Cape Epic der Siege und Dramen

Olympiasiegern Sabine Spitz erlebt bei der legendären Cape Epic alle Höhen und Tiefen, vier Etappensiege und Rang drei in der Gesamtwertung

Nach einer problemlos verlaufenen Premiere im Vorjahr bekam Sabine Spitz in diesem Jahr die ganze Härte des legendären Mountainbike-Etappenrennens Cape Epic rund um Kapstadt zu spüren, das gerne auch als die „Tour de France“ der Mountainbiker bezeichnet wird. Mit Prolog und 7 Etappen dauert die Rundfahrt durch die afrikanische Wildnis über einen Zeitraum von 8 Tagen, in denen die Deutsche Meisterin alle Höhen und Tiefen des Sport erleben durfte oder musste.

Mit einem souveränen Sieg im Prolog gelang mit der neuen südafrikanischen Teampartnerin Robyn De Groot ein Auftakt nach Maß. Dieser zeigte dass die beiden zu Recht als Mitfavoriten auf den Gesamtsieg gehandelt wurden. Aber das orangene Leadetrikot brachte kein Glück. Auf der ersten Etappe, die bei extremer Hitze und sehr staubigen Bedingungen über 105 km rund um Hermanus führte, erlebte Sabine Spitz ihr erstes persönliches Waterloo. Durch einen heftiger Sturz zog sie sich 40km vor dem Ziel eine klaffende, stark blutende Risswunde oberhalb des rechten Auges zu. Sonst unverletzt – in Anbetracht der TV-Bilder ein Wunder – setzte sie die Fahrt fort und das Duo schaffte das Kunststück noch Plätze gut zu machen und Etappen-Zweite zu werden. Nach sofortiger medizinischer Versorgung, bei der Wunde mit 14 Stichen genäht wurde, zeigte sich die Deutsche Meisterin zuversichtlich das Rennen vorsetzen zu können. Und in der Tat gelang das erstaunlich gut.

Nach Verletzung Etappensieg Nr.2

Trotz des Handicaps dominiert das Team an der Spitze des Feldes das Geschehen. Auf Etappe zwei nur knapp im Sprint unterlegen, schafften die beiden auf der dritten Etappe rund um Greyton den Etappensieg, vor den Führenden in der Gesamtwertung Jennie Stenerhag und Esther Süss (SWE/ SUI). Die Zuversicht war zurück, den eingehandelten Zeitrückstand von knapp 9 Minuten auf der ersten Etappe und das verlorenen Leaderjersey zurückzuholen.

Das Profil der vierten Etappe, die von Greyton nach Elgin führte und mit 112 km der längste Tagesabschnitt war, schien dafür perfekt geeignet. In einem brutaler Schlussanstieg von Kilometer 80 bis km 103, waren große Zeitdifferenzen zu erwarten. Und gleich zu Beginn der Steigung machte das Deutsch/ Südafrikanische Duo Druck und setzte sich leicht ab von Konkurrentinnen um die Gesamtwertung, bevor ein Stein alle Hoffnungen zunichte machte. Versteckt im Sand schlitze dieser Sabines Vorderreifen auf. Die Reparatur war schwierig und dauerte mehr als 6 Minuten. Zwar schafften die beiden in einer beeindrucken Aufholjagd das Handicap bis in Ziel auf 3:42 Min zu verringern, die Hoffnungen in der Gesamtwertung einen Schritt nach vorne zu machen, erfüllten sich aber nicht, im Gegenteil: „Wieder ein Cut, diesmal im Reifen“ nahm Sabine Spitz das neuerliche Pech mit Humor, „Aber sehr schade es wäre heute möglich gewesen, Zeit gut zu machen, jetzt wird es natürlich schwierig für die Gesamtwertung“ schätzte sie ihre Chancen nur noch gering ein. Doch das neu formierte Team gab nicht auf und setze einen Tag später mit Etappensieg Nr. 3 ein weiteres Ausrufzeichen. Die Verhältnisse in der Gesamtwertung blieben aber unverändert.

Die Königsetappe bringt die Entscheidung

Auf der Königsetappe am zweitletzten Tag sollte die Entscheidung fallen. Es blieb immer noch die Chance das Blatt nochmals zu wenden. Denn die Cape Epic ist unberechenbar und es kann immer noch viel passieren, war die Hoffnung. Und es passiert viel, allerdings bei Sabine Spitz. Ein eigentlich harmloser Sturz im Gröll, bei hohem Tempo hatte zur Folge, dass am Mountainbike der Deutschen Meisterin der Lenker gebrochen ist. Für viele wäre das, dass endgültige Aus gewesen. Doch die Olympiasiegerin und Robyn De Groot schafften es, das Bike wieder fahrbar zu machen, zumindest bis in die 10km entfernte technische Zone, wo ein neuer Lenker moniert wurde. Ein Zeitverlust von 35 Minuten machten aber alle Hoffnungen zunichte. In Gesamtwertung blieben sie aber vor der relativ leichten Schlussetappe mit Rang 3 immer noch auf dem Podium.

Dass diese keine entscheidende Veränderungen im Klassement mehr bringen würde war klar. Nur der Tagessieg zählte noch. Und diesen holten sich Robyn de Groot und Sabine Spitz mit einer taktischen Meisterleistung. Sie warteten bis zum richtigen Moment bei der Zielankunft in der Weinregion Paarl und gewannen den Sprint souverän und durften so den vierten Etappen Sieg feiern. „Vier von acht Etappen gewonnen und mit der ersten und letzen auch die wichtigsten Tagesabschnitte“ freute sich Sabine Spitz über den gelungen Schlusspunkt bei der Cape Epic 2017. Trotz des großen Pechs zog sie ein positive Fazit „Es war eine Achterbahn der Gefühle, aber auch wieder ein tolles Erlebnis bei dem ich mit meiner neuen Team-Partnerin durch dick und dünn gegangen bin. Deshalb bin ich alles in allem zufrieden“ sagte sie im Ziel des wahrlich härtesten Mountainbike-Etappenrennes.

Fotos via Sabine Spitz

Weitere Informationen rund um Sabine Spitz:

http://www.sabine-spitz.com