Andreas Klöden hat sich rar gemacht in der Öffentlichkeit. Am 3. Oktober in Marbach am Neckar nimmt er am neunten LILA LOGISTIK Charity Bike Cup teil – für die gute Sache. Im Vorfeld gibt er eines seiner seltenen Interviews und spricht über die Zeit nach der Karriere, die Erfolge der deutschen Fahrer und das Verhältnis der öffentlich-rechtlichen Sender zum Radsport.
Andreas Klöden, seit Deinem Karriereende vor zwei Jahren ist es recht still um Dich geworden.
Das ist wahr.
Stört Dich das?
Überhaupt nicht. Das war ja eine bewusste Entscheidung von mir. Ich wollte nach dieser langen Zeit im Radsport etwas Abstand gewinnen und mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Ich war ja sowieso nie der Typ, der unbedingt in der Öffentlichkeit leben wollte.
Schon zu Deiner aktiven Zeit hast Du nur selten Interviews gegeben.
Das war eine Art Schutzpanzer. Ich hatte damals das Gefühl, nicht immer fair behandelt worden zu sein. Also habe ich mich auf meinen Job konzentriert und versucht, den so gut wie möglich zu machen. Aber ich habe mich ja nicht komplett abgekapselt. Was ich immer genossen habe, war der Austausch mit den Fans, die mich auch sehr unterstützt haben.
Einige davon wirst Du jetzt auch wieder beim LILA LOGISTIK Charity treffen.
Darauf freue ich mich riesig. Genauso wie auf das Wiedersehen mit sehr vielen Freunden und Weggefährten. Das wird ein toller Tag für die gute Sache. Wir werden viel Spaß haben.
Du hast ja eine längere Charity-Bike-Cup-Pause hinter Dir.
Das stimmt. Ich war bei der Premiere dabei. Wann war das noch mal?
2007 in Weil der Stadt.
Ich erinnere mich. Es war richtig kalt damals – aber den Spaß hat sich davon niemand verderben lassen. Mittlerweile ist die Veranstaltung ja noch mal richtig gewachsen und hat sich super etabliert. Das freut mich sehr. Schließlich geht es darum, Kindern zu helfen.
Vermisst Du den Radsport denn? Du warst ja doch sehr lange dabei…
Das stimmt. Ich war 16 Jahre lang Profi. Ich denke, das reicht auch. Am Ende meiner Karriere wurde es immer schwerer, mich für die Reisen und Rennen zu motivieren. Ich hatte eine tolle und erfolgreiche Zeit. Aber vermissen? Nein. Ich genieße es, jetzt endlich die Dinge zu tun, die immer zu kurz gekommen sind.
Zum Beispiel?
Wakeboarden, surfen, Ski fahren. Aber vor allem mehr Zeit zu Hause mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen zu können.
Bist Du gar nicht mehr mit dem Radsport verbunden?
Direkt verbunden nicht. Aber ich könnte mir gut vorstellen, irgendwann wieder etwas in diesem Bereich zu machen. Ich habe ja dreiviertel meines Lebens mit dem Radsport verbracht.
Verfolgst Du die aktive Szene denn noch?
Mal mehr, mal weniger. Ich gebe zu: Manchmal habe ich das überhaupt nicht auf dem Schirm. Dann kommt der Sommer und du denkst: Hoppla, da war doch was. Dann schalte ich den Fernseher an und schaue ganz entspannt die Tour de France.
Wer hat Dich am meisten beeindruckt?
Chris Froome hat das Ding schon sehr souverän heimgefahren. Er ist in der Lage, eine Ära zu prägen.
Und aus deutscher Sicht?
Ich habe mich riesig für meinen Freund André Greipel gefreut, der mit seinen vier Etappensiegen ja mal so richtig durchgestartet ist. Stark fand ich auch den Auftritt des deutschen Meisters Emanuel Buchmann. Ein riesiges Talent, stark in den Bergen. Dazu noch sehr zurückhaltend und sympathisch. Er könnte eine große Zukunft vor sich haben.
Aktuell vermissen jedoch einige Fans die großen Stars, die über den Radsport hinaus wahrgenommen werden. Wie siehst Du das?
Ähnlich. Es fehlt schon an Typen mit Charisma. So einen Paradiesvogel wie beispielsweise Mario Cipollini gibt es leider nicht mehr.
Trotzdem hat die ARD nach einer Pause in diesem Jahr wieder die Tour de France übertragen. Wie wichtig ist das für den Radsport?
Für den internationalen Radsport ist das egal. Für den deutschen Radsport ist es wichtig. Aber ich habe den zwischenzeitlichen Ausstieg eh nie verstanden. Aus meiner Sicht ist es für einen öffentlich-rechtlichen Sender doch fast Pflicht, so ein großes Sportereignis zu übertragen.
Die Pause war eine Reaktion auf die Dopingfälle im Radsport.
Natürlich hatte der Radsport in der Vergangenheit große Probleme. Etwas anderes zu behaupten, wäre ja Blödsinn.
Aber?
Mich stört die Ungleichbehandlung extrem. Es ist ja nicht so, dass es nur im Radsport Dopingfälle gab und gibt. Dort aber wird munter weiter übertragen. Das leuchtet mir nicht ein.
Welche Sportarten meinst Du konkret?
Die nenne ich ganz bewusst nicht.
Warum nicht?
Weil ich der Meinung bin, dass man immer erst vor der eigenen Tür kehren sollte. Aber davon mal abgesehen, halte ich es für den falschen Weg, die aktuelle Radsport-Generation für die Fehler der Vergangenheit zu bestrafen. Deshalb bin ich froh, dass die ARD wieder überträgt.
Mehr Informationen zum LILA LOGISTIK Charity Bike Cup finden Sie m Netz unter:
www.charity-bike-cup.de