Der Verlust beider Leader in der ersten Woche führt dazu, dass BORA – hansgrohe die taktische Ausrichtung ändern muss. Das Team zeigt aber Moral, und Rudi Selig erkämpft ein weiteres Top Resultat als 4. der 10. Etappe der Tour de France.
Nach seinem schweren Sturz auf der 9. Etappe ist BORA – hansgrohe Leader Rafal Majka heute nicht mehr zur 10. Etappe angetreten. Ein weiterer Rückschlag für BORA – hansgrohe. Das Team wird nun versuchen mit Emanuel Buchmann in den Bergen Akzente zu setzten, bzw. bei den Überstellungsetappen in Fluchtgruppen zu gehen. Ein zweiter Etappensieg ist das oberste Ziel der Mannschaft.
Die heutige 10. Etappe war aber wieder eine Angelegenheit für die Sprinter. Zwischen Périgueux und Bergerac waren 178 durchwegs flache Kilometer zurückzulegen, und ein Massensprint war zu erwarten. Nach seinen Magenproblemen zu Beginn der Tour, rechnete sich Rudi Selig von BORA – hansgrohe heute, nach dem ersten Ruhetag, bessere Chancen aus im Konzert der Sprinter eine Rolle spielen zu können. Bisher konnte sich der deutsche Sprinter schon zweimal in den Top Ten klassieren.
Diesmal konnte sich wieder früh eine Spitzengruppe vom Feld lösen. Zwei Fahrer attackierten direkt bei Kilometer 0, eine kleine Gruppe, die für die Sprinter Teams leicht zu kontrollieren war, weshalb das Duo schnell auf bis zu 5 Minuten weggelassen wurde. Danach kontrollierte das Feld die Ausreißer den ganzen Tag über, auch der deutsche Meister Marcus Burghardt führte an der Spitze des Pelotons für Rudi Selig.
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Wie zu erwarten wurde die Lücke zur Spitze auf den letzten 50km kontinuierlich zugefahren. 12 Kilometer vor dem Ziel war das Feld geschlossen und der zu erwartende Massensprint wurde vorbereitet. Die Sprintzüge von Lotto-Soudal und Katusha führten das Feld auf die letzten 1000m. Rudi Selig lag gut platziert am Hinterrad von N. Bouhanni, als M. Kittel aber von hinten seinen Sprint lancierte war er nicht zu halten und feierte seinen 4. Etappensieg. Für BORA – hansgrohe landete Rudi Selig auf einem sehr guten 4. Rang, den er im Ziel analysierte: „Ich habe heute etwas gepokert und wollte bewusst etwas weiter hinten auf die Zielgerade gehen. Ich dachte, dass nach der letzten Kurve einige vielleicht ihren Sprint zu früh anziehen. Als ich bei Bouhanni am Rad war, kam Quickstep links nach vorne, dann gab es eine Welle von Bouhanni und ich habe in der Zielkurve viel Schwung verloren. Als ich nochmal beschleunigt habe, konnte ich mich im Windschatten gut ansaugen. Aber gegen Marcel ist kein Kraut gewachsen, der kam von hinten so schnell, er ist im Moment fast unschlagbar.“
Auch Enrico Poitschke (Sport Direktor), war nach der Etappe zufrieden: „Es war natürlich sehr hart für uns, auch noch den zweiten Leader zu verlieren. Wir mussten die Mannschaft neu ausrichten und konzentrieren uns nun auf Etappensiege und Fluchtgruppen. Die Jungs haben heute bewiesen, dass sie um jede Chance kämpfen. Dass Rudi da vorne mit den Großen ohne Lead-out mitsprinten kann, verdient alle Ehre. Wir sind mit seinem 4. Platz sehr zufrieden, und wir werden die nächsten Tage weiterkämpfen.“
Morgen, zwischen Eymet und Pau, wird nach 203,5 Kilometern wieder ein Massensprint erwartet. Auf dem etwas welligeren Parcours hat aber vielleicht auch eine Fluchtgruppe am Ende die Chance, um den Etappensieg zu kämpfen.