Italienischer Doppelerfolg beim Engadin Radmarathon: Roberto Cunico und Enrico Zen rollten nach 211 Kilometern und 6:15:39 Stunden in Zernez Hand in Hand in Zernez ins Ziel. Damit verpasste das Duo den Streckenrekord von Michael Kastinger am Ende um weniger als zwei Minuten. Im Finale musste sich das Duo ausserdem noch einem heranstürmenden Stefan Kirchmair erwehren, der mit 31 Sekunden Rückstand überglücklicher Dritter wurde.
Kastinger dagegen konnte mit Magenproblemen schon am Flüelapass den Anschluss an die Spitze nicht halten, dachte zwischenzeitlich schon über die Aufgabe nach, kämpfte sich aber schliesslich noch auf Platz zwölf ins Ziel: «Aufgaben tut man einen Brief», so der Streckenrekordler. Bester Engadiner auf der Runde mit ihren knapp 4000 Höhenmetern war nach der krankheitsbedinguten Absage von Andrea Florinett Gian Duri Melcher aus Samedan mit 13:40 Minuten auf die Sieger auf einem starken elften Platz.
Nachdem nach Forcola di Livigno und Berninapass zunächst noch eine Gruppe mit 28 Fahrern gemeinsam in den Flüela gefahren war, hatte sich die Spitze in den Kehren zum Kulminationspunkt immer weiter ausgedünnt. Am Fuss des Albula hatte sich dann eine dreiköpfige Gruppe mit den zwei Italienern sowie Friedrich Dähler aus Ettingen absetzen können. Während Cunico und Zen das Rennen an der Spitze zu Ende brachten, wurde Dähler drei Kilometer vor der Passhöhe von Stefan Kirchmair gestellt und fiel noch auf Platz sieben zurück.
Bei den Frauen hatte Vorjahressiegerin und Streckenrekordlerin Doris Posch schon früh keine Zweifel an ihren Ambitionen gelassen – musste sich aber einer stark auftrumpfenden Laila Orenos erwehren, die bei ihrem ersten richtigen Marathon überhaupt noch der Seite der Österreicherin in den Flüela gefahren war und auch nach dem Albulapass nur 42 Sekunden Rückstand hatte. Ganz kam die Appenzellerin an die Zeitfahr-Expertin aus Imst aber nicht mehr heran und war nach 7:05:33 Stunden und Platz vier im Vorjahr auf der Engadiner «Kurzdistanz» überglücklich mit ihrer Premiere über die 211 Kilometer. Doris Posch hatte das Ziel nach 7:05:14 Stunden erreicht. Dritte wurde 17:32 Minuten zurück Barbara Schwarz aus Horgen.
Über 97 Kilometer wurde Top-Favorit Emanuel Nösig seiner Favoritenrolle voll gerecht. Der Ötztaler entschied Engadiner «Kurzstrecke» in der Rekordzeit von 2:27:09 Stunden für sich. Für Nösig war es nach 2012 bereits der zweite Sieg auf dieser Runde, im vergangenen Jahr hatte der Marathonspezialist hinter Johannes Berndl Platz zwei belegt. Nösig hatte bereits wenige Meter nach dem Start angegriffen und seinen Vorsprung bei der Jagd über Livigno, Forcola di Livigno und Berninapass immer weiter ausbauen können. Am Ende verhinderte auch ein kleiner Umweg in Zernze seinen Sieg nicht – kurzfristig war Nösig aus Versehen auf die Langstrecke abgebogen. «Aber das wäre eine Woche nach der Transalp heute etwas viel geworden», so Nösig, «ausserdem bin ich so schon auf den letzten zehn Kilometern etwas eingebrochen. Mein Ziel war heute ganz klar der Streckenrekord auf der Kurzstrecke.» Mission erfüllt.
Im Kampf um Platz zwei hatten sich zwischenzeitlich Marcus Derungs aus Uors im Val Lumnezia, der Zweite der Bündner Meisterschaft, sowie Matteo Badilatti aus Poschiavo, der Sieger von Ilanz-Vals, nochmals fast eine Minute absetzen können, wurden aber in S-chanf wieder gestellt. Im Sprint des grossen Feldes holte sich Daniel Huber 10:05 Minuten hinter dem Sieger Platz zwei, Dritter wurde Matteo Badilatti – Marcus Derungs kam zeitgleich auf Rang sieben ins Ziel.
Das Rennen der Frauen entschied Tatjana Ruf aus Tagelswangen für sich. Die Dritte der Langstrecke des Engadin Radmarathons 2011 kam nach 2:53:43 Stunden wieder in Zernez an und hatte damit 2:58 Minuten Vorsprung auf Simone Kuen vom URC Ötztal und 4:47 Minuten auf Margrit Abächerli aus Erstfeld, im vergangenen Jahr noch Achte.
Flurin Bezzola, OK-Chef des Anlasses zog nach der 9. Auflage des Engadin Radmarathon zufrieden Bilanz: «Es hat alles gepasst, von daher können wir zufrieden sein. Leider waren die Wettervorhersagen Anfang der Woche nicht so perfekt, das hat uns ein paar Nachmeldungen gekostet, aber im Rennen hat es dann gestimmt.» Während die Spitze zwischenzeitlich am Flüela kurz nass geworden war, erwischte der Regen ansonsten nur den Schluss des Rennens am Albula und in der Anfahrt auf das Ziel in Zernez. «Riesen Kompliment an alle Finisher und danke an alle Helfer, das war ein klasse Tag.»
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