Klaus Bugdahl mit 88 Jahren verstorben – Ein Nachruf von Manfred Marr

Text und Fotos von Manfred Marr

Wiesbaden – Im Alter von 88 Jahren verstarb vor wenigen Tagen der dreifache Europa- und siebenfache Deutsche Meister Klaus Bugdahl.
Der gebürtige Berliner, der als Jugendfahrer, Amateur und Profi fast 30 Jahre lang erfolgreich im Rennsattel saß, zählte neben Rudi Altig, Rolf Wolshohl, Hennes Junkermann, Dieter Kemper und Sigi Renz von 1957 bis 1977 als Profi zu den großen Stars des deutschen Radsports.

Den ersten Meistertitel holte Bugdahl auf der ASN-Bahn in Nürnberg

1954 gewann der 19-jährige Klaus Bugdahl auf der Nürnberger ASN-Bahn seinen ersten deutschen Meistertitel!
Zusammen mit Hans „Hanne“ Schliebener, Horst Sylvestrzak und Alfred Freytag fuhr Bugdahl mit dem Vierer des „RV Luisenstadt Berlin“ absolute Bestzeit. 1955 wurde Bugdahl mit dem Berliner Vierer Vizemeister. Seinen zweiten Deutschen Meistertitel holte er 1956 als er im Finale der Einer-Verfolgung den Münchner Otto Altweck bezwang.

1957 wechselte Klaus Bugdahl mit 22 Jahren als damals jüngster deutscher Profi in das Schweinfurter „Torpedo-Team“. Bei den Profis holte Bugdahl auf Anhieb den DM-Titel in der Einer-Verfolgung über 5000m.
Mit drei Siegen zeigte der Profi-Neuling zugleich auch als Straßenfahrer sofort seine große Klasse.


1958 gewann er nach eindrucksvoller Solofahrt die Deutsche Straßenmeisterschaft vor Franz Reitz und Hennes Junkermann, bei der Straßen-WM 1958 belegte er in Reims nach 276 schweren Kilometern den zehnten Platz!

Im Winter 1958 fuhr Klaus Bugdahl mit dem Schweizer Jean Roth in Antwerpen, in Frankfurt und Münster mit Valentin Petry (jeweils zweiter Platz!), seine ersten Sechstagerennen. Zum absoluten Publikumsliebling wurde der 23-jährige Klaus Bugdahl in seiner Heimatstadt Berlin, als er zusammen mit dem Holländer Gerrit Schulte als Lokalmatador sein erstes Sechstagerennen gewann.

Seine Leistungen bei schweren Straßerennen waren jedoch auch in den folgenden Jahren hervorragend: In Frankreich gewann er 1959 die „Tour de l’Oise“, einen Etappensieg erkämpfte er bei der „Tour de Suisse“ 1963 und die Deutschland Tour 1960 beendete er als Dritter.
Selbst mit 37 Jahren stand Klaus Bugdahl 1972 als Dritter bei der deutschen Straßenmeisterschaft noch mit auf dem Treppchen!

Obwohl Klaus Bugdahl als Straßenfahrer zahlreiche sehr gute Vertragsangebote aus dem Ausland erhielt, galt seine große Liebe immer mehr dem Bahnsport und den lukrativen Sechstage-Rennen, wobei er 1959 von neun Rennen mit verschiedenen Partnern sechs gewann und dreimal Platz drei belegte. Klaus Bugdahl setzte danach seine große Erfolgsserie auf allen Winterbahnen unaufhaltsam fort.
Von 228 Sechstagerennen konnte er 37 gewinnen! Zu seinen prominentesten Partnern zählten u.a. die großen Radsport-Ikonen Eddy Merckx, Rudi Altig, Jan Janssen, Patrick Sercu und Rik van Steenbergen.

Nach dem Ende seiner langen Karriere war Klaus Bugdahl, der seit 1963 in Wiesbaden lebte, als Teamchef der deutschen Profi-Mannschaft Kotter, als Verkaufsberater im Radsporthandel und Sportlicher Leiter des Frankfurter 6-Tagerennens im Einsatz.

2015 war Klaus Bugdahl auf Einladung des Herpersdorfer Altmeisters Fritz Neuser zu Gast in Nürnberg.

Zusammen mit einigen weiteren einst großen Radsport-Assen ließ er sich die Nürnberger Altstadt und das Industrie-Museum zeigen.
2016 habe ich Klaus Bugdahl, der inzwischen bereits große gesundheitliche Probleme hatte, zuletzt bei der schönen „Tretro-Veranstaltung“ getroffen, die der Kaiserslauterner Jockel Faulhaber alljährlich im Sinsheimer Technik-Museum durchführte.
Manfred M a r r