Bei der Spanien-Rundfahrt gleicht für IAM Cycling kein Tag dem anderen. Ein einfacher Satz, der die aktuelle Situation bei IAM Cycling perfekt veranschaulicht auf der heutigen zehnten Etappe. Nachdem die Fahrer der Schweizer Mannschaft in den letzten Tagen mit dem Pech zu kämpfen hatten und sich im Fahrerfeld auffällig abwesend präsentierten, sah man heute eine andere Mannschaft mit einer offensiven Fahrweise, wie man es von ihr eigentlich erwartet hatte. Einen Rhythmus, den man nun beibehalten muss, wenn man das ursprüngliche Ziel bei dieser Vuelta – ein Etappensieg – weiterhin erreichen will. Dennoch sah man auch heute keinen Fahrer von IAM Cycling auf das Siegerpodest steigen. Die Blumen gingen am heutigen Montag an Kristian Sbaragli (MTN – Qhubeka), der den Sprint auf den Strassen von Castellón überraschend gewann. Von seinen Teamkollegen optimal lanciert, gewann der italienische Sprinter im dezimierten Feld vor John Degenkolb (Giant-Alpecin), der bei der Vuelta ebenfalls weiterhin auf seinen ersten Sieg warten muss. Gesamtleader Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) zeigte heute keine Schwäche, verteidigte das rote Leadertrikot und startet damit nun am Mittwoch zur nächsten Etappe, da morgen Dienstag der erste Ruhetag auf dem Programm steht.
Bei der Zielpassage sah man die gezeichneten Gesichter. Ohne Ausnahme. Die letzten zehn Tage waren sehr fordernd für die Rennfahrer und auch heute gab es im Finale erneut einige Schwierigkeiten zu meistern. Für die einen war diese letzte Steigung zu hart um im Sprint mitspielen zu können. Für die anderen, so auch für Jérôme Coppel, war es eine Gelegenheit, die verloren gegangenen guten Gefühle wiederzufinden. „In der letzten Steigung rund 20 Kilometer vor dem Ziel waren zwei Fahrer knapp vorne“, erzählt der Profi aus dem Département Haute-Savoie. „Kenny Elissonde (FDJ) ergriff ebenfalls die Flucht und dann entschied auch ich mich dazu, die Verfolgung aufzunehmen. Ich konnte zu ihm aufschliessen auch wenn mich diese Verfolgung in den roten Bereich brachte. Entsprechend musste ich sein Hinterrad bald wieder ziehen lassen. Allerdings muss man auch die positive Seite betrachten. Ich weiss, dass ich mich hier jeden Tag verbessere und diese Zeichen sind für mich ein gutes Signal für den Rest dieser Vuelta. Nun stehen sehr schwere Bergetappen auf dem Programm und ich hoffe, dass ich auf diesem Terrain, welches mir besser liegt, etwas zeigen kann. Bis es soweit ist stehen nun aber erst einmal ein langer Bustransfer und dann morgen der erste Ruhetag vor uns. Der Tag morgen wird uns gut tun, bevor wir eine schwierige Woche in Angriff nehmen werden.“
Ähnlich sah es der sportliche Leiter Eddy Seigneur. Seine Worte unterstrichen die Zufriedenheit von Jérôme Coppel. Seigneur analysierte am Ende des Tages die Etappe. „Eine offensive Mannschaft zu sehen ist das, was wir schon seit dem Beginn dieser Vuelta wollen“, sagt der sportliche Leiter. „Am heutigen Montag haben wir einen Jérôme Coppel mit guten Beinen wiedergefunden, nachdem dieser zuvor eineinhalb Monate ohne Rennen war. Wir sahen, wie er auf der zehnten Etappe in den Angriff ging und das ist für die kommenden Tage ein ermutigendes Zeichen. Am Dienstag werden wir den ersten Ruhetag geniessen und dieser wird uns ganz sicher gut tun. Ich merke, dass die Fahrer müde sind, was nach einer solchen ersten Woche auch ganz normal sind. Ich merke aber auch, dass die Jungs nervös sind. Ein erholsamer Tag kann also nur zu unserem Vorteil sein. Und ich meine wirklich erholsam. Wir werden nur eine lockere Ausfahrt machen. Am Mittwoch gibt’s eine sehr schwere Etappe also kann man auch nicht einfach nichts machen morgen. In Andorra werden wir heute Abend ein Hotel beziehen und uns dort einquartieren. Dort werden die Jungs eine lockere rund zweistündige Ausfahrt absolvieren und sich Massagen unterziehen, die die Erholung fördern sollen.“