Rad-Star Hanka Kupfernagel kehrt in Thüringer Team zurück
39-jährige Ex-Weltmeisterin fährt nach enttäuschender Saison künftig als „Leitwölfin“ für die Talente von Maxx-Solar
„Ich habe in Thüringen das Radfahren gelernt, bin hier groß geworden, wurde gefördert – nun möchte ich etwas davon zurückgeben“, sagt Hanka Kupfernagel lächelnd. Dann folgt der Handschlag, die Umarmung mit Vera Hohlfeld. Die langjährige Freundin und Rivalin leitet das Team Maxx-Solar. Und für dieses wird die einstige Weltmeisterin Kupfernagel künftig in die Pedale treten.
Diese Verpflichtung ist die Nachricht der Saison im deutschen Frauenradsport: Der 39-jährige Star, der vor allem in Belgien und Holland wegen seiner Cross-Qualitäten verehrt wird, kehrt zu den Wurzeln zurück.
„Richtig weg war ich ja nie“, sagt die aus Neustadt/Orla stammende Pedaleurin, die seit vielen Jahren im Schwarzwald lebt, aber regelmäßig ihre Familie und ihre Patenkinder in der Nähe von Gera besucht und dort auch mit Freunden „oft mal eine Trainingseinheit einschiebt“.
Baden-Württemberg wird auch ihr Lebensmittelpunkt bleiben. „Aber das ist ja nicht aus der Welt“, sagt die 1,74 Meter große Athletin und zwinkert mit den grün-braunen Augen. Sie werde deshalb, auch abhängig von der Wetterlage, häufiger als bisher zum Training „herüberhuschen“.
„Es ist ein bedeutsamer Moment, der mir am Herzen liegt“, offenbart Hohlfeld, 41, mit Aufregung in der Stimme. Ein Dreivierteljahr reifte die Idee in Gesprächen mit der Freundin. Zum gestrigen Termin im Erfurter Autohaus Vogel wurde auch gleich ein Opel Insignia als Kupfernagels neuer „Dienstwagen“ eingeweiht, mit dem sie zu den Rennen fährt. Mit ihrem Schriftzug und Sponsoren, die sie letztlich ins Team einbringen wird.
Neben jeder Menge Erfahrung: „Die jungen Mädels werden das bald spüren. Eine erfahrene Kapitänin kann im Hauptfeld klare taktische Ansagen machen, die enorm helfen. Der Weg ist direkter, als wenn sich eine sportliche Leiterin im Auto die Kehle wund schreit“, weiß Vera Hohlfeld, die Olympia-Vierte von 1996.
Beide fuhren schon DDR-Spartakiade-Rennen gegen- und miteinander. So in Berlin-Storkow 1988 in einem Rennen mit zwei unterschiedlichen Altersklassen. Beide setzten sich mit einer dritten Fahrerin ab. Kupfernagel holte Altersklassen-Gold, Hohlfeld Silber in ihrer Kategorie – der Anfang zweier großer Karrieren, die bei Kupfernagel in vier Cross-WM-Titeln und der WM-Goldmedaille im Zeitfahren 2007 gipfelte.
Die vorige Saison, als sie für das russische Team „Rusvelo“ startete, bezeichnet sie jedoch als eine mit „vielen Enttäuschungen“. Mit ernster Miene fügt sie an: „Lieber in einem kleinen Team fahren, das aber zuverlässig ist, als in einem großen, in dem man nicht weiß, woran man ist.“ Im Frühjahr seien ihr ohne Begründung viele Einsätze gestrichen worden. „Zur deutschen Meisterschaft hatte ich ganze fünf Tage Rennpraxis, die meisten anderen 30 – das kann auch keine Kupfernagel ausgleichen.“ Dies sei auch mit finanziellen Einbußen verbunden gewesen.
Nun freue sie sich auf die neuen Thüringer Teamgefährtinnen, gegen die sie diese Saison bereits einige Male fuhr. Die bislang berufstätige Geraerin Beate Zanner, die sich nun entschlossen hat, 2014 erstmals als Vollzeit-Fahrerin zu starten, schätzt sie als „sehr ehrgeizig, mit noch viel Potenzial“ ein. Gespannt ist sie auch auf Lisa Fischer vom RV Elxleben, die sich aber nächstes Jahr verstärkt ihren Bahn-Aufgaben im deutschen Nationalteam zuwenden wird.
Weitere hoffnungsvolle Fahrerinnen können sich gern bewerben. „Wir verstehen uns als Talente-Schmiede“, sagt Kupfernagel, die 2014 wie gewohnt mehrgleisig fährt: Zunächst steht als Einzelkämpferin die Cross-Saison an, wobei sie aufgrund einer Virus-Erkältung ihren Weltcup-Auftakt in die Weihnachtszeit verschiebt.
Ab Frühjahr wird sie sich mit dem Team der Straßensaison widmen – vorrangig der Bundesliga, wo Maxx-Solar 2013 Rang zwei belegte, und der Internationalen Thüringenrundfahrt (14. bis 20. Juli). „Sie ist als Heimspiel und eine der weltweit wichtigsten, bestorganisierten Frauen-Touren der Höhepunkt.“
Raum lässt ihr das Team für die Bike-Events, bei denen Kupfernagel auch mit ihrem Promi-Faktor mitwirkt – Rennrad-Wochen auf Mallorca, Trainingskurse für Hobby-Fahrerinnen in Hamburg, Fahrrad-Messen in China. . .
Ihr Motto, ihr Ziel? „Spaß haben beim Fahren. Es bringt gar nichts, verkrampft heranzugehen“, lautet ein Tipp der neuen „Leitwölfin“. Das klingt nach langsamem Loslassen. Nein, betont sie, die Lust auf Radsport sei ungebrochen.
Fotos: Alexander Volkmann
Mehr Infos auch unter:
www.maxx-solar-cycling.de
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