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Mit einer großartigen Vorstellung hat sich Max Brandl vom Lexware Mountainbike Team bei der Weltmeisterschaft in Andorra die Silbermedaille geholt. Seine Teamkollegen aus der Hochschwarzwälder Equipe Lars Koch, Torben Drach und Anna Saier konnten sich leider nur für Brandl, aber nicht für sich selbst freuen.
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Wenn man erklären wollte, was unbändige Freude ist: Max Brandl hat am Donnerstag im Bikepark Vallnord Bilder dazu geliefert. Er streckte bei der Zieleinfahrt die Arme in die Höhe, einmal, zweimal, dreimal, umarmte im Zielraum zuerst Goldmedaillengewinner Simon Andreassen, legte sich auf den Boden, warf seinen Helm in die Höhe, wurde auf dem nassen Asphalt von Bundestrainer Marc Schäfer geherzt, dann überwand Teamkollege David Horvath die Barriere und legte sich auf den nassen Kumpel einfach drauf.
Dann schaffte es auch noch seine Freundin Lynn und es gab eine heftige Umarmung.
„Es ist unglaublich. Ich kann das gar nicht beschreiben“, sollte er später bei der Pressekonferenz sagen. Nicht beschreiben, wie sehr ihn diese Emotionen erfüllten. Vielleicht weil es „definitiv das härteste Rennen“ seiner Karriere war. Vielleicht auch, weil so viel mentale Stärke dazu gehörte, sich gegen den Kolumbianer Egan Bernal im Kampf um Silber durchzusetzen. Und sich die ungeheure Anspannung in pure Freude verwandelte. In einem schwierigen Rennen, mit wiederholten Regenfällen, in der Höhenlage von 1900 Metern.
„Diesen Zweikampf habe ich im Kopf entschieden“, bekannte Max Brandl.
Während sich Titelverteidiger Simon Andreassen schon in der ersten Runde absetzen konnte und enteilte, duellierte sich der Lexware-Fahrer mit dem Vize-Weltmeister des Vorjahres über die restlichen vier Runden.
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Max Brandl: Habe an mich geglaubt
Und es war ein packendes Duell mit ständig wechselnden Konstellationen. Der Abstand nach hinten, wo Robin Hofmann mit dem Schweizer Filippo Colombo auf Platz vier und fünf lagen, wurde größer.
Bernal war in den Anstiegen stärker. Immer wieder riss er Lücken, die Max Brandl auf seinem Scott Scale in bravouröser Manier wieder schließen konnte.
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In einem brutalen, weil extrem steilen Anstieg, nahm ihm der Südamerikaner in jeder Runde wertvolle Sekunden ab.
„Der Schlüssel zur Silbermedaille war, dass ich mental stark geblieben bin und an mich geglaubt habe. Es war schwer ihn nicht ganz weg zu lassen“, erklärte Brandl.
Ende der dritten Runde schien es so weit. 24 Sekunden Rückstand auf Bernal wurden für Max Brandl gemessen. Doch der blieb fokussiert und konnte sich steigern.
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Drei Kilometer später war Brandl wieder an Bernal dran. So ging das Duo gemeinsam in die letzte von fünf Runden. Brandl schien sich seine Kräfte besser eingeteilt zu haben. Er griff an und holte ein paar Sekunden heraus. Dann unterlief ihm aber ein Fahrfehler. Er stürzte, Bernal ging wieder vorbei. „Die Zehen haben furchtbar weh getan“, gestand er. Doch entmutigen ließ er sich nicht. Das „Spiel“ ging weiter: Im Downhill wieder dran, im steilen Anstieg wieder zehn Sekunden zurück.
Unfassbar auch für die Beobachter, wie Max Brandl weiter dagegen hielt. Noch einmal tilgte er die Lücke. Und dann gelang ihm mit einem Überholmanöver ein Coup, auf den er selbst stolz war. „Da muss ich mich selber loben. Die Kurventechnik war genial“, sagte er lachend.
Er schoss am überraschten Kolumbianer vorbei. Das war etwa zwei Kilometer vor dem Ziel. „Das war entscheidend“, urteilte Brandl.
Entscheidend weil er in den folgenden technischen Passagen seinen Vorteil ausspielen konnte. Der Widerstand des Kolumbianers war ein Kilometer vor dem Ziel gebrochen. Mit 47 Sekunden Rückstand auf Andreassen (1:13:27) und 32 Sekunden vor Bernal überquerte er die Ziellinie.
Dann war nur noch Jubel. Unbändiger Jubel.
„Andreassen hätte ich nicht schlagen können. Der war am Berg so stark wie Bernal und in den Abfahrten so wie ich. Aber Silber ist ein riesiger Erfolg für mich“, kommentierte Max Brandl seine Vorstellung.
Drach und Koch scheiden aus
Seine Teamgenossen Torben Drach und Lars Koch boten einen unglücklichen Kontrast zum Deutschen Meister. Drach war gut unterwegs. Von Startposition 51 hatte er sich nach einem Sturz in der Anfangsphase unter die besten 25 geschoben und war auf einem guten Weg sein Ziel Top 20 zu erreichen. Doch dann spielte ihm der Defekt-Teufel einen Streich. Der Kirchzartener musste in der vierten Runde sein erstes WM-Rennen vorzeitig beenden.
Lars Koch erwischte keinen besonders guten Tag. Der Furtwangener war 20., als er schwer stürzte und sich am Handgelenk verletzte. Zur genaueren Abklärung der Verletzung wurde er ins Krankenhaus gebracht.
Anna Saier: Nur als Fan am Streckenrand
Dem hatte auch seine Teamkollegin Anna Saier schon am Dienstag einen Besuch abgestattet. Sie war im Training gestürzt und hatte sich – zum Glück –keinen Bruch, sondern „nur“ eine Prellung des Radius-Köpfchens zugezogen, Das war allerdings das kleinere Malheur. Damit hätte sie vermutlich fahren können. Die Offenburgerin war jedoch krank geworden und musste schweren Herzens ihren Start im Rennen der Juniorinnen absagen.
„Sehr schade“, bedauerte Saier, „ich hatte mich so auf die WM gefreut. Es ist schon hart, hier am Rand zu stehen. Aber jetzt schreie ich halt die anderen den Berg hinauf.“
Etwas vermummt betätigte sie sich als Fan und feuerte ihre Teamkollegen an, mit allem, was die Stimme noch hergab. Max Brandl hat’s sicher geholfen!
Photos: © 2015 EGO-Promotion (frei zur redaktionellen Verwendung)
Photographers:
Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Marius Maasewerd / EGO-Promotion
Thomas Weschta / EGO-Promotion