Nach Blinddarm-Operation und schwerem Sturz beim BIKE-Festival in Riva del Garda „hält sich der Grad der Enttäuschung über den fünften Platz in Grenzen“, so Eyring nach dem Rennen. „Ich bin über einen gewissen Schmerzpunkt nicht hinausgekommen.“ Was für die meisten Menschen ganz erfreulich klingt, wenn sie sich verletzt haben, war für den 25-jährigen Wahl-Koblenzer ein Handicap in Saalhausen im Sauerland, wo am vergangenen Samstag die Deutsche Meisterschaft im Eliminator Sprint (XCE) ausgetragen wurde: „Im Halbfinale hatte ich das Gefühl, mich überhaupt nicht ausbelasten zu können.
“ Ein solcher Hänger ist in einem Ausscheidungsfahren, wo jeweils die besten beiden Sportler von vier gestarteten Mountainbikern sich für die nächste Runde qualifizieren, natürlich tödlich: zwar hatte Eyring sich auf der matschigen Runde um den Sportplatz von Saalhausen beim Start noch den zweiten Platz erkämpft, doch bereits auf der Gegengeraden musste er Markus Bauer vorbei ziehen lassen und später auch noch den jungen Louis Wolf: „Ich war leer, hatte überhaupt keine Kraft mehr“, beschrieb der Franke vom RWV Haselbach seinen entscheidenden Einbruch. „Ich bin dann nur noch ins Ziel gerollt, um wenigstens ein bisschen Kraft fürs Kleine Finale (Kampf um die Plätze 5 bis 8, Anm. d. Red.) zu sparen.“ Die Taktik ging auf, mit dem Startschuss kamen Ehrgeiz und Energie zurück: „Zumindest Fünfter wie bei der Weltmeisterschaft wollte ich dann schon werden“, zeigte sich Eyring kampfeslustig. Nachdem zunächst Marco Schätzing in der ersten der beiden Runden auf dem matschigen Kurs die Führung übernommen hatte, attackierte Eyring kurz vor der ersten Zielpassage und siegte letztlich souverän. Nach den Plätzen 3 in 2012 und 2 in 2013 musste er sich 2014 nun also mit dem fünften Platz zufrieden geben. Neuer Deutscher Meister wurde der Badener Simon Stiebjahn.
„Der Kurs mit den zwei Runden um den Sportplatz war mit 3:30 Minuten für mich sehr, sehr lang, vor allem nach der durchwachsenen Vorbereitung in den vergangenen Wochen. Und es war ein echter Cross-Country-Kurs, der durch den heftigen Regen am Freitag und Samstag noch schwerer geworden war“, fasste Eyring die äußeren Umstände zusammen: „Man kann natürlich jetzt darüber spekulieren, ob es anders ausgegangen wäre, wenn ich mich wie in den Vorjahren mehr auf Cross-Country konzentriert hätte.“ Tatsächlich konnten in Saalhausen die reinen Sprint-Spezialisten wie der zweifache Titelverteidiger Simon Gegenheimer oder Marco Schätzing wenig gegen die Cross-Country-Fahrer ausrichten: „Die Sprintfähigkeiten, auf die ich mich im Training konzentriert hatte, also die harten Antritte, das schnelle Beschleunigen, konnte ich in Saalhausen gar nicht auf den rutschigen Boden bringen.“
Für Eyring kam erschwerend hinzu, dass die gute Vorbereitung im Winter durch die Blinddarm-Operation im März komplett aufgefressen wurde. Dazu kam der Sturz am 1. Mai beim Sprint im Rahmen des BIKE-Festivals in Riva del Garda: beim Versuch, den im Halbfinale an zweiter Stelle liegenden Vize-Welt- und Europameister Daniel Federspiel 50 Meter vor dem Ziel zu überholen, verschätzte sich Eyring bei einem Sprung über ein künstliches Hindernis, sprang viel zu weit, stürzte und schlug hart mit dem Kopf auf dem Steinboden auf: eine mittelschwere Gehirnerschütterung war die Folge und eine heftige Prellung am Knie, die sich im Lauf der Woche auch noch entzündete. „Zum Glück hat mich die Verletzung am Knie beim Treten nicht so sehr behindert, aber die Entzündungswerte im Blut waren deutlich erhöht: das schlaucht natürlich den Körper und verhindert eine gute Erholung nach dem Rennen und dem Training.“
Doch Andy Eyring wäre nicht er selbst, würde er nicht positiv vorausblicken: „Am nächsten Wochenende wird es sicherlich wieder besser gehen: da stehen am Samstag der Sprint beim Bundesliga-Rennen in Heubach und am Sonntag der Auftakt zur belgischen City-Mountainbike-Sprint-Serie in Rotterdam auf dem Programm. Doch das sind nur Zwischenstationen auf dem Weg zu den Weltcups-Sprints in Nove Mesto na Morave in Tschechien und Albstadt an den folgenden Wochenenden.“ Dort kann sich Eyring hoffentlich noch für die Europameisterschaft am ersten Juni-Wochenende im saarländischen St. Wendel qualifizieren. „Natürlich wäre es schon cool, bei der Europameisterschaft im eigenen Land mit dabei zu sein. Aber zunächst muss erstmal ein vernünftiges Ergebnis her. Vorher brauche ich mir über die Europameisterschaft noch keine Gedanken zu machen.“
Text: Armin M. Küstenbrück
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