Deutsche Cross-Country-Meisterschaften 2016 in Wombach

Bei den Deutschen Cross-Country-Meisterschaften in Wombach hat sich Sabine Spitz ihren 13. Deutschen Titel in der olympischen Disziplin geholt. Die 44-Jährige siegte im Ortsteil von Lohr nach 25,1 Kilometern in 1:26:41 Stunden mit elf Sekunden Vorsprung auf Titelverteidigerin Helen Grobert und 56 Sekunden vor Elisabeth Brandau. In der U23 siegte Sofia Wiedenroth zum zweiten Mal.

Die vier Damen, die man als mögliche Titelkandidatinnen gehandelt hatte, setzten sich bereits in der ersten Runde ab. Sabine Spitz (Murg-Niederhof) machte von Beginn an am Berg Druck, um die Abfahrten, wie sie erklärte „ohne Risiko“ bestreiten zu können.So sah man die dreifache Olympia-Medaillengewinnern praktisch immer an der Spitze des Quartetts. Ab Runde drei von sechs begannen sich Abstände zwischen den vier Fahrerinnen zu entwickeln. Grobert hatte auf eine Tempo-Verschärfung von Spitz nicht gleich reagieren können und als sie sich an die zweite Position geschoben hatte, blieben da zehn Sekunden auf Spitz. Die Differenz pendelte zwar zwischen fünf und 15 Sekunden, doch ans Hinterrad der 44-Jährigen kam die Freiburgerin nicht mehr. „Im ersten Anstieg hat Sabine immer einen Vorsprung heraus geholt. Ich wollte mein Jersey schon verteidigen, aber Sabine hat verdient gewonnen. Keine hat einen Fehler gemacht, sonst hätte sich noch was verändern können“, erklärte Helen Grobert. Sabine Spitz sprach davon, dass ihre Vorbereitung, aus dem Höhentrainingslager kommend, „wunderbar funktioniert“ habe. „Ich bin schon kontrolliert gefahren, aber ich konnte auch das Tempo gut variieren. Aber wie die letzten Wochen gezeigt haben, kann ja immer was passieren.“ Für Spitz war es der 18. Meister-Titel insgesamt und der 13. in der Cross-Country-Disziplin. Ob es auch der Letzte war? „Ich denke schon. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass ich noch Cross-Country-Rennen mitfahre, aber um konkurrenzfähig zu sein, muss man den Sport schon ernsthaft betreiben“, erklärte Spitz. Bronze ging an Elisabeth Brandau aus Schönaich. Sie blieb lange innerhalb von 20 Sekunden Differenz auf Spitz, doch in den Abfahrten verlor Brandau jeweils wertvolle Sekunden. So wurde es für die Deutsche Cross-Meisterin Bronze.
„Ich denke, das war ein gutes Rennen. Ich hatte in den technischen Passagen ein wenig Angst vor Defekt, weil ich auch im Training einen hatte. So habe ich dort nichts riskiert. Über mein Niveau kann ich nicht klagen, ich bin aber erst mal froh, dass die wichtigen Rennen vorbei sind. Mein Nervenkostüm ist schon ziemlich belastet“, meinte Brandau.

Adelheid Morath war nach Krankheit und Verletzung am Arm und Rippen „noch nicht bei hundert Prozent“, wie sie sagte. So verlor sie ab der vierten Runde mehr und mehr den Anschluss. „Es war ein Lotteriespiel hier zu starten, aber die Beine waren gut. Ich konnte am Berg mit Sabine mitgehen. Nur in den Downhills konnte ich durch die Rippenverletzung nicht richtig locker lassen“, meinte die Freiburgerin etwas enttäuscht darüber, dass sie die Medaillenränge um 1:05 Minuten verpasst hatte.

In der U23-Kategorie der Damen wurde das Rennen zu einem Duell zwischen Sofia Wiedenroth (Sigmarszell) und Antonia Daubermann (Gessertshausen). Aus einer Vierergruppe war zuerst Lena Putz (Röhrnbach) und dann auch Clarissa Mai zurückgefallen.
Daubermann machte Druck, holte einen Vorsprung von rund 15 Sekunden heraus, konnte das Tempo aber nicht ganz halten. So wurde sie zwei Runden vor Schluss von Wiedenroth passiert und distanziert.
„Ihr Angriff hat mir schon Sorgen gemacht, aber ich habe auch damit gerechnet, dass Antonia das Tempo nicht durchziehen kann. Trotzdem: sie ist sehr stark gefahren und es war schwer den Titel zu verteidigen. Jetzt bin ich froh, dass es geklappt hat“, erklärte Wiedenroth.
Daubermann erklärte ihren kleinen Einbruch auch damit, dass sie in der ersten Runde wegen eines Schalt-Problems vom Bike musste und die Lücke zur Gruppe wieder schließen.
„Das hat mich schon Körner gekostet, die mir am Ende dann gefehlt haben. Ich habe gegenüber Sofia noch mal versucht Druck aufzubauen, aber ich bin nicht mehr ran gekommen. Trotzdem, im ersten U23-Jahr Silber zu gewinnen, da kann man zufrieden sein“, kommentierte Daubermann, die am Ende 45 Sekunden Rückstand auf Wiedenroth (1:18:27 Stunden) hatte.
Clarissa Mai (+2:04) strahlte über Bronze. „Ich habe am Anfang probiert mitzufahren, aber dann wurde mir das Tempo ein bisschen zu schnell. Ich habe dann meinen Rhythmus durchgezogen und nach hinten den Vorsprung ausgebaut. Mein Ziel war eine Medaille und das habe ich geschafft“, erklärte die Hausacherin, die ebenfalls im ersten U23-Jahr unterwegs ist.

Lena Putz, die nach einer schweren Verletzung vom vergangenen Sommer lange keine Cross-Country-Rennen mehr gefahren ist, erreichte als Sechste (+6:10) das Ziel, nachdem sie zwei Runden lang in der vierköpfigen Spitzengruppe unterwegs war.
„Ich habe heute nicht das zeigen können, was ich drauf habe und bin ein wenig neben mir gestanden. Aber so ist Sport. Ich schaue jetzt auf die nächsten Rennen“, meinte Putz.

Markus Schulte-Lünzum triumphiert
Zum Abschluss der Deutschen Cross-Country-Meisterschaften in Wombach hat Markus Schulte-Lünzum aus Haltern das Elite-Rennen der Herren gewonnen. Der Vize-Meister des Vorjahres gewann in 1:25:11 Stunden mit zwölf Sekunden Vorsprung auf den Freiburger Moritz Milatz und 56 Sekunden vor Christian Pfäffle aus Neuffen.

Die Herren lieferten den mehreren tausend Zuschauern im Stadtteil von Lohr am Main ein höchst interessantes Rennen mit einer kleinen dramatischen Note.
Fünf Fahrer gingen gemeinsam in die dritte von sieben Runden.
Es war Titelverteidiger Manuel Fumic (Kirchheim/T.), der weiter seiner Top-Form hinterher fährt und Martin Gluth (Freiburg), die in Runde drei dem Tempo-Diktat von Markus Schulte-Lünzum nicht mehr folgen konnten.

Fumic blieb lange innerhalb eines 15-Sekunden-Zeitfensters, doch den Anschluss an das Spitzentrio schaffte er nicht mehr.
Bis zur vorletzten Runde blieb die Konstellation dieselbe. Schulte-Lünzum machte die meiste Führungsarbeit, Christian Pfäffle löste ihn hin und wieder ab und Moritz Milatz hielt, mit etwas Mühe, den Anschluss.
Doch dann erlitt Pfäffle einen Hinterrad-Defekt. „Ich habe schon in der Startrunde Luft verloren und habe deshalb in den Abfahrten auch nicht so viel riskiert. Warum die Luft dann vollends raus ist, weiß ich auch nicht genau“, erklärte Pfäffle dazu.
Er kam mit einigen Sekunden Rückstand auf Milatz und Schulte-Lünzum an die Technische Zone, wechselte in zirka 25 Sekunden das Hinterrad und ging mit Manuel Fumic im Nacken und 30 Sekunden hinter dem Führungsduo wieder ins Rennen.
Pfäffle jagte gleich wieder los und schüttelte Fumic sofort wieder ab.
Vorne allerdings drückte Schulte-Lünzum aufs Tempo und in der Schlussrunde nutzte er den vorletzten Anstieg zur Attacke. Milatz konnte sein Hinterrad nicht halten und in den letzten Berg fuhr Schulte-Lünzum mit sieben Sekunden Vorsprung hinein.
Damit war die Entscheidung gefallen.
„Ich bin super happy, unglaublich, dass es geklappt hat. Ich hatte schon Angst, dass ich mich taktisch dämlich verhalten habe, weil ich viel Führungsarbeit gemacht habe“, erklärte Schulte-Lünzum einen Tag nach seinem 25. Geburtstag. Er wurde zum zweiten Mal nach 2014 Deutscher Elite-Meister.
„Schade für Christian. Den habe ich sehr stark eingeschätzt“, sagte er mit Blick auf den Bronze-Medaillengewinner.
Obwohl es für den Aufsteiger der Saison bei seiner ersten Elite-DM gleich die erste Medaille war, wirkte er erst mal enttäuscht. „Ich hatte richtig gute Beine und denke, ich hätte um Gold mitfahren können, schade. Ich war die ganze Zeit nie über dem Limit, für mich war es ein angenehmer Speed“, kommentierte der Schwabe.
Der Badener auf Rang zwei war auch nicht besonders glücklich.
„Der zweite Platz passt so ins Jahr. Ich konnte dran bleiben, hätte aber nie vorbei fahren können. Anfang der Saison haben 20 Prozent gefehlt, jetzt sind es noch zehn Prozent, aber es fehlt halt immer noch was“, schüttelte er den Kopf. „Ich habe gehofft, dass ich gegen Ende noch mal mobilisieren kann, aber es ging nicht. Ein echtes Erfolgserlebnis ist Silber auch nicht“, meinte der vierfache Titelträger.

Lukas Baum düpiert die U23-Konkurrenz

Ex-Junioren-Weltmeister Lukas Baum hat bei den Deutschen Cross-Country-Meisterschaften in Wombach erstmals den U23-Titel geholt. Baum siegte in mit Vorsprung auf Titelverteidiger Georg Egger und Lokalmatador Max Brandl.

„Lukas hat hier eine Hausnummer gesetzt und seinen Ruf wiederhergestellt.“ Diese Einschätzung von Max Brandl wird der eindrucksvollen Vorstellung von Lukas Baum (Neustadt/W.) gerecht.
Vom Start weg ging Baum in Führung und brachte bereits aus der 1,1 Kilometer langen Startrunde einen beträchtlichen Vorsprung mit. „Ich wusste, wenn ich, im Gegensatz zum Weltcup, vorne starte, kann ich auch vorne mitfahren“, erklärte Baum.
Bei seinem Solo vergrößerte er den Vorsprung auf die Verfolger Georg Egger und Max Brandl mit jeder Runde und am Streckenrand staunte auch Bundestrainer Peter Schaupp.
„Das geht an die Adresse derer, die in den vergangenen beiden Jahren nicht mehr an mich geglaubt haben“, gab Baum zu Protokoll und es war ein Stück Wut darin zu spüren. Er bekannte allerdings, dass er über ein Jahr hinweg auch selbst nicht mehr an sich geglaubt habe.
Die Erwartungen nach Junioren-Welt- und Europameisterschaft 2013 seien einfach zu hoch gewesen. „Ich wusste ja, dass ich das Talent habe, aber es braucht eben Zeit und jetzt habe ich gezeigt, dass ich noch da bin.“
Hinter Solo-Show von Baum war es Georg Egger (Obergessertshausen), der an zweiter Stelle versuchte den Schaden so gering wie möglich zu halten, 15 Sekunden dahinter folgte Max Brandl.
In der vorletzten Runde schloss Brandl zu seinem Teamkollegen auf und ging vorbei. Fünf Sekunden lagen schon zwischen ihm und dem U23-WM-Vierten, doch dann drehte Egger das Rennen noch mal zu seinen Gunsten.
Im Anstieg griff er an und holte sich Silber.
„Lukas hat heute ein super Rennen abgeliefert. Meine Beine haben heute mehr gebrannt als beim Weltcup und bei der WM. Klar wäre ich gerne wieder Meister geworden, aber Silber hinter Lukas ist auch geil“, meinte Egger.

Max Brandl, der dem jüngsten Jahrgang angehört, hatte sich eine Medaille zum Ziel gesetzt, aber auch mit dem Titel geliebäugelt. „Ich habe aber schon in der ersten Runde ziemlich Probleme gehabt und so habe ich versucht den Medaillenrang erst mal zu sichern. Als ich an Georg vorbei war, habe ich schon gedacht: super, da geht noch Silber. Aber als er attackiert hat, habe ich Krämpfe bekommen und musste schauen, dass ich Bronze nach Hause bringe“, erklärte Brandl.