Bei nahezu jeder Siegerehrung war die Mannschaft auf dem Podium, nur ganz nach oben durfte noch keine Fahrerin von Mcipollini Giordana Galassia gehen. Nach Platz 3 gestern setzte sich nun heute Valentina Scandolara mit einem beherzten Angriff aus einer siebenköpfigen Spitzengruppe knapp 10 km vor dem Ziel in 2:45:45 h durch. Von einem Sturz von Annemiek van Vleuten (NED, Rabobank) etwa 2 km vor dem Ziel waren sowohl die übrigen Fahrerinnen der Spitzengruppe als auch zwei Vefolgergruppen betroffen, so dass schließlich 31 Fahrerinnen mit derselben Zeit (+ 10 sec) gewertet wurden, allen voran die 2. und 3., Lucinda Brand (NED, Rabobank) und Adrie Visser (NED, Boels Dolmans). Bis km 35 parierte das Feld jede der zahlreichen Attacken, die sich erst nach der berühmt-berüchtigten Steilen Wand von Meerane etwas beruhigten. Dort bereiteten Hunderte Zuschauer am Straßenrand v.a. der ersten an der Bergwertung, Hanka Kupfernagel (Neustadt/Orla, Nationalteam Deutschland), einen grandiosen Empfang. Den ersten erfolgreichen Angriff des Tags setzte dann an ihrem 24. Geburtstag Taylor Wiles (USA, Specialized-lululemon), der knapp 40 km Solo das Blaue Thüringen-Tourismus-Trikot für die aktivste Fahrerin eintrugen. Kurz nachdem das Feld die Amerikanerin eingeholt hatte, konnte sich Roxane Knetemann (NED, Rabobank) vom Feld absetzen. Ihr folgte wenig später eine Sechsergruppe, u.a. mit Emma Johansson (SWE, Orica-AIS), Anna van der Breggen (NED, Sengers) und Lisa Brennauer (Kempten, Specialized-lululemon). Aus dieser Gruppe setzte die Siegerin den entscheidenden Angriff. Anders als bei den späten Starts an den Vortagen wurde es zum Rennende hin diesmal nicht etwas kühler, sondern deutlich heißer. Die Fahrerinnen hatten deshalb außer mit der Konkurrenz auch mit der Hitze zu tun, und zum Sieg war es nötiger denn je, seine Kräfte gut einzuteilen. Am besten gelang das Valentina Scandolara, die genug Reserven für eine Solofahrt auf den letzten Kilometern hatte. „Als ich 10 km vor dem Ziel weg war, dachte ich: Eigentlich ist das verrückt. Erst langsam wurde mir klar, dass ich durchkommen könnte. Aber sicher war ich mir erst bei der 1000 m-Marke“, kommentierte sie ihre Attacke. „Wir wollten den Sieg heute unbedingt, nachdem Tatiana [Guderzo] gestern Platz drei in der Gesamtwertung verloren hat. Wenn ich es nicht gewesen wäre, wäre sicher eine andere Fahrerin aus unserer Mannschaft ganz vorn gelandet.“ Gefallen sind die Entscheidungen um das Weiße Herbacin-Sprinttrikot und das Schwarzgelbe Opel-Bergtrikot, sofern die Trägerinnen nicht aus dem Rennen müssen. In der Sprintwertung hat Emma Johansson mit 53 Punkten nun 30 Punkte Vorsprung vor Annemiek van Vleuten. Christine Majerus (LUX, Sengers) wird die Bergwertung ebenso wenig hergeben, bei 40 Punkten und damit 26 Punkten Vorsprung auf Hanka Kupfernagel. Bleibt es dabei, haben diese Trikots ebenso wie das Gelbe Sparkasse-Trikot der Gesamtführenden seit Beginn der Rundfahrt nicht ein einziges Mal die Schultern gewechselt. Auch in der Nachwuchswertung um das Weißblaue proloxx-Trikot dürfte die Entscheidung gefallen sein, wenn Anna van der Breggen (NED, Sengers) auf der letzten Etappe nicht stürzt. Einen Rückstand von 1:08 min dürfte Lucinda Brand auf ihre Landsfrau wohl nicht aufholen. Das Highlight der Schmöllner Etappe war wie erwartet die Steile Wand in Meerane, nicht nur der Zuschauermengen wegen. Hanka Kupfernagel nutzte den Heimvorteil und die Streckenkenntnis zu einem Antritt in der 12 %-igen Pflastersteigung, dem nur Christine Majerus, Emma Johansson und Lisa Brennauer annähernd folgen konnten. Lisa Brennauer gelang es, ihre zeitgleichen Konkurrentinnen auf Platz 3 der Gesamtwertung dank der Bonussekunden der Etappe abzuschütteln. Mit einem 1. und einem 2. Platz bei den Sprintwertungen setzte sie sich um 4 bzw. 5 sec von Anna van der Breggen und Linda Villumsen (NZL, Wiggle Honda) ab. Beste Deutsche auf der Etappe wurde zum zweiten Mal bei der diesjährigen Rundfahrt Elke Gebhardt (Freiburg im Breisgau, Nationalteam Deutschland) auf Rang 4. Die beste Amateurin war Beate Zanner (Gera, maxx solar-Stevens) als 7., ebenfalls zum zweiten Mal. Sie und die in der Gesamtwertung der Amateurinnen Führende Amy Cure (AUS, Nationalteam Australien) trennen vor der Schlussetappe nur 5 sec.
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Thüringen-Rundfahrt: Annemiek van Vleuten Schnellste bei 80 km-Solofahrt von Andrea Graus
Die Königsetappe der 26. Thüringen-Rundfahrt der Frauen rund um Schleiz geht an die Gesamtzweite Annemiek van Vleuten (NED, Rabobank) vor der alten und neuen Trägerin des Gelben Sparkasse-Trikots der Gesamtführenden, Emma Johansson (SWE, Orica-AIS) und Valentina Scandolara (ITA, Mcipollini Giordana Galassia). Die Siegerzeit nach 120,5 km war 3:31:35 h. Mit der gleichen Zeit wurden 24 Fahrerinnen gewertet. Geprägt wurde die Etappe zwischen Schleiz und Saalfeld von der Soloflucht der österreichischen Staatsmeisterin Andrea Graus (AUT, Bigla), die sich bei km 28 absetzte und bei einem Maximalvorsprung von über 7 min erst nach recht genau 80 km Alleinfahrt vom Feld gestellt wurde. Die 3. Etappe stand unter entgegengesetzten Vorzeichen im Vergleich zur gestrigen. Trotz wieder heißen Temperaturen setzte es die ersten Attacken quasi mit dem scharfen Start in Görkwitz. Weder Einzelfahrerinnen noch Gruppen konnten sich jedoch absetzen, weil das Feld stets sofort reagierte. An die Arbeit machten sich neben dem Team der Trägerin des Gelben Sparkasse-Trikots, Orica-AIS, auch die Mannschaften Specialized-lululemon und Mcipollini Giordana Galassia. Als nach aggressiven Start und der ersten Bergwertung in Pößneck gerade etwas Ruhe einzukehren begann, nutze Andrea Graus die Steigung nach Ranis zu einem Angriff, der der einzige erfolgreiche des Tags sein sollte und zur bislang längsten Soloflucht der diesjährigen Ausgabe führte. Erst bei km 108, bereits nach der ersten Zieldurchfahrt holte das Feld sie ein. Weil sie bei allen weiteren Bergwertungen Maximalpunktzahl erreichte, liegt die Österreicherin in dieser Wertung nun auf Rang 2 nach der Siegerin bei der ersten Bergwertung des Tages und Trägerin des Schwarzgelben Opel-Trikots, Christine Majerus (LUX, Sengers). Die Luxemburgerin hat mit 20 Punkten nun 12 Punkte Vorsprung auf die Österreicherin. Während Andrea Graus bei km 57 einen maximalen Vorsprung von knapp über 7 min auf das Feld hatte, drohten externe Einflüsse die Entscheidungen der Etappe mitzubestimmen. Zum Vorteil der Ausreißerin verlor das Feld Zeit durch eine Fehlleitung, während sie zu ihrem Nachteil an einem Bahnübergang aufgehalten wurde, den das Feld passieren konnte. „Ausgleichende Gerechtigkeit“, erklärte die Österreicherin im Ziel. „Ich bin mit meiner Etappe hoch zufrieden, auch wenn ich lieber nicht ganz allein gefahren wäre. Ich freue mich, dass ich für unser Amateurteam in diesem Profifeld eine gute Leistung abliefern konnte.“ Die bislang längste Flucht der diesjährigen Rundfahrt brachte naturgemäß der Österreicherin das Blaue Thüringen-Tourismus-Trikot für die aktivste Fahrerin. Aus Saalfeld zurück im Raum Ranis/Pößneck, bei ca. km 75, entschied sich das Feld, die Ausreißerin nicht länger gewähren zu lassen. Weil alle vier, fünf Teams, die auf den Tagessieg schielten, ihre Kräfte vereinten, schmolz der Vorsprung von Andrea Graus zunächst rasch dahin. Sie schaffte es jedoch, das Feld so lange auf Distanz zu halten, dass sie den Schleizer Zielstrich in der Oschitzer Straße bei km 105 noch solo erreicht. Eine siebenköpfige Gruppe, u.a. mit Marta Tagliaferro (ITA, Mcipollini Giordana Galassia) und Carla Ryan (AUS, Cyclelive plus-Zannata), die sich bei km 98 aus dem Feld löste, wurde rasch wieder eingefangen. 12 km vor dem Ziel wurden die Karten also neu gemischt, und in einer äußerst nervösen Schlussphase konnte sich keine Fahrerin mehr absetzen. Nur einmal noch sah es so aus, als könnte eine Gruppe dem Massensprint zuvorkommen. Doch auch Adrie Visser (NED, Boels Dolmans), Amanda Spratt (AUS, Orica-AIS), Roxane Knetemann (NED, Rabobank) und Valentina Carretta (ITA, Mcipollini Giordana Galassia) konnte sich nicht vom Feld lösen. Im Sprint nutzte Annemiek van Vleuten den kurzen Anstieg zur Zielgraden um sich in die beste Position zu bringen und siegte von vorn mit einer knappen Radlänge vor Emma Johansson. Nach ihrem Sieg erklärte sie: „Ich wollte heute unbedingt den Etappensieg. Wo ich aber so gut im Klassement liege, spielt das Gelbe natürlich auch eine Rolle. Ich glaube aber nicht, dass die Tour nur an den Bonifikationssekunden entschieden wird, wo das Klassement vorn so eng ist. Morgen nach dem Zeitfahren wissen wir mehr.“ Emma Johansson behält das Gelbe Sparkasse-Trikot und das Weiße Herbacin-Trikot in der Gesamteinzel- und der Sprintwertung, mit 11 sec bzw. 11 Pkt. Vorsprung auf Annemiek van Vleuten. Dem hohen Tempo der Etappe nicht folgen konnte die vom gestrigen Sturz betroffene stärkste Nachwuchsfahrerin in der Gesamtwertung, Alena Amialiusik (BLR, BePink). Sie fiel heute leider aus der Karenzzeit. Trägerin des Weißblauen proloxx-Trikots nach der heutigen Etappe ist Anna van der Breggen (NED, Sengers). Als beste Amateurfahrerin im Profifeld kam Amy Cure (AUS, Nationalteam Australien) mit der Siegerzeit auf den 6. Rang. Ebenfalls mit der Siegerzeit wurde die stärkste Deutsche gewertet, Elke Gebhardt (Freiburg im Breisgau, Nationalteam Deutschland) auf Rang 4. Das wohl vorentscheidende Einzelzeitfahren startet am morgigen Donnerstag in Gera um 18:00 Uhr.