Der Blick zurück fällt Melanie Heßling aus dem Team Abus-Nutrixxion nicht besonders schwer. Zwar begann die Saison 2015 ziemlich katastrophal, doch am Ende standen drei Saisonsiege. In Oberhausen, Köln und Kempen. Vergessen waren die 21 Saisonsiege aus der Saison 2014. Und was noch viel wertvoller war. Die Erkenntnis, dass Resultate zwar wichtig sind, die sportliche Weiterentwicklung aber mindestens den gleichen Stellenwert einnimmt. Und genau diesen Fortschritt hat Melanie Heßling bei sich erkannt. Fazit: die einst völlig auf den Sprint fokussierte Münsterländerin hat den Schritt zur durchaus passablen Allrounderin geschafft. Bestes Beispiel: Ihr respektabler sechster Rang bei der Deutschen Meisterschaft im hessischen Bensheim. „Trotz meiner unglücklichen Vorgeschichte hatte ich eine tolle Saison“, zog Melanie Heßling jetzt eine mehr als zufriedenstellende Bilanz.
Was hatte die Kämpfernatur im Sommer noch gesagt? „Eigentlich kann ich es noch immer nicht glauben. Nach meinem missglücktem Saisonstart habe ich niemals damit gerechnet, dass ich das schaffe. Im Sprint hätte ich vielleicht sogar noch einen oder zwei Plätze weiter vorne sein können“, freute sich die Leistungsträgerin aus dem Team Abus-Nutrixxion: „Jetzt bin ich in den letzten drei DM-Jahren Neunte, Siebte und Sechste geworden. Die Tendenz zeigt nach oben.“
Da kann man wirklich nicht widersprechen. Denn nach einem Skiunfall war Melanie Heßling erst spät in die Saison gestartet, musste sich lange mit Alternativ-Training fit halten und laborierte länger als ihr lieb war an einer langwierigen Knieverletzung. Mitte Mai fuhr sie ihr erstes Rennen in Deutschland. Und nur sechs Wochen später folgte die großartige Platzierung bei der schweren DM in Bensheim. Trotz der fehlenden Frühjahrsrennen.
Aus jeder Krise folgt etwas Gutes. Und das trifft offensichtlich auch auf Melanie Heßling zu. Denn eigentlich wollte die 33-Jährige die Saison benutzen, um „mal etwas durchzuschnaufen“, um nach Jahren auf Top-Niveau neue Kraft zu schöpfen. Zumal ein Jobwechsel zu verkraften war. Und sie hatte ihr Trainingsprogramm komplett auf den Kopf gestellt. Statt kurzer, schneller Einheiten zur Steigerung der Schnellkraft fuhr die Münsterländerin aus der Gemeinde Steinfurt nun längere Einheiten im Grundlagenbereich und verbesserte gleichzeitig ihr Stehvermögen am Berg. „Das war schon ein ganz anderes Gefühl bei der DM, wenn man am Berg mithalten kann“, so Melanie Heßling. Und auch bei gut besetzten Profi-Rennen in den Niederlanden spürte die Sozialversicherungs-Fachangestellte eine echte Verbesserung. „Das war mit wichtiger als so mancher Sieg bei einem Rundstreckenrennen. Davon werde ich auch kommendes Jahr profitieren“, freute sich die Abus-Nutrixxion-Athletin schon jetzt auf die Saison 2016.