Lexware Mountainbiker Max Brandl konnte bei den Weltmeisterschaften im
australischen Cairns, im U23-Rennen über die Bronze-Medaille jubeln. Der
Student vom Team aus den Hochschwarzwald fuhr hinter Titelverteidiger Sam
Gaze und Alan Hatherly als Dritter über die Ziellinie. Teamkollege Georg
Egger schied nach Defekt und Sturz aus.
Ein wenig geliebäugelt hatte man im deutschen Lager mit einer Medaille, das
schon. Doch abgesehen von der Favoriten-Rolle des Neuseeländers Sam
Gaze, gab es da eine ganze Menge an potenziellen Podest-Kandidaten.
Max Brandl hatte nach der Enttäuschung vom Staffel-Rennen am Mittwoch
seine Schlüsse gezogen und sich auf die Startphase konzentriert. „Ich wusste,
dass der Start sehr wichtig ist und wollte nicht mehr die gleichen Fehler
machen wie vorgestern“, sollte er nach der Pressekonferenz der
Medaillengewinner erklären.
Das gelang auch perfekt. Aus der 1,6 Kilometer langen Startloop kam er in
einer Gruppe von sieben Fahrern wieder, die sich bereits leicht abgesetzt
hatten. An fünfter Stelle konnte er in den ersten Anstieg hinein gehen.
„Da haben alle versucht einen Rhythmus zu fahren, obwohl das auf dieser Art
Anstieg schwierig ist“, erzählte Brandl. „So wurde das Rennen eher taktisch,
was mir entgegen kommt.“
Seine Strategie war auf der langen Flachpassage Tempo zu machen, „um
den Anstieg quasi zu verlängern, so dass die anderen nicht ausgeruht in den
Berg reinfahren konnten und vielleicht attackieren würden“, gab Brandl
Einblick in seine Strategie, die auch aufging.
Nachdem Weltcup-Gesamtsieger Martins Blums aus Lettland wegen Defekt
aus der Gruppe zurückgefallen war, ging tatsächlich noch ein Sextett in die
vorletzte von sechs Runden.
„Irgendwie überleben“ – Wie Brandl kämpfen muss
Im Anstieg machte Favorit Gaze dann ernst. Brandl war an zweiter Stelle
positioniert, doch er musste sofort erkennen, dass er dem nicht folgen konnte.
Der Südafrikaner Alan Hatherly passierte Brandl auch noch und der wunderte
sich dann, dass die Konkurrenten dahinter Federn lassen mussten.
„Das hat mich überrascht“, gestand Brandl. „Ich wusste, jetzt muss ich nur
noch einmal am Berg leiden und dachte an ein Zitat: kurze Zeit leiden und
Held sein für immer.“ Einmal mehr offenbarte der Biologie-Student seine
mentalen Fähigkeiten.
Dann begann dieses Leiden für den 20-jährigen Freiburger – und zwar schon
bevor in der letzten Runde mit 17 Sekunden Vorsprung auf den Dänen
Sebastian Carstensen Fini in den Anstieg hinein fuhr. Krämpfe machten sich
bemerkbar, doch Brandl versuchte sie einfach zu ignorieren. „Ich dachte, ich
muss es irgendwie überleben. Mir ging es so dreckig, aber der Vorsprung
wurde nicht kleiner, sondern wuchs sogar ein wenig an.“
Als ihn am höchsten Punkt die beiden deutschen Junioren Tim Meier und Leon
Kaiser anfeuerten, wusste Brandl, dass er es packen konnte. „Ich konnte dann
sicher bergab fahren und die Flachpassage zum Ziel alleine nehmen.“
Tatsächlich lag er bereits 30 Sekunden in Front und hatte das Duell gegen
Carstensen Fini praktisch gewonnen.
Als er auf die Zielgerade einbog, ballte sein persönlicher Coach Marc Schäfer
die Fäuste und sein Schützling fiel ihm um den Hals. „Ich glaube, ich brauche
noch eine Weile, um das begreifen zu können“, sagte Brandl und schüttelte
den Kopf über seinen bisher größten Erfolg, mit dem man nicht rechnen
konnte.
Es ist das erste U23-Edelmetall für einen deutschen Biker seit Julian Schelb, der
2013, auch als Lexware-Fahrer Silber gewann. Ansonsten hat nur Manuel
Fumic (einmal Gold, einmal Silber) in dieser Kategorie für Deutschland eine
Medaille geholt.
Egger bleibt nur die Freude für den Teamkollegen
Teamkollege Georg Egger hatte man im Vorfeld eine ähnliche Leistung
zugetraut. Doch für ihn endete das WM-Rennen in der fünften Runde und mit
einem Schnitt am Knie, der genäht werden musste.
An zehnter Stelle liegend hatte Egger die zweite Runde beendet. Doch noch
bevor es in den Anstieg hinein ging, entwich die Luft aus dem Hinterrad. Er
musste den ganzen Berg und auch die folgende Abfahrt ohne Luft im
Hinterreifen bewältigen und kam schließlich auf der Felge an der Technischen
Zone an.
Als 56. nahm er das Rennen, aussichtslos im Hintertreffen, wieder auf. „Die
Motivation war natürlich weg. Aber ich war auch schon vorher nicht, wo ich
sein wollte. Der Anfang war noch okay, aber es hat sich nicht so optimal
angefühlt“, meinte er selbstkritisch. „Die Position hätte ich vielleicht halten
können, aber mehr auch nicht.“
Dass er dann noch stürzte und sich die Verletzung zuzog, das passte zu einem
verkorksten WM-Tag für Egger. Immerhin, für seinen Teamkollegen konnte er
sich freuen. „Super für Max und das Team, dass er es aufs Podium geschafft
hat“, so Egger.