Er hat es geschafft! Der 32-jährige Steirer Christoph Strasser hat heute am Berliner Tempelhof einen neuen 24h-Straßenweltrekord aufgestellt: Er absolvierte 896,173 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 37 km/h und rund 250 Watt Leistung! Damit verbesserte er die bisherige Bestmarke von Jure Robic aus dem Jahr 20014 klar. Um genau 14:12 Uhr übertrumpfte Christoph den Slowenen.
Die Superlative überschlagen sich nach dem geglückten 24h-Weltrekordversuch von Christoph Strasser: Der Ausnahmeathlet pulverisierte die alte Bestmarke von Jure Robic um 56 Kilometer! Die Zahlen und Fakten sind beeindruckend: Die ersten acht Stunden bewältigte der Steirer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 40 km/h! „Ich bin nur froh, dass ich das heute geschafft habe. Mein Team hat toll gearbeitet, ihnen gilt neben Specialized, die alles hier in Berlin erst ermöglicht haben, mein großer Dank“, so ein erschöpfter Christoph Strasser, der eine Sektdusche im Ziel genoss.
Müdigkeit, Kälte, Zuschauer, …
Gestern wurde der Weltrekordversuch um 15:35 Uhr gestartet. Der Tag fing sehr gut an, die Temperaturen waren ideal und es war auf der elf Kilometer langen Runde beinahe windstill. „Es lief richtig gut. Das größte Problem in den ersten Stunden waren die tausenden Besucher am Tempelhof. Es war quasi ein Spießroutenlauf gegen Biker, Läufer und auch Kiter. Ich bin froh, dass es zu keinem Unfall kam. Bis auf einen platten Reifen heute gegen 13 Uhr hatte ich auch keine technischen Probleme. Was meinen Körper betrifft, so spürte ich natürlich die Müdigkeit und Kälte – in der Nacht kühlte es auf plus ein Grad ab. Aus mentaler Sicht war ein Problem, dass ich keinen Funkkontakt zu meinem Team hatte. So konnten sie mich nicht wie zum Beispiel beim RAAM so richtig pushen“, sagte Strasser, der in der letzten halben Stunde doch noch nass wurde, als Regen einsetzte.
Insgesamt stieg Christoph nur zehn Mal vom Rad: vornehmlich für Pinkelpausen, Jackentausch und ein Radwechsel wurde absolviert.
Weiterer Rekord geknackt
Der 24h-Straßenweltrekord zählt zur Königsdisziplin im Ultracycling-Rennsport. Doch auch den 24h-Outdoor-Bahn-Weltrekord, der bei 890 Kilometer lag, verbesserte Christoph um fünf Kilometer! Zwei weitere Rekorde hätte der Ausnahmekönner Strasser überbieten können: Den 200 Meilen Ultracycling Weltrekord von Marko Baloh über 8:17.08 Stunden und den 12-h Weltrekord, ebenso von Marko Baloh gehalten, mit 285.07 Meilen. „Aber diese Rekorde habe ich vorher nicht angemeldet und zählen somit nicht. Das macht mir aber herzlich wenig, denn mein großes Ziel war Robics Bestmarke. Und beinahe hätte ich auch die 900 Kilometer geschafft“, strahlte Strasser.
Stundenweltrekordler Brändle zollt Strasser Respekt
Der bisher einzige österreichische Stundenweltrekordhalter Matthias Brändle, der letzten Oktober einen Rekord mit knapp 52 Kilometer aufgestellt hatte, zieht den Hut vor Christoph Strasser: „Ich habe seine Rekordfahrt mitverfolgt und es ist unglaublich, was er hier geleistet hat: mehr als 250 Watt einen Tag lang durchzuhalten! Ich fahre im Grundlagentempo auch diese Wattleistung, aber nach so sechs Stunden bin ich richtig müde. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie es wäre, so einen Rekord zu bestreiten. Aber ich kann mir das aufgrund der mentalen Komponente nicht vorstellen. Das muss für den Kopf brutal hart sein! Und wenn ich mir denke, dass wir zuletzt bei Tirreno-Adriatico an vier Tagen auch 900 Kilometer gefahren sind?! Für mich ist so ein 24h-Weltrekordversuch nicht vorstellbar. Es war eine Wahnsinnsleistung von Christoph.“
Nächstes Ziel: 4. Sieg beim RAAM 2015
Zeit zum Ausrasten wird sich Christoph Strasser nach seiner Rekordfahrt nicht nehmen, denn schon bald beginnen die Vorbereitungen für das Race Across America, das am 16. Juni startet. Der dreifache Seriensieger hat auch beim längsten und härtesten Radrennen die Geschichtsbücher fest in der Hand: Streckenrekord mit 7 Tagen, 15 Stunden, 56 Minuten und dazu mehrere Rekorde: zum zweiten Mal blieb er 2014 unter der 8-Tage-Marke, höchste Durchschnittsgeschwindigkeit mit 26,43 km/h, größter Vorsprung auf den Zweitplatzierten mit 34:54 Stunden, 2011 war er der jüngste Sieger überhaupt …
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