Vorletzte Woche feierte Christoph Strasser seinen dritten Sieg beim Race Across America. Nachdem er die Strapazen der 7 Tage, 15 Stunden und 56 Minuten-Rekordfahrt schon recht gut wegstecken konnte, folgt nach der Rückkehr in Österreich das nächste große Ziel des Jahres: Start beim RAA – dem Race Around Austria.
In den vergangenen fünf Jahren hat sich das Race Around Austria zum härtesten Radrennen Europas gemausert. Die Solo- und Teamstarter müssen die 2.200 Kilometer lange Distanz entlang der österreichischen Bundesgrenze mit 30.000 Höhenmetern bewältigen. Vom oberösterreichischen St. Georgen im Attergau geht es im Uhrzeigersinn rund um Österreich. Große Herausforderung beim Rennen selbst sind die Alpenpässe – wie Großglockner, Kühtaisattel, Gerlospass, Silvretta Hochalpenstraße oder Faschinajoch. Erst zwei Fahrer blieben bis jetzt unter vier Tagen. Die Sieger von 2012 und 2013, die Steirer Joachim Ladler und Eduard Fuchs. Den bisherigen Rekord hat Ladler mit 3 Tage 21 Stunden und 6 Minuten (23,16 km/h Schnitt) aufgestellt.
Zweiter Solostart für Strasser
Christoph Strasser nahm das RAA erstmals 2010 in Angriff. Damals musste er das Rennen wegen einer Lungenentzündung – dem gleichen Problem wie beim RAAM 2009 – vorzeitig beenden. „Das RAA hat sich in den letzten Jahren zu einem der besten Langstreckenrennen der Welt entwickelt. Neben den Siegen beim Race Across America, Race Around Slovenia und Race Around Ireland fehlt nur noch der Sieg beim Race Around Austria in meiner Sammlung der härtesten Ultraradrennen“, sagt Christoph, der sich von den Strapazen des RAAM und einigen Kilogramm Gewichtsverlust schon einigermaßen erholt hat: „Nach ein paar Ruhetagen sitze ich jetzt wieder täglich für lockere zwei Stunden auf dem Rad. Die Regeneration wird dadurch verbessert, die verbliebenen Schmerzen am Hintern und der Achillessehne werden jeden Tag weniger. Außerdem kann ich beim Radeln meine Gedanken und Gefühle ordnen und das RAAM nochmals Revue passieren lassen. Jetzt wird mir allmählich bewusst, was uns da in Amerika gelungen ist!“
Strasser-Day in Anapolis
Bei der Analyse kommt vor allem die mentale Einstellung in den Vordergrund: „Ich will ganz ehrlich sein und muss natürlich sagen, dass das Wetter mitgespielt hat und die Konkurrenz heuer nicht so stark war wie in den vergangenen Jahren. Aber trotzdem bin ich sehr stolz auf meine Einstellung, dass ich bis zum Schluss alles gegeben und nicht zu taktieren begonnen habe. Nach zwei Tagen hatte ich neun Stunden Vorsprung und ich hätte mehr schlafen können. Doch bis ins Ziel bin ich am Limit gefahren und konnte dann zu mir selbst sagen, dass ich wirklich alles herausgeholt habe. Ein knapper Taktik-Sieg hätte mich nicht glücklich gemacht.“ Übrigens, nach seinem dritten Triumph wurde Christoph Strasser vom Bürgermeister in Anapolis mit einer besonderen Ehre bedacht: Der 18. Juni ist ab sofort der Christoph Strasser-Day und der Steirer wurde zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
Start frei zum RAA
Der Start zum RAA fällt am 13. August. Rund 200 TeilnehmerInnen werden in sechs Bewerben starten. Die Zeit zur Erholung ist knapp, aber Strasser sieht das als seine persönliche Herausforderung: „Ich hatte eine mögliche Teilnahme am RAA seit dem Wintertraining im Hinterkopf, und ich weiß dass die Regeneration auch eine mentale Sache ist. Wenn man nach dem RAAM keine Ziele hat, fällt man in ein mentales und körperliches Loch. Aber ich will mich nicht hängen lassen und mir deshalb gleich ein neues Ziel stecken, dann kann man dieses Tief überbrücken. Außerdem fühle ich mich körperlich relativ gut, weil sich der Körper von Jahr zu Jahr besser an Belastungen wie beim RAAM gewöhnt. Das Rennen ist heuer mit weniger Beschwerden abgelaufen und auch die Regeneration klappt besser als nach meinem ersten und zweiten RAAM.“
Organisator Michael Nussbaumer freut sich neben dem Promiteam um Benjamin Karl, Andreas Goldberger, Christoph Sumann und Axel Naglich vor allem auch auf das Antreten von Christoph Strasser: „Christoph hat sich mit gewissenhafter Arbeit konsequent an die Spitze gearbeitet und ist heute die Benchmark, an der es sich zu orientieren gilt. Er hat mit seinem Team den Ultraradsport perfektioniert und zeigt, wie man in diesem Sport schnell und erfolgreich sein kann. Ich persönlich bin gespannt, wie sich die Doppelbelastung RAAM und RAA auswirkt. Wenn er seine Topform abrufen kann, ist ein Angriff auf den Streckenrekord sicher möglich.“