Nach seiner Ankündigung einer Karriereunterbrechung vom August diesen Jahres konnte man schon damit rechnen und nun hat Thomas Hartmann auf seiner Homepage den Rücktritt vom aktiven Leistungssport erklärt. Damit endet eine sportliche Karriere, die über 40 Jahre lang angedauert hat. Aus dem alpinen Skirennsport kommend, wechselte der geborene Münchner im Alter von 20 Jahren spät in den Radsport.
Die wertvollsten Momente seiner mit 800.000 Radkilometer untermauerten Laufbahn inklusive einer langen Phase als Berufsfahrer auf der Straße waren sicherlich die Titel eines Europameisters und Vize-Europameisters, sowie dreier Deutscher Vizemeister. Stolz ist Hartmann besonders auf die Erfolge in internationalen Zeitfahren, bei denen er seine Zugehörigkeit zur erweiterten Weltspitze in dieser Disziplin unter Beweis stellen konnte.
Einsätze bei Olympia und Weltmeisterschaften blieben ihm trotz erbrachter Qualifikationen allerdings verwehrt. Rund zwei Dutzend Landesmeistertitel auf Straße, Bahn und mit dem MTB sprechen für Vielseitigkeit und die vielen Jahre an der Spitze für Konstanz. Das letzte Jahrzehnt gehörte dem MTB und der Geländeradsport gab seiner späten Karriere nochmals neuen Schwung. Somit bleibt es also bei 1.221 gefahrenen Radrennen und 211 Siegen, wobei der Wahl-Deggendorfer Erfolge aus seiner sechsjährigen Jugendkarriere als alpiner Skirennläufer gar nicht miteinbezieht.
Einer der schillernsten bayerischen Sportler der letzten Jahrzehnte wird die sportliche Bühne also verlassen. Trotz dieser langen und harten Zeit im Hochleistungsbereich mit der stets professionellen Einstellung, dem Sport alle anderen Dinge des Lebens unterzuordnen, schien das Feuer des Rennfahrers auch in diesem Jahr immer noch zu brennen. Hartmann selbst aber stellte in der Vergangenheit immer wieder klar, daß dieser status quo mit dem Fortschreiten der eigenen geistigen Entwicklung nicht ewig andauern kann und daß eine sichere existentielle Lebensgrundlage vorhanden sein muß.
Seit Ende Juni ist Hartmann für viele überraschend wieder bei der Bundeswehr und wird derzeit als Hauptmann im Dienstverhältnis eines Langzeit-Wehrübenden mit Option einer Stabsoffiziersverwendung an der Universität der Bundeswehr in München eingesetzt. Neben seiner neuen, herausfordernden und gleichzeitig befriedigenden Aufgabe wird ihm die Möglichkeit gegeben, ein auf der Grundlage seiner Qualifikation als Diplom-Trainer begonnenes Fernstudium der Sportwissenschaften abzuschließen. Eine Option einer weiteren akademischen Teilfokussierung neben dem Soldatenberuf scheint grundsätzlich vorstellbar, dabei gehen die Gedankenspiele in Richtung einer Promotion in einem radsportspezifischen Thema.
Ereignisreiche Monate liegen hinter Hartmann, der viel nachgedacht und bilanziert hat. Schlußendlich sind die sich bietenden Chancen aber einfach zu groß, um sie für eine Fortführung einer semi-professionellen sportlichen Spätherbstkarriere im gewohnten Stil, unter großen Entbehrungen und bei Inkaufnahme von erheblichen Nachteilen, zu opfern. Die Zeit scheint reif und aktiver Radrennsport fühlt sich vor diesem Hintergrund nicht mehr richtig an.
Dankbar für die vielen erfüllenden Jahre im Sport wird der Vollblutathlet seiner Passion auch weiterhin frönen. Statt harter Rennen sind jetzt fahrtechnisch fordernde MTB-Freeride-Touren angesagt, daneben werden selbstverständlich regelmäßig und so oft als möglich das CrossCountry-Bike, das Rennrad und die Langhantel bewegt!
Text/Foto: Thomas Hartmann