Für vier Juniorinnen und Junioren des Lexware Mountainbike Team beginnt am Sonntag im Schweizer Rivera die erste wichtige Phase der Saison 2016. In Rivera, Schweiz, geht es bei der UCI Junior Serie gleich um die EM-Qualifikation. Auch die U23-Fahrer Luca Schwarzbauer und Lars Koch greifen für das Team aus dem Hochschwarzwald im Tessin ins Renngeschehen ein.
„Es ist dieses Jahr ein bisschen komisch“, sagt Anna Saier mit dem Blick auf den Wettkampf-Kalender. Komisch, weil die Höhepunkte praktisch alle in der ersten Hälfte der Saison stattfinden. Komisch, weil gleich ihr allererstes Saisonrennen so wichtig ist. Der Swiss Bike Cup gehört zur UCI Junior Serie und ist damit gleich ein Qualifikations-Rennen für die EM und die WM.
Die Olympischen Spiele gehen die Junioren zwar nichts an, doch sie beeinflussen auch ihre Wettkampf-Planung. Die Europameisterschaften in Schweden sind schon Anfang Mai und die WM bereits Ende Juni, Anfang Juli. Zuvor muss man sich aber noch qualifizieren. Es geht also gleich von Null auf Hundert.
„Ich habe schon versucht mit meinen Trainingsgefährten Rennsimulation zu machen, aber ein Wettkampf ist dann noch was anderes“, meint Anna Saier. „Ich freue mich, wenn es dann mal los geht. Ohne Rennen weiß man nie wo man steht.“
Wo die Offenburgerin am Sonntag nach dem Rennen gerne stehen würde, ist klar: mindestens da, wo sie 2015 schon war. Also immer in den Top-Ten. „Oder eigentlich sogar besser als letztes Jahr.“ Mit dem Druck, den sie sich selber mit den größer gewordenen Erwartungen macht, muss sie erst noch lernen umzugehen. „Ich hoffe, dass es am Sonntag gut klappt.“
Auf der technisch anspruchsvollen Strecke am Monte Ceneri sollte sich auch das Technik-Training auszahlen, das sie mit der Junioren-Nationalmannschaft vor Ostern noch absolviert hat.
Quali und Abi: Zwei Wochen, die Weichen stellen
Das gilt auch für ihre drei männlichen Teamgenossen. Torben Drach gehört, wie Saier, dem älteren Jahrgang an. Auch er hat im vergangenen Jahr bereits Top-Ten-Resultate verbucht. Allerdings hängt er die Trauben erst mal nicht so hoch. Aus gutem Grund. In den nächsten beiden Wochen stehen vier Abiturs-Prüfungen an.
„Ich setze mir erst mal keine so hohen Ziele“, sagt der Kirchzartener. „Die Belastung ist schon spürbar, auch wenn mich das Lernen im Training nicht wirklich beeinflusst hat.“
Weil mit Bad Säckingen und dann Montichiari in Italien für die Junioren gleich noch zwei Qualifikations-Rennen folgen, werden das für Drach zwei Wochen, die Weichen stellen. „Am liebsten würde ich die EM- und WM-Norm gleich schaffen, damit ich die Saison planen und andere Schwerpunkte setzen kann“, drückt Drach seine Hoffnung aus. Mit einem Top-Acht-Resultat in Rivera könnte er die verwirklichen.
Die Jüngsten wollen in die Punkte
Für die beiden Youngster im Lexware Mountainbike Team ist das Auftakt-Rennen in Rivera mit noch größerer Spannung verbunden. David List und Jannick Zurnieden haben sich als Aufsteiger aus der U17 noch nie in einem internationalen 160-köpfigen Feld behaupten müssen.
David List zeigt sich ganz zuversichtlich. „Ich weiß, dass ich gut drauf bin und fahre relaxt nach Rivera. Das Rennen in Arbon lief gut und hat mir Selbstvertrauen gegeben“, sagt der Friedrichshafener.
Die Vorbereitung über den Winter sei gut verlaufen, so List. Auch dieses Jahr hat er einige Einheiten beim Skibergsteigen absolviert und ist in dieser Disziplin auch Deutscher Vizemeister geworden. Im Fokus bleibt aber der Cross-Country-Sport.
„Die Teilnahme an der EM und der WM sind schon Ziele. Wenn ich einen guten Tag habe, kann ich das auch schaffen“, meint List.
Von der Startposition wird einiges abhängen, auch bei Jannick Zurnieden. Der Freiburger ist allerdings ganz optimistisch. „Starten kann ich ganz gut“, sagt er und hofft in Rivera ebenfalls darauf in die Punkteränge (Top 20) einzudringen.
Für die EM-Norm hängen die Trauben noch höher. Zweimal Top 15 oder einmal Top Acht wären zu erfüllen (bei den Juniorinnen Top 12 und Top 6).
„Das wäre ein Traum, aber ich warte erst mal ab, wie das erste Rennen läuft“, meint Zurnieden. Im Tessin hofft er aber schon vom Training mit BDR-Technik-Coach René Schmidt zu profitieren. „Das war richtig gut. Da haben wir bisher viel falsch gemacht“, so Zurnieden.
Saisoneröffnung für zwei U23-Fahrer
Lars Koch und Luca Schwarzbauer nutzen in Rivera das U23-Rennen um ihre persönliche Saison zu eröffnen. Für beide ist das eine Woche vor dem Bundesliga-Auftakt in Bad Säckingen erst einmal nur ein Test.
Für Luca Schwarzbauer ist das so was wie ein Neubeginn. Der Nürtinger hat das vergangene Jahr dazu benötigt die Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu finden. Daher hat er 2015 nur wenige Rennen bestritten.
„Ich habe noch nicht den Mut zu sagen, ich habe das hinter mir. Aber ich lerne auf mein Körpergefühl zu hören und das ist das Allerwichtigste“, sagt Schwarzbauer mit einer Mischung aus Selbstkritik und Zuversicht.
„In den letzten drei Wochen, nach den schriftlichen Prüfungen für das Fachabitur, kann ich relativ entspannt trainieren. Da hat es noch mal einen schönen Schub gegeben. Ich fühle mich bereit für die Saison, aber ich werde wohl noch zwei, drei Rennen brauchen bis ich voll da bin. Ich will aber nicht zu viel Druck aufbauen“, erläutert der 19-Jährige Junioren-WM-Dritte von 2014.
Für Lars Koch bedeutet der Swiss Bike Cup in Rivera den Einstieg in seine erste U23-Saison. Nach dem Verlauf des Winter-Trainings gefragt, lacht der Furtwangener. „Die Aktien sind gestiegen, ich fühle mich ganz gut. Aber wegen dem Lernen aufs Abitur habe ich zuletzt das Training schon ein wenig zurückgesteckt“, erklärt Koch.
Sein Ziel für Rivera formuliert er als Neuling in der U23 so: „Ich versuche mit den alten Konkurrenten aus meinem Jahrgang mitzuhalten.“ Und insgesamt hat er für sich für seine Premieren-Saison in der U23 vorgenommen, „die Älteren etwas unter Druck zu setzen.“
Zu denen gehören auch seine Team-Gefährten David Horvath und Georg Egger. Während U23-Meister Egger noch mal in Serbien versucht Punkte zu sammeln, steigt David Horvath wegen dem Lernen auf die Abiturs-Prüfungen erst eine Woche später in Bad Säckingen ins Renngeschehen ein.
Auch Max Brandl konzentriert sich am Wochenende noch mal aufs Training.
Zeitplan Rivera:
9 Uhr U23 Herren (mit Lars Koch, Luca Schwarzbauer)
10.45 Uhr UCI Junior Serie Herren (mit Torben Drach, David List, Jannick Zurnieden)
12.35 Uhr UCI Junior Serie Damen (mit Anna Saier)