Das Wochenende 7./8. September ist ein relativ später Termin für den großen 24-Stunden-Radsport-Event auf dem Nürburgring. Doch das tut der Attraktivität der zur Tradition gereiften Veranstaltung keinen Abbruch. „Wenn’s gut läuft knacken wir mit der Teilnehmerzahl für die 24-Stunden-Wettbewerbe mit dem Rennrad und dem Mountainbike trotzdem wieder die 5000er-Marke. Insgesamt sollten wir erneut bei 10.000 Teilnehmern plus x liegen“, sagt Organisationsleiter Hanns-Martin Fraas.
Mit im 24-Stunden-Feld: zwei bemerkenswerte Damen-Viererteams, die auf der Nürburgring-Nordschleife für Spitzenplatzierungen gut sein dürften.
WÜber mangelnden prominenten Zuspruch können sich Fraas und Willi Schüller vom Mitveranstalter RC Herschbroich dieses Jahr ohnehin nicht beklagen. Wie 2012 wird wieder eine Mannschaft der ARD-Fernsehserie „Lindenstraße“ am Start sein, dazu die DTM-Piloten Timo Glock und Timo Scheider, die TV-Kommentatoren Manuel Reuter und Karsten Migels sowie Mountainbike-Profi Karl Platt, der dieses Jahr erstmals Rennrad und Nordschleife für seinen Auftritt gewählt hat. Besonders freuen Fraas und Schüller sich jedoch über die zwei Damen-Teams, die kürzlich ihre Teilnahme am 24-Stunden-Rennen über die Nordschleife angekündigt haben. Aus dem „Koga-Ladies“-Team, einem deutschen Topteam in der Frauen-Bundesliga, entschlossen sich Lena Köckerling, 23, Ronja Köckerling, 22, Christina Koep, 20, und die 27-jährige Stefanie Paul dazu, als Quartett die Herausforderung zwei Mal rund um die Uhr anzunehmen.
Der sportliche Terminkalender der höchst aktiven und erfolgreichen Frauen umfasst dieses Jahr rund 30 Wettkämpfe – sie dürften also bestens trainiert in die Eifel anreisen, wo sie jedoch mit dem anspruchsvollen Profil der Nordschleife, auf der pro 24-Kilometerrunde über 500 Höhenmeter zu bewältigen sind, ungewohntes Terrain antreffen. „Aber wenn die Mädels antreten, wollen sie auch gewinnen“, sagt Koga-Teambetreuerin Anne Stambula. „Den Nürburgring kennen sie zwar aus eigener Erfahrung nicht, aber sie fahren alle gerne in bergigem Gelände und sind sehr ehrgeizig. Auch die 24-Stunden-Distanz ist neu für sie, da müssen wir mal sehen, welche Taktik die passende ist. Jedenfalls haben wir uns mit ein paar Coaches verstärkt, die Langstreckenerfahrung haben.“
Vor der Berg- und Talbahn in der Eifel hat auch Beate Görtz, Ironman Weltmeisterin 2011, gehörigen Respekt, die das Vierer-Damenteam von Radhersteller und Titelsponsor Bulls anführt. Das verwundert im ersten Moment, denn Görtz ist eine der erfolgreichsten deutschen Triathletinnen und bei Langstrecken-Wettbewerben in ihrer Stammsportart schon mal knapp zehn Stunden am Stück im Wasser, auf dem Rad und zu Fuß unterwegs. „Aber 17 Prozent Steigung wie am Nürburgring – ich glaube nicht, dass ich das im Leben schon mal durchstehen musste. Ich habe mein Fahrrad dafür komplett umbauen lassen“, sagt Görtz und fügt in gespielt dramatischem Tonfall hinzu: „Wir werden sterben.“
Denn obwohl die Idee, am Nürburgring zu starten, eher aus einer Laune heraus als lockerer Termin zum Saisonabschluss geboren wurde, haben Görtz, 44, Kristina Mandt, 28, Slylvia Otten, 31, und Christine Urbansky, 32, allesamt im Triathlonsport zu Hause, sich ehrgeizige Ziele gesteckt. „Wir werden anfangs nicht zu forsch rangehen, dann aber sicher Vollgas fahren“, sagt Görtz, „einen Platz auf dem Siegerpodest wollen wir bei allem Spaß an der Freude schon haben.“ Sie stürzt sich ins Abenteuer: „Von der Strecke kenne ich keinen Meter. Ich habe so etwas noch nie gemacht und kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, bei Nacht zu fahren.“
So gefährlich, wie Görtz es sich ausmalt, wird es wohl nicht werden – dafür sorgt schon die erfahrene Organisationscrew um Hanns-Martin Fraas und Willi Schüller. Die zeigen sich im Vorfeld der Veranstaltung sehr zufrieden. „Trotz des späten Termins verzeichnen wir sehr guten Zuspruch“, zieht Fraas eine erste vorläufige Bilanz. „Was die Jedermann-Rennen, die Tourenfahrten und die Laufwettbewerbe angeht, liegen wir im Plan, rechnen aber je nach Wetterlage mit einer großen Zahl von Nachmeldungen vor Ort.“ Organisatorisch sei das kein Problem. Schüller: „Dafür sind wir wie jedes Jahr gerüstet.“