Mountainbiker Thomas Hartmann mit 150. Karrieresieg

Der Münchner Ex-Straßenprofi und ehemalige Europameister Thomas Hartmann hat seit Anfang des Jahres berufsbedingt seinen Lebensmittelpunkt nach Deggendorf verlegt. Der Zeitfahrspezialist hat sich nach 30 Jahren Karriere auf der Straße seit 2007 ganz dem olympischen CrossCountry im Mountainbike verschrieben und schöpft aus der neuen Sportart mit ihren gänzlich anderen Anforderungen neue Motivation und viel Freude.
 radsportforum_01
 
Schon seit vielen Jahren kannte der Diplom-Trainer die Region gut, nutzte die idealen Trainingsbedingungen im Gelände, im Bikepark, auf der Straße und auf der Loipe oft und intensiv. So war der Umzug nach Niederbayern irgendwie auch ein logischer Schritt. „Die tolle Landschaft, die phantastischen Trainingsbedingungen, die gute Verkehrsinfrastruktur und die damit kürzeren Anreisen zu den Rennen, sowie nicht zuletzt die drastisch geringeren Lebenshaltungskosten im Vergleich zum sündteuren München haben mich im Moment der Entscheidung keine Sekunde zögern lassen“, so Hartmann.
Der ehemalige alpine Skirennläufer kann auch in diesem Jahr wieder zur Saisonmitte auf eine stolze Anzahl von Siegen zurück-blicken. Nach einer optimal verlaufenen Wintervorbereitung mit viel Skilanglauf und intensivem Krafttraining gelangen bereits 19 Siege, dabei der Erfolg in der Jahresrennserie des OTV-Cups. Anfang August knackte der in der Szene nur „Hardi“ genannte Dauerbrenner, der in seiner Karriere auch einige schwere Verletzungen und sogar lebensbedrohliche Krankheiten wegzustecken hatte, im oberpfälzischen Haselmühl die Marke von 150 Karrieresiegen.
„Nach meiner jahrzehntelangen Straßenkarriere bin ich jetzt im CrossCountry der Mountainbiker so richtig angekommen“, freut sich der für den TV Miesbach startenden Hartmann. „Als Roller kann ich meine guten Kraftausdauerfähigkeiten und mein Tempo-gefühl gerade bei den 45- bis 90minütigen Maximalbelastungen am besten umsetzen. Schwächen habe ich leider immer noch bei nassen und rutschigen Bedingungen“.
Die kraftraubenden Streckenprofile moderner Strecken mit ihren vielen kurzen sowie steilen Rampen und Abfahrten bei hohen fahrtechnischen Anforderungen kommen Hartmann trotz athletischer 85kg Körpergewicht entgegen, in flachen Abschnitten ist er sowieso bevorteilt. Die disziplinspezifisch notwendige Spritzigkeit hat er sich mühsam antrainiert und für die unverzichtbar gute Fahrtechnik wird ein hoher Aufwand betrieben: Riskante Einheiten auf dem Downhillrad gehören ebenso dazu wie technisch anspruchsvolles Freeriden und Balance-übungen auf dem Einrad, der Slackline oder dem Hochseil.
Bei all der Freude über das Erreichte mischen sich doch einige Wehmutstropfen in die Analyse. Die Leistung sei zwar seit Jahren immer noch stabil, aber gerade die Regenerationsfähigkeit lasse augenscheinlich in seinem hohen sportlichen Alter nach, so Hartmann. „Trainingsmethodische Bocksprünge sind da einfach nicht mehr drin und Entspannung für Körper, Kopf und Seele wichtiger denn je.“
Ein ungelöstes Problem sei auch der enorm hohe, semiprofessionelle Aufwand in diesem Sport, der aufgrund der beruflichen Situation und der Vernachlässigung aller anderen Lebensbereiche nur „limitös“ zu verkraften und mit Fug und Recht als äußerst extrem zu bezeichnen sei. Trotz der Vorgaben der Sportordnung gibt es nach wie vor selten Preisgeld bei den Rennen und vor dem Hintergrund des heutzutage fast ausfallenden monetären Sponsorings ist MTB-Rennsport kaum mehr leistbar. Dazu kommt trotz des tollen Auftritts dieser Sportart bei der Olympiade in London ein immer noch sportliches Nischendasein bei gleichzeitig sträflicher Vernachlässigung durch die Verbände auf Landes- und Bundesebene.
Wie alljährlich wird Hartmann im November sein persönliches Fazit ziehen, alles auf den Prüfstand stellen und dann von neuem entscheiden, ob seine Freude am harten MTB-Wettkampfsport angesichts der Entwicklung im Lebensverlauf noch besteht, bevor er wieder in die Saisonvorbereitung einsteigt. Nach wie vor ist das 53-jährige Urgestein gerade für junge Athleten und für die bayerische Rennszene ein Muster an Kampfgeist, Fleiß und Disziplin, der die Liebe für diesen Sport vorlebt und sehr gut ver-mitteln kann.
 radsportforum_02
Mehr über Thomas Hartmann @ www.hardi.net

Schreibe einen Kommentar