Raphael Freienstein beschert dem Team Kuota-Lotto den sechsten Saisonsieg 2016, indem er die zweite Etappe des Flèche du Sud in einem furiosen Finale gewinnt. Er übernimmt das Grüne Trikot und ergattert Platz 2 in der Gesamtwertung.
Die zweite Etappe des Flèche du Sud – einer Rundfahrt der Kategorie 2.2 – versprach zunächst keinen allzu besonderen Verlauf zu nehmen. Eigentlich war es nicht einmal geplant, Raphael Freienstein in eine potentielle Ausreißergruppe zu entsenden. Er war am Vortag bei der Auftaktetappe am Vorabend Zwölfter und somit Bestplatzierter des Teams Kuota-Lotto geworden, und nun scheint es, als hätte genau dieses Ergebnis ihm Flügel verliehen. Bei Rennkilometer 25 schaffte Freienstein den Sprung in die wichtigste Gruppe des Tages. Es herrschte bereits hohes Tempo im Feld, doch Freienstein kannte die Strecke dank seines luxemburgischen sportlichen Leiters Serge Christen genau und wusste, wo er antreten musste, um Erfolg zu haben.
Zunächst war die Führungsgruppe mit insgesamt drei Fahrern besetzt. Nachdem ein weiterer Ausreißer im Verlauf des Rennens zur Spitze stieß, schafft es die Gruppe dann allerdings, einen maximalen Vorsprung von bis zu 7:30 Minuten herauszufahren. Unter der frühsommerlichen Sonne ließ das Feld, angeführt vom holländischen Team De Rijke, die Spitze ein wenig zu lange gewähren. Gegen Ende der Etappe, als die Gruppe mit noch knapp vier verbleibenden Minuten auf den zehn Kilometer langen Rundkurs ging, dämmerte es den Fahrern vorne langsam, dass ihr Vorsprung tatsächlich reichen könnte, um bis zum Finale durchzukommen. Auf den letzten Kilometern belauerten sich die vier Spitzenfahrer, bis Raphael Freienstein einen Entschluss traf – er nutzte den Rückenwind für sich und fuhr volles Tempo, ohne Rücksicht auf seine Mitstreiter zu nehmen, die keine weitere Führungsarbeit mehr leisten wollten.
„Ich habe mir vorher schon genau angeguckt, wann und wo die Möglichkeit am besten ist, um auf der Zielgeraden loszulegen“, erzählt der 25-Jährige anschließend mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Genau dieses Meisterwerk ist ihm gelungen: er zog als Erster den Sprint an und schaffte es, als Sieger über die Ziellinie zu fahren. Freienstein gewann schließlich vor Twan van den Brand (Jo Piels) und Dion Beukeboom (Parkhotel Valkenburg).
„Das ist der bisher größte Sieg meiner Laufbahn“, antwortet Raphael Freienstein auf die Frage, was ihm dieser Erfolg bedeutet. „Ich habe noch nie einen UCI-Sieg einfahren können, und auch dem ganzen Team tut der heutige Tag natürlich gut. Er spiegelt die Leistung wieder, die wir alle eigentlich schon seit Monaten einfahren. Wir hatten in den Rennen zuvor immer ein bisschen Pech, jetzt kommt der verdiente Sieg – das nimmt bei uns allen den Druck ein wenig raus. Und ja“, er lacht, „ich bin schon sehr glücklich.“
Freienstein übernimmt nach der zweiten Etappe das Grüne Trikot und rutscht auf Platz 2 der Gesamtwertung. Wer weiß, was als Nächstes kommt – das Team Kuota-Lotto ist nun jedenfalls motivierter als je zuvor.