Nach über 200km Flucht fehlen Maciej Bodnar am Ende 242m zum Sieg in Pau

Fast hätten sich die Sprinter zum ersten Mal in diesem Jahr verspekuliert. Früh ging Maciej Bodnar von BORA – hansgrohe heute in eine Fluchtgruppe, 28km vor dem Ziel startete er einen Soloritt, der erst 242m vor dem Ziel endete. Für seine herausragende Leistung wurde Bodnar wenigstens mit der roten Rückennummer für den kämpferischsten Fahrer belohnt.

Die heutige 11. Etappe der Tour de France war die vorerst letzte Gelegenheit für die Sprinter im Feld ihre Schnelligkeit unter Beweis zu stellen, bevor das Peloton die Pyrenäen überqueren muss. Acht Departements waren auf den 203,5 Kilometern zwischen Eymet und Pau zu durchfahren, wobei heute nur eine Berg-, und eine Sprintwertung zu bewältigen war.

Für Rudi Selig, nach seinen Plätzen 9, 7 und 4 also eine weitere Möglichkeit sein erstes Podium an der Tour anzupeilen. Bisher hat der Berliner, der eigentlich als Anfahrer für Peter Sagan vorgesehen war, den Job als Sprinter von BORA – hansgrohe hervorragend übernommen. Daher war ihm auch heute einiges zuzutrauen.

Wie bei allen Flachetappen, löste sich eine Spitzengruppe fast direkt bei Kilometer 0. Drei Fahrer setzten sich vom Feld ab, diesmal mit Maciej Bodnar von BORA – hansgrohe. Das deutsche Team machte sich den Seitenwind zu Beginn der Etappe zunutze, um etwas zu probieren. Mit drei Fahrern war die Spitzengruppe aber recht klein, und im Feld ließen die Mannschaften der Sprinter nichts anbrennen. Der Vorsprung wurde bei rund 4 Minuten von Quickstep und Lotto-Soudal kontrollierten.

Nach der Sprintwertung des Tages verkleinerte sich der Vorsprung der Spitzengruppe rapide, 40 Kilometer vor dem Ziel war es nur mehr eine Minute die Spitze und Feld trennte. Als noch 28km zu fahren waren, attackierte Maciej Bodnar. Der Pole von BORA – hansgrohe versuchte alles, um dem heranbrausenden Feld zu widerstehen. Zum Beginn des Solorittes konnte Bodnar seinen Vorsprung sogar wieder ausbauen. Auf den letzten 10km hatte er immer noch 50 Sekunden Vorsprung, doch im Feld wurde energisch nachgeführt. Dennoch entwickelte sich ein Krimi, der erst 242m vor dem Ziel ein Ende fand, Bodnar wurde doch noch eingeholt, und Kittel holte einmal mehr den Sieg.


DOWNLOAD | photo credit: ©BORA-hansgrohe / Stiehl Photography

Mit seinem unglaublichen Einsatz im Finale sicherte sich Maciej Bodnar heute auch die rote Rückennummer des kämpferischsten Fahrers. Nach der Siegerehrung kommentierte Bodnar: „Ich hatte heute gute Beine und bin früh in die Gruppe gegangen. Wir haben dann alle gut zusammengearbeitet, dafür muss ich mich bei meinen Fluchtgefährten bedanken. Als der Abstand bei 40 Sekunden war, habe ich attackiert, weil ich mich immer noch stark gefühlt habe. Ich bin zwischendurch gar nicht voll gefahren, um Kräfte für das Ende zu sparen. Auf den letzten 10 Kilometern habe ich alles gegeben. Bei 2 Kilometern habe ich mich einmal umgedreht und gesehen, dass ich noch über 200m Vorsprung hatte, da dachte ich, dass es reichen kann, aber die letzten 400m waren richtig hart, da war Gegenwind. Das Feld war am Ende einfach zu schnell, es haben nur 200m gefehlt, aber was will man machen, ich habe alles gegeben. Die letzten 5km waren wie ein Sprint. Hätte ich 10 Sekunden mehr gehabt, es hätte gereicht.“

Auch der sportliche Leiter, Patxi Vila, zeigte sich beeindruckt von Bodnars Leistung: „Gratulation an Bodi, was für eine Leistung! Es war unser Plan heute etwas zu versuchen, allerdings hatten wir gehofft, dass die Gruppe größer sein würde. Aber Bodi hatte einen guten Tag und es versucht. Als die Lücke nur noch 30-40 Sekunden war, dachten wir „jetzt oder nie“, und er hat attackiert. Die letzten 10km waren dann auch im Auto echt hart, es war so spannend. Einige Male dachten wir, es sei vorbei, dann wuchs der Vorsprung wieder. Am Ende haben etwas mehr als 200m gefehlt, nach 205km Flucht, 30km davon alleine. Für uns war die Tour bisher nicht einfach, aber mit diesem Spirit im Team ist noch einiges möglich.“

Morgen ändert sich das Terrain, und es geht in die Pyrenäen. Die Kletterer sind also wieder am Zug, und es könnte sich eine Chance für Emanuel Buchmann ergeben. Auch der junge Deutsche ist immer noch hungrig auf einen Etappensieg bei der Tour de France 2017.