine Renaissance.
Heute begeistern sich Liebhaber aller Alterklassen aus den unterschiedlichsten Gründen für die einstmals belächelten Oldtimer. Einige sammeln und basteln, andere restaurieren oder modernisieren die Räder, um sie zu fahren. Ob Lifestyle-Accessoire, Sportgerät oder Kapitalanlage, ob Königsallee oder Salon des Amateurs, die Renner der 70er und 80er tauchen von Jahr zu Jahr mehr im Düsseldorfer Stadtbild auf.
In Düsseldorf:
Vielen Düsseldorfern unbekannt ist die spannende Radsporthistorie ihrer Heimatstadt. Dabei kann sie auf eine lange Zweiradtradition zurückblicken. Bereits zum Ende des 19. Jahrhundert gab es lokale Radsportclubs wie die Vereinigung Düsseldorfer Einzelfahrer oder den Merkur sowie den noch heute aktiven Verein Düsseldorpia. Gemeinsame Ausfahrten in das Umland, aber auch Rennen gehörten damals zum Alltag und auch der Bahnradsport erfreute sich unvorstellbarer Popularität. Die spektakulären Rennen zogen viele Zuschauer in den Bann. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Deutschland mehr als 50 Radrennbahnen und auch Düsseldorf war dabei. Dort entstand 1907 in Lörick eine 400 Meter lange Betonbahn, Austragungsort zahlreicher international besetzter Rennen. Einer der Höhepunkte dort war der Preis der schönen Künste von 1909, der mit dem Sieger Clemens Schürmann, Willy Arend und der farbigen US-Radsportlegende Major Taylor für damalige Verhältnisse beeindruckend besetzt war. Der Boom hielt auch nach dem ersten Weltkrieg an, 1924 wurde eine weitere Bahn im Düsseldorfer Ostpark erbaut. Kleine Gemeinden wie zum Beispiel Lank Latum bekamen in den 20er Jahren sogar zwei unabhängige Radbahnen.
Vor einigen Jahren begann eine kleine Gruppe Düsseldorfer Radfahrer unter dem Namen Klassikerausfahrt, animiert durch Veranstaltungen wie die italienische L’Eroica, einer Art Mille Miglia für klassische Rennräder in der Toskana, organisierte Touren anzubieten. „Kein Verein, keine Pflicht, keine Etikette, nur die schlichte Lust an alten Rennrädern. Hip oder unhip? Völlig egal. Dreckige Fingernägel vom Schrauben, schwere Beine vom Fahren und ein Schrank voller trashiger Trikots. Ein Faible für Popkultur, gute Bücher & Filme. Kaffee, Stahl & heiße Räder“. So beschreibt sich dieser Verbund von Liebhabern und Fahrern klassischer Rennräder. Das Team der Klassikerausfahrt, Organisatoren der Veranstaltung in Kaarst, genießt in der Szene der Stahlrennradliebhaber und darüber hinaus einen außerordentlich guten Ruf. Ihre Website www.klassikerausfahrt.de wird vom renommierten Fahrradjournal in den Top 20 der besten deutschen Fahrradblogs gelistet. Sie sind regelmäßig bei internationalen Events, der L’Eroica, Retroronde, Anjou Velo Vintage als Teilnehmer und Berichterstatter vertreten. Umgekehrt locken ihre monatlichen Ausfahrten ins Umland von Düsseldorf viele Fans klassischer Renner in die Landeshauptstadt, wobei manche Teilnehmer auch hier selbst mehrere hundert Kilometer Anfahrt in Kauf nehmen.
Im Januar 2012 mieteten die Klassikerfreunde zum ersten Mal die Radrennbahn in Kaarst-Büttgen für einen Sonntag, um Sammlern historischer Bahnrenner die Möglichkeit zu geben, ihre Boliden artgerecht zu bewegen. Auch die Wiederholung im Januar 2013 konnte als voller Erfolg gewertet werden. Schulungen für Bahnneueinsteiger vermitteln den gekonnten Umgang mit Steilkurve und starrem Gang. So wird die erste Fahrt auf dem Holzoval auch für Novizen zum großen Vergnügen.
Am 26. Januar 2014 kann sich der Besucher neben dem Geschehen auf der Bahn über einen Rennrad-Teilemarkt und eine umfangreiche Ausstellung klassischer Bahnräder freuen. Der Eintritt für Zuschauer ist frei, Fahrerinnen und Fahrer zahlen € 10,- als Startgebühr, Leihräder gibt es für € 6,- für den gesamten Tag.
Passend zur Veranstaltung wird die Fahrrad-affine ‚Resi Lecker Baguette‘ an einem Stand Ihre vegetarischen Gaumenfreuden anbieten und leer gefahrene Kalorienspeicher wieder auffüllen. Aus den Boxen der Hallenanlage wird von Jazz über Soul und Elektronik bis zu Rock’n’Roll ein abwechslungsreicher Mix die Fahrer beschallen.
Wir freuen uns auf einen tollen, möglichst unfallfreien Tag im Kreisel von Büttgen.
Anfängerschulung 10:00 bis 12:00 Uhr, Bahn frei für alle ab 12:00 Uhr
Eintritt Zuschauer kostenlos, Fahrer € 10,- / Leihrad € 6,-
Sportforum Kaarst-Büttgen; Olympiastr. 5; 41564 Kaarst
Das Team der Klassikerausfahrt Düsseldorf
P.S. Zur Eröffnung eines Düsseldorfer Fahrradcafes im Frühjahr 2014 suchen die Organisatoren der Klassikerausfahrt noch allerlei Ausstellungsstücke und Dekorationen. So zum Beispiel alte Trikots, Zeitungsausschnitte oder auch alte Rennräder. Sollte also in Ihrem Keller noch etwas schlummern, lassen Sie es uns wissen. Wir freuen uns. Kontakt ist immer möglich über A&O Medien, das Musikgeschäft im ersten Stock der Schadow Arkaden oder die angegebene Mobilnummer.