18. Etappe: Vif – Courchevel Col de la Loze – 172 Km – 5450 Hm
Ben O’Connor holt Königsetappe am Loze

Plomi Foto
Ben O’Connor (Jayco) gewann auf 2.304 Metern am Col de la Loze die 18. Etappe der Tour de France 2025, deren Königsetappe. Auf dem Weg zur Ziel-Passhöhe oberhalb von Courchevel profitierte der 29-jährige Australier von seiner eigenen Stärke und auch von taktischen Mätzchen der beiden besten Klassementfahrern. Von denen erreichte Tadej Pogacar (UAE) im Gelben Trikot 1:45 Minuten hinter O’Connor auf dem 2. Platz das Ziel – 9 Sekunden vor seinem Widersacher Jonas Vingegaard (Visma).
Ein Gewinner des Tages war Oscar Onley (Picnic), der nach dem vorletzten Anstieg am Col de la Madeleine eigentlich schon um mehrere Minuten im Hintertreffen war. Er belegte 4 Sekunden hinter Vingegaard den 4. Platz und kassierte in der Gesamtwertung fast den bisherigen Gesamtdritten Florian Lipowitz (Red Bull), ebenso wie dessen Weißes Trikot.
Lipowitz im unnötigen Kamikaze-Modus
Lipowitz, dessen Teamkollege Roglic und deren sportliche Leitung ließen sich von den Spielchen zwischen Pogacar und Vingegaard heftig ins Bockshorn jagen und erlebten ein taktisches Fiasko. Im Tal zwischen Madeleine und Schlussanstieg hatte beide komfortable 3 Minuten Vorsprung vor Onley. Durch mehrere taktische Fehlentscheidungen schmissen sie ihre gute Ausgangsposition leichtfertig und ohne Not weg. Roglic verlor am Ende fast eine Minute auf Onley, Lipowitz 1:39 Minuten.
Ergebnis
1. Ben O’Connor (AUS) – Jayco-Alula 5:03:47
2. Tadej Pogacar (SLO) – UAE-XRG +1:45
3. Jonas Vingegaard (DEN) – Visma-Lease a Bike +1:54
4. Oscar Onley (GBR) – Picnic-PostNL +1:58
5. Einer Rubio (COL) – Movistar +2:00
6. Felix Gall (AUT) – Decathlon-AG2R +2:25
7. Primoz Roglic (SLO) – Red Bull-Bora +2:46
8. Adam Yates (GBR) – UAE-XRG +3:03
9. Tobias Johannessen (NOR) – Uno-X +3:09
10. Sepp Kuss (USA) – Visma-Lease a Bike +3:26
11. Florian Lipowitz (GER) – Red Bull-Bora +3:37
12. Kévin Vauquelin (FRA) – Arkéa-B&B Hotels +4:34
13. Jhonatan Narvaez (ECU) – UAE-XRG +7:37
14. Sergio Higuita (COL) – XDS-Astana +8:13
15. Michael Storer (AUS) – Tudor gl.Zeit
16. Simon Yates (GBR) – Visma-Lease a Bike gl.Zeit
17. Ben Healy (GBR) – EF Education-Easypost +9:28
18. Santiago Buitrago (COL) – Bahrain Victorious +9:48
19. Thymen Arensman (NED) – Ineos Grenadiers +10:08
20. Jordan Jegat (FRA) – Totalenergies +11:20
…
24. Valentin Madouas (FRA) – Groupama-FDJ +14:31
25. Matteo Jorgenson (USA) – Visma-Lease a Bike +17:05
32. Cristian Rodriguez (ESP) – Arkéa-B&B Hotels +29:05
33. Guillaume Martin (FRA) – Groupama-FDJ +29:07
– 161 Fahrer klassiert.
DNF Enric Mas (ESP) – Movistar
DNS Carlos Rodriguez (ESP) – Ineos Grenadiers
DNS Cyril Barthe (FRA) – Groupama-FDJ
Pogacar unbeeindruckt von Vingegaards Offensive
Pogacar baute seine Gesamtführung ein weiteres Mal leicht aus – auf nun 4:26 Minuten vor Vingegaard bei noch einer ausstehenden Alpenetappe. Der Abstand von Lipowitz aufs Gelbe Trikot wuchs auf 11:01 Minuten und – schlimmer – schrumpfte auf 22 Sekunden gegenüber Onley, der wiederum sein Guthaben gegenüber Roglic auf 1:23 Minuten vergrößerte.
Felix Gall (Decathlon) war während der 18. Etappe immer im Bilde und verbesserte sich durch einen 6. Platz in der Tageswertung auf eben jenen 6. Platz in der Gesamtwertung. Weichen musste Kévin Vauquelin (Arkéa). Er befand sich früh in der Defensive und fuhr daran gemessen noch ein gutes Ergebnis ein.
Tobias Johannessen (Uno-X) blieb auf dem 8. Platz, Ben Healy (EF) trotz großen Zeitverlusts auf dem 9. Platz. Tagessieger O’Connor enterte die Top-Ten, weil er an Jordan Jegat (Totalenergies) vorbeizog und der bisherige Zehntplatzierte Carlos Rodriguez zur 18. Etappe wegen eines Hüftbruchs nicht mehr antrat.
Gesamtwertung
1. Tadej Pogacar (SLO) – UAE-XRG 66:55:42
2. Jonas Vingegaard (DEN) – Visma-Lease a Bike +4:26
3. Florian Lipowitz (GER) – Red Bull-Bora +11:01
4. Oscar Onley (GBR) – Picnic-PostNL +11:23
5. Primoz Roglic (SLO) – Red Bull-Bora +12:49
6. Felix Gall (AUT) – Decathlon-AG2R +15:36
7. Kévin Vauquelin (FRA) – Arkéa-B&B Hotels +16:15
8. Tobias Johannessen (NOR) – Uno-X +18:31
9. Ben Healy (GBR) – EF Education-Easypost +25:41
10. Ben O’Connor (AUS) – Jayco-Alula +29:19
11. Jordan Jegat (FRA) – Totalenergies +32:51
12. Sepp Kuss (USA) – Visma-Lease a Bike +47:59
13. Thymen Arensman (NED) – Ineos Grenadiers +44:20
14. Jhonatan Narvaez (ECU) – UAE-XRG +52:04
15. Sergio Higuita (COL) – XDS-Astana +54:57
16. Guillaume Martin (FRA) – Groupama-FDJ +35:14
17. Matteo Jorgenson (USA) – Visma-Lease a Bike +57:35
18. Simon Yates (GBR) – Visma-Lease a Bike +45:49
19. Valentin Madouas (FRA) – Groupama-FDJ +1:16:19
20. Adam Yates (GBR) – UAE-XRG +1:19:20
21. Warren Barguil (FRA) – Picnic-PostNL +1:19:29
Auf einer wilden Etappe über Col du Glandon, Col de la Madeleine hin zum Col de la Loze wurde das Stück zwischen Madeleine und Loze zu einem taktischen Leckerbissen – oder Alptraum, je nach Perspektive. Roglic ging bereits 128 Kilometer vorm Ziel am Glandon in die Offensive und überquerte die Passhöhe in einer 13-köpfigen Spitzengruppe 2 Minuten vorm rund 40-köpfigen Feld ums Gelbe Trikot.
Aus den Top-Ten der Gesamtwertung war außer Roglic auch Gall mit vorbei dabei. Außerdem hielt sich Lenny Martinez (Bahrain), stellvertretend im Bergtrikot unterwegs, mithilfe seines Teamwagen Anschluss an die Spitze. Oben sprintete er zu den 20 Punkten gegen Thymen Arensman (Ineos). Bereits in der Abfahrt musste Martinez abreißen lassen. Später am Madeleine und im Ziel sammelten Pogacar und Vingegaard genug Punkte, um den Möchtegern-Bergkönig in der Bergwertung hinter sich zu lassen.
Bergtrikot
1. Tadej Pogacar (SLO) – UAE-XRG 105 p.
2. Jonas Vingegaard (DEN) – Visma-Lease a Bike 89
3. Lenny Martinez (FRA) – Bahrain Victorious 72
4. Thymen Arensman (NED) – Ineos Grenadiers 65
5. Ben O’Connor (AUS) – Jayco-Alula 51
6. Felix Gall (AUT) – Decathlon-AG2R 40
7. Michael Woods (CAN) – Israel-Premier Tech 38
8. Valen. Paret-Peintre (FRA) – Soudal-Quick Step 36
9. Ben Healy (GBR) – EF Education-Easypost 35
10. Oscar Onley (GBR) – Picnic-PostNL 34
Außer Roglic, Gall, Martinez und Arensman gingen Wellens (UAE), Jorgenson (Visma), der spätere Etappensieger O’Connor, Garcia Pierna (Arkéa), Mühlberger, Rubio (beide Movistar), Armirail (Decathlon), Luzenko (Israel) und Leknessund (Uno-X) an der Spitze über den Col du Glandon. In der Abfahrt ließen es Jorgenson und Arensman rollen. Sie fuhren eine halbe Minute auf Wellens, Roglic, O’Connor, Rubio, Gall und die aufschließenden Baudin (EF) und Armirail (Decathlon) heraus.
81 Kilometer vorm Ziel wurde das Spitzenduo gestellt. Pogacars Helfer Wellens konnte am Madeleine allerdings nicht mehr mithalten, so dass nur Vingegaard mit Matteo Jorgenson einen Satelliten in der Spitzengruppe behielt. Im 2. Anstieg mussten Vauquelin und Healy früh aus der immer kleiner werdenden Gruppe ums Gelbe Trikot abreißen lassen.
Dann löste Sepp Kuss seinen Teamkollegen Simon Yates in der Tempoarbeit für Vingegaard ab, und schon war nur noch Pogacar am Hinterrad. Lipowitz probierte es auch, geriet dann aber ins Niemandsland zwischen Vingegaard und Pogacar vor ihm und den nächsten Verfolgern um Onley hinter ihm.
Vingegaard und Pogacar erreichten 4 Kilometer unterhalb des Gipfels Jorgenson, Arensman, Roglic, O’Connor, Rubio und Gall. Oben holte Vingegaard die Punkte vor Pogacar. Lipowitz fehlte eine halbe Minute. Eine größere Gruppe mit Onley und mehreren Helfern von Pogacar und Vingegaard lag über 2 Minuten zurück, Vauquelin fast 4 und Healy schon 5.
In der Abfahrt hing Lipowitz als Solist voll im Wind, wohingegen in der Spitzengruppe größtenteils Jorgenson Windschatten bot. Erst kurz vor dem Flachstück Richtung Schlussanstieg fuhr Lipowitz zum zurückgefallenen Arensman auf. Und dann nahm eine beispiellose Kaskade taktischer Fehlentscheidungen ihren Lauf – Nutznießer inklusive.
Im Flachstück nahm Jorgenson heraus und die Spitzengruppe geriet fast zum Stehen. O’Connor nutzte die Situation zur vorentscheidenden Attacke, wie sich danach herausstellen sollte. Rubio und Jorgenson sprangen mit. Zur Überraschung wohl der meisten machte Jorgenson im neuen Spitzentrio voll in der Tempoarbeit mit.
Pogacar, Vingegaard, Roglic und Gall machten jetzt keinen Tritt mehr und wurden von Lipowitz und Arensman gut 40 Kilometer vorm Ziel eingeholt. Onley lag inzwischen 3 Minuten zurück. Der Podestplatz und das weiße Trikot für Lipowitz waren also gegen Onley so gut wie sicher. Dann erfolgte der kopflose Griff zu den Sternen. Lipowitz setzte sich 33 Kilometer vorm Ziel als Solist ab, als das Spitzentrio bereits 1:30 Minute vorausfuhr.
Wofür war man hier bereit, Podest und weißes Trikot gegen Onley zu verzocken? Volles Risiko gehen, wenn es nichts zu gewinnen und nur zu verlieren gibt! Unterhaltsam, da attraktiv anzuschauen, war es allemal. Bis zum Beginn des 26,4 Kilometer langen Schlussanstiegs war Lipowitz allein bis auf eine Minute ans Spitzentrio herangefahren.
Die nächsten Verfolger – Pogacar, Vingegaard, Roglic, Gall und Arensman – radelten sich hingegen einen 4-Minuten-Rückstand zur Spitze zusammen. Gall versuchte ähnlich wie Lipowitz auch noch wegzukommen, was jedoch zu seinem eigenen Glück misslang. So verpulverte er nicht auch seine Kräfte in der Fläche vor dem extrem langen Schlussanstieg.
Just am Fuße dieses Schlussanstiegs schoss eine größere Onley-Gruppe vorbei am Quintett ums Gelbe Trikot. Barguil und van den Broek hatten sich voll in den Dienst von Onley gestellt. Mit ihnen kamen unter anderem Kuss und Simon Yates für Vingegaard sowie Narvaez, Adam Yates und Soler für Pogacar zurück, außerdem Johannessen und sogar Vauquelin – anders als Healy, der weitere 2 Minuten dahinter lag.
Schon weniger als 3 Kilometer im Schlussanstieg konnte Jorgenson dem Tempo von O’Connor und Rubio nicht mehr folgen. Dieser taktische Schuss nach hinten im Vingegaard-Team war jedoch gut zu verkraften, weil Vingegaard anders als Lipowitz nichts mehr zu verlieren hatte. Innerhalb der letzten 18 Kilometer stellte Lipowitz Jorgenson ab. Allerdings ging die Schere nach vorne wieder weiter auf.
15,8 Kilometer vorm Ziel begann O’Connor sein Siegessolo. Zu seinen davor 10 Profisiegen gehörten bereits Tageserfolge bei allen 3 großen Rundfahrten, bei der Tour de France wie nun auch eine Alpenetappe. Rubio wurde erst auf dem letzten halben Kilometer vorn Pogacar, Vingegaard und Onley überholt und belegte den 5. Platz vor Gall und Roglic.
In der Gruppe ums Gelbe Trikot gaben zunächst die Helfer von Pogacar, dann wieder von Vingegaard den Takt vor. Vauquelin fiel erneut früh zurück. Lipowitz wurde 9 Kilometer vorm Ziel gestellt. O’Connor lag immer noch 3:20 Minuten voraus, so dass der Etappensieg so gut wie verteilt war. Innerhalb der letzten 6 Kilometer ließ Lipowitz abreißen, wohingegen sich Onley lange an die Hinterräder von Pogacar und Vingegaard klemmen konnte.
Erst nach Lipowitz fiel Johannessen zurück, dann auch Roglic und Gall. Onley überstand sogar eine Attacke von Vingegaard und ließ erst bei Pogacars Konter ein paar Sekunden liegen, nur 2 mehr als Vingegaard. Pogacar verwaltete so gesehen sein Gelbes Trikot und überließ waghalsige Aktionen anderen.