Am Sonntag werden in Münsingen im Rahmen der 17. Alb-Gold Trophy zum zehnten Mal Deutsche Meister-Titel im Marathon vergeben. Bei den Herren gilt Moritz Milatz als Favorit, doch er hat etliche Konkurrenten auf Augenhöhe und die Taktik wird auch eine Rolle spielen.
Man könnte sagen: alle zeigen mit dem Finger auf Moritz Milatz.
Der Freiburger wird von den meisten seiner Konkurrenten am höchsten eingeschätzt. Dabei hat der 31-Jährige in diesem Jahr noch kein Marathon-Rennen bestritten. Aber immerhin, der amtierende Deutsche Cross-Country-Meister war 2012 Vize-Weltmeister auf der Langstrecke und damit der bisher einzige männliche deutsche Medaillengewinner in dieser Disziplin. Überdies holte er 2011 schon mal den Titel im Marathon.
Letzten Sonntag gewann er ein kleines Cross-Country-Rennen in Münstertal. „Es hat sich sehr gut angefühlt. Das einzige, worüber ich mir Sorgen mache, ist die Länge. Die bin ich eben dieses Jahr noch nie gefahren“, sagt Milatz vor der 103 Kilometer langen Auseinandersetzung.
Titelverteidiger Markus Kaufmann schätzt den zweifachen Olympia-Teilnehmer auch als einen seiner schärfsten Rivalen ein. Er selbst hat mit dem Sieg bei der dreitägigen Trans-Zollernalb vorletztes Wochenende seine Ambitionen unterstrichen. „Ich würde gerne noch ein Jahr in Weiß fahren, aber das wollen auch ein paar andere. Ich mache mir da wenig Gedanken, entweder es geht oder es geht nicht“, sagt Kaufmann.
Sein Centurion-Vaude-Teamkollege Jochen Käß, mit dem zusammen er die Transalp gewinnen konnte, wäre eigentlich auch ein Kandidat. Der Konjunktiv kommt von der „nicht besonders optimalen Vorbereitung“, von der Käß erzählt. Sitzbeschwerden nach der Trans-Schwarzwald und ein Sturz am ersten Tag der Trans-Zollernalb haben die Vorbereitung empfindlich gestört. Vier Stiche wurden an der Hüfte genäht. „In Meisterschaftsform bin ich vermutlich nicht. Aber auf dieser Strecke gewinnt vielleicht auch nicht der Stärkste, sondern der Klügste“, lacht Käß, der schon dreimal Marathon-Meister war.
Sehr hoch eingeschätzt wird auch Trans-Schwarzwald-Sieger Robert Mennen. Auch er präsentierte sich bei den drei Tagen im Zollernalb-Kreis in starker Form. Nach der Silbermedaille im vergangenen Jahr strebt er diesmal den Titel an. „Nach vielen nationalen Silber- und Bronzemedaillen fehlt mir das Meistertrikot noch in meiner Sammlung. “, macht Mennen klar, dass ihn nur der Sieg interessiert. „Das ist die Wunschvorstellung und deshalb werde ich auch entsprechend riskieren. Das ist mir dann mehr wert als noch eine Silber- oder Bronzemedaille.“ Es sei ihm allerdings klar, dass es keine Schande wäre gegen einen Milatz zu verlieren.
„Die Strecke ist nicht so selektiv, das ist der Knackpunkt. Da muss man im entscheidenden Moment zur Stelle sein, darf sich nicht einbauen lassen und muss einen Sturz vermeiden“, so Mennen.
Dass er als Einzelkämpfer im Topeak-Ergon-Trikot bestehen kann, hat er zuletzt mehrfach gezeigt.
Ein Kollege, dem das Meisterjersey auch noch fehlt, ist Tim Böhme. Den Bulls-Fahrer hat allerdings ausgerechnet eine Woche vor der DM ein Infekt ereilt. „Die ganze Vorbereitung ist super gelaufen und jetzt so was. Ich werde kurzfristig entscheiden, ob es Sinn macht. Ich komme nur, wenn ich eine Chance habe“, erklärt der Marathon-EM-Dritte von 2011.
Matthias Leisling könnte ebenfalls eine gute Rolle spielen. Am liebsten aber nicht mehr die der letzten drei Jahre. Da war er jeweils Vierter. Klar, dass Leisling diesmal eine Medaille will. „Die Form stimmt“, meinte er nach seinem zweiten Platz bei der Trans-Zollernalb mit einem Grinsen. „Ich denke schon, dass ich gute Chancen habe.“
Sein Black-Tusk-Teamkollege Torsten Marx ist so was wie ein Lokalmatador. Jahrelang für den Titelsponsor der Alb-Gold-Trophy unterwegs, steht der Hechinger nicht ohne Ambitionen am Start. Die Strecke kennt er jedenfalls aus vielen Starts bei der Trophy. Und den neuen Teil, die zweimal zu fahrende 9,4 Kilometer lange Schleife, die man für die Herren an den Schluss dran gehängt hat, wird er noch kennen lernen.
Hannes Genze wäre auch noch ein Kandidat für die Medaillenränge. Den 32-jährigen Sindelfinger sollte man nicht unterschätzen, gerade auf einem solch zackigen Profil wie dem auf der Alb. Und dass er ein kluger Taktiker ist, bewies Genze auch schon des Öfteren.
Mit Simon Stiebjahn (Titisee-Neustadt) kommt noch ein junger Fahrer mit Ambitionen auf die Alb. Der 23-Jährige U23-Europameister von 2012 hat sich gezielt auf die DM vorbereitet und bekennt sich zu seinen Medaillenambitionen.
©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion