2016 ist für Sabine Spitz die letzte Saison als Cross-Country-Fahrerin. Wohl zum letztem Mal wird die 44-Jährige am 22. in Albstadt einen UCI Mountainbike Weltcup auf deutschem Boden bestreiten. Immer noch voller Ehrgeiz will sich die Südbadenerin für die Olympischen Spiele in Rio qualifizieren und dort ihre vierte Medaille holen. Der Start in die Saison ist ihr auf Zypern und in Südafrika hervorragend gelungen.
Ja, die Frage, die darf man stellen, die muss man stellen. Weil sie 44 Jahre alt ist und über 20 Jahre im Geschäft. Und weil sie vor vier Jahren die Wahrscheinlichkeit, dass sie 2016 nicht mehr dabei ist, mit „99 Prozent“ beziffert hatte. Wird das also wirklich die letzte Saison der deutschen Vorzeige-Athletin in der olympischen Cross-Country-Disziplin?
„Definitiv“, lautet jetzt die Antwort. „Irgendwann muss es mal zu Ende sein.“ Das lässt keinen Spielraum. Die Ära Sabine Spitz geht also irgendwann diesen Herbst zu Ende. Eine Ära mit insgesamt 17 Deutschen Meistertiteln in drei verschiedenen Disziplinen, mit insgesamt 30 internationalen Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen und zwei Weltcup-Siegen.
Doch mit einer launigen Abschiedstournee hat diese letzte Saison nichts zu tun. Es ist der große Reiz der Olympischen Spiele, der sie Ende 2014 nochmal motiviert hat zwei Jahre dran zu hängen und nur zum Dabei-Sein und Genießen will sie nicht nach Brasilien fliegen.
Was muss in diesem Jahr passieren, damit sie auf ein gelungenes zurückblickt?
„In Rio auf dem Podium zu stehen, das ist das Ziel“, lässt Sabine Spitz keine Zweifel, dass sie ihre vierte Olympia-Medaille im Visier hat. Und wenn sie Vierte wird? „Dann habe ich es versucht und alles dafür getan.“
Die Antwort auf die Frage: Warum machst Du das?
In ihren Worten ist nichts zu erkennen von sanftem Hinausgleiten aus dem Leistungssport oder von nachlassender Motivation. Obschon Sabine Spitz bekennt, dass es in den vergangenen beiden Jahren nicht so einfach war.
Seit der Saison 2015 hat sie keinen Bike-, respektive Titel-Sponsor mehr. Seit Haibike zu einem österreichischen Team im Ötztal gewechselt ist, gab es kein Unternehmen mehr, das Spitz alleine oder auch ein Team mit entsprechenden Mitteln unterstützen wollte.
„Ich muss zugeben, da hat es schon schwere Tage gegeben, an denen die Motivation nicht so toll war. Wenn die Unterstützung von Seiten der Sponsoren nicht da ist, dann erschwert das Vieles, aber es ist auch eine Frage von Vertrauen, das du dann nicht spürst“, bekennt Spitz. „Und man fragt sich, warum ist das so?“
Ihr Ehemann und Manager Ralf Schäuble, so erzählt Sabine Spitz, habe ihr dann den Blick wieder auf das „große Ganze“ gelenkt, „auf das Wesentliche“, die eigene Motivation, den Ehrgeiz. Sich Ziele stecken und sie verfolgen. In diesem Fall: in Rio auf dem Podium stehen.
„Es ist ja auch nicht so, dass wir keine Sponsoren haben. Nur konnte ein Wesentlicher leider nicht ersetzt werden. Wenn man unterstützt wird, dann motiviert das und das Gegenteil demotiviert auch. Aber es ist ganz sicher nicht der einzige Faktor, sonst würde es auch nicht gehen“, erklärt Schäuble.
Hoffen auf einen super Tag in Albstadt
Dass es geht, haben im vergangenen Jahr der EM-Gold und WM-Bronze im Marathon gezeigt und die ersten Wochen der neuen Saison haben das unterstrichen. Auf Zypern gelangen Sabine Spitz zwei Siege und beim Zweier-Etappenrennen Cape Epic in Südafrika konnte mit ihrer Partnerin Yana Belomoina gleich drei Etappensiege und den zweiten Gesamtrang einfahren. Die acht Tage Wettkampf-Belastung waren vor allem als Formaufbau gedacht.
„Was das Ergebnis angeht, ist es viel besser gelaufen, als wir gedacht haben und die Belastung war genau so wie ich mir das erhofft habe“, blickte Sabine Spitz sehr zuversichtlich auf die letzte Periode vor dem Weltcup-Auftakt am 24. April im australischen Cairns. Dort will sie sich mit einem Top-Resultat in Stellung bringen, um in Albstadt möglichst in der ersten Startreihe zu stehen.
Seit die Gonso Albstadt MTB Classic zum UCI Mountainbike Weltcup wurden, konnte Sabine Spitz dort keine großen Erfolge mehr feiern. Vorher sechsfache Siegerin im Bullentäle, musste sie bei der Weltcup-Premiere 2013 nach einem Trainingssturz passen. In den vergangenen beiden Jahren reichte es jeweils zu Platz elf.
„Für das Terrain ist das okay“, meint Spitz. „Mit der ganzen Vorbereitung auf die Olympiasaison müsste da dieses Jahr was Besseres raus kommen. Der Kurs ist sicher nicht auf meine Fähigkeiten zugeschnitten, aber Top-Ten sollte drin sein, bei einem super Tag auch weiter vorne.“
Unabhängig von diesen sportlichen Strecken-Präferenzen, sei Albstadt für sie seit der ersten Veranstaltung, der DM 2005, etwas Besonderes. „Albstadt hat für mich ja eine erfolgreiche Historie, vor dem Weltcup. Das Publikum ist toll, die Stimmung war immer sehr, sehr gut. Es ist immer ein sehr großer Anreiz dort zu fahren.“
Am 22. Mai zum letzten Mal. Zu 100 Prozent.
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Fotos: ©EGO-Promotion / Marius Maasewerd o. Andreas Dobslaff