Eine Newcomerin startet so richtig durch. Die Rede ist von Yvonne Margraf, seit Anfang des Jahres für das Team Abus-Nutrixxion im Sattel und seitdem schon für zahlreiche Schlagzeilen und Top-Resultate im German Cycling Cup verantwortlich. Doch jetzt kommt es noch besser. Die 35-jährige Hessin, erst seit zwei Jahren im Rennsattel, gewann die TORTOUR Switzerland in der Mixed-Kategorie zusammen mit ihrem Schweizer Partner Roger Nachbur. „Das war emotional ein absolutes Highlight für mich. Allerdings hätte ich es nie geschafft, wenn ich nicht so einen leistungsfähigen Partner sowie ein so starkes und motivierendes Begleitteam gehabt hätte“, war Yvonne Margraf voll des Lobes über Roger Nachbur und den Betreuern. Nach 34:24 Std. erreichte das Duo das Ziel in Schaffhausen, hatte 1025 km und 12 500 HM mit einem sensationellen Schnitt von 29:32 km/h zurückgelegt. Nur die besten 4er-Teams der Männer und einige offene 6er-Teams waren schneller.
Zu den Fakten: Das Rennen startete in Schaffhausen und führte im Uhrzeigersinn über 1025 km und 12 500 Höhenmeter rund um die Schweiz wieder zurück nach Schaffhausen. Bei den Teams war immer nur ein Fahrer im Einsatz, der Partner fuhr im zweiten Begleitfahrzeug mit und wechselte bei jedem Kontrollposten nach 50 bis 86 km. Ausnahme: Am Start, in der Mitte des Rennens und die letzte Etappe fuhr das Team gemeinsam (insgesamt 150 km). Eine körperliche und logistische Meisterleistung. Zwei Begleitwagen standen Yvonne Margraf und Roger Nachbur zur Verfügung. Ein Pkw, der sich quasi in der Nähe des gerade fahrenden Sportler befand, aber nur in der Zeit von 20.30 bis 6.30 Uhr direkt hinter den Radsportlern befand, um die Strecke per Scheinwerfer auszuleuchten. Dazu kam ein Materialwagen, der quasi als fahrende Umkleide-Schlaf-Kabine und Materiallager fungierte. „Die Zeit im Sprinter betrug meist nur 1:30 bis 2 Stunden. In dieser Zeit musstes du die nassen Klamotten wechseln, etwas essen und dich ausruhen – und natürlich zum nächsten Kontrollpunkt fahren. Gefühlt wurde die Zeit immer kürzer“, so Yvonne Margraf, die sich nochmals ausdrücklich bei den von ihrem Partner organisierten Helferteam bedankte.
„Körperlich habe ich das Rennen gut überstanden. Wir haben ja im Vorfeld Strecken bis zu 300 km trainiert. Aber emotional war das ein einschneidendes Erlebnis. Die Enge im Begleitfahrzeug, die wahnsinnig gute Teamzugehörigkeit, die Fahrt in die Abendsonne in Lausanne oder die rasende Abfahrt vom Grimselpass“, fasste Yvonne Margraf die 1025 km mit wenigen Worten zusammen. Nach genau 34:24.58 Std. hatte das Duo Margraf/Nachbur das Ziel in Schaffhausen erreicht, dabei die Pässe Oberalp, Furka, Grimsel, Jaun, Col de Mosses und Passwang überwunden, Dauerregen getrotzt und einen Sturz in einem Kreisverkehr überstanden. „Ans Aufhören habe ich aber zu keinem Zeitpunkt gedacht“, versicherte die Krankenschwester aus Heusenstamm bei Frankfurt.
Ausgeschildert waren nur die ersten 30 km, dann musste mit Hilfe eines GPS-Geräts gefahren werden. Was auch immer gut ging. Nur kurz vor dem Ziel in Schaffhausen ließ das Glück plötzlich nach. Mit großem Vorsprung (22 km oder fast 30 Min.) war das Duo Margraf/Nachbur in das letzte Teilstück von Glattfelden nach Schaffhausen gegangen. Und kam kurz vor dem Ziel von der Originalstrecke ab, verfuhr sich heillos. Der komfortable Vorsprung schmolz bis auf drei Kilometer oder ungerechnet 5 Minuten. „Ein echter Nervenkitzel“, kommentierte Yvonne Margraf sichtlich erleichtert die Situation. Und was bleibt nach solch einem Abenteuer? „Es ist ein Wahnsinn, was der Körper so wegpackt. Der wenige Schlaf gepaart mit der Belastung. Und es hat unheimlich Spaß gemacht, im Stockdunkeln durch einen Wald zu fahren und nur das Scheinwerferlicht des Begleitwagens hinter sich zu sehen.“