Michel Thétaz: „Unser Soll haben wir bei dieser Vuelta bereits erreicht. Wir sind aber weiter entschlossen, an unserer Dynamik festzuhalten.“

IAM Cycling genoss den heutigen ersten Ruhetag in der Nähe der Stadt Zaragoza. Nachdem Aleksejs Saramotins nach einem Sturz auf der 7. Etappe die Rundfahrt verlassen musste, gingen heute die acht übrig gebliebenen Profis von IAM Cycling für rund 90 Minuten aufs Velo, um die Beine etwas zu drehen. Am Vorabend des Ruhetages traf auch Michel Thétaz, Gründer von IAM Cycling und CEO von IAMFUNDS.CH, im Teamhotel ein und gratulierte der Mannschaft zu den tollen Resultaten während der ersten Woche der Spanien-Rundfahrt. Erwähnenswert sind da vor allem einmal ein zweiter und einmal ein achter Platz von Vicente Reynes, dann der vierte Rang durch Johann Tschopp und schliesslich die Plätze 10 von Matteo Pelucchi und 12 von Sébastien Hinault. Noch vor seiner Abreise zurück nach Genf stand der General Manager des Teams Rede und Antwort und sprach dabei über den weiteren Verlauf der Vuelta und auch über die allgemeine Zukunft der Schweizer Profimannschaft.

Michel Thétaz, was sind Ihre Einschätzung dieser ersten Woche der Spanien-Rundfahrt?

Meine Bilanz ist konstruktiv. Wir müssen wissen, dass wir mit einer sehr jungen Mannschaft am Start sind hier. Die Fahrer müssen zuerst lernen, ihre Kräfte zu verwalten und lernen dabei auch ihre Qualitäten besser kennen. Mit Blick auf die Saison werden sie dann unseren Leadern als tatkräftige Helfer zur Verfügung stehen können.

Die Plätze 2. und 8. von Vicente Reynes haben Sie bestimmt nicht kalt gelassen, nachdem er zu Beginn der Saison mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte…?

Diese tollen Resultate sind eine schöne Sache und ich freue mich sehr. Ich will aber auch betonen, dass wir von IAM Cycling seine Schwierigkeiten respektiert und ihn dabei unterstütz haben. Vicente Reynes erhielt die bestmögliche medizinische Behandlung und Unterstützung und fand dabei zu seiner alten Stärke zurück. So ist unsere Kultur. Wir möchten unseren Fahrern die bestmögliche Betreuung bieten, damit Sie nach einem Zwischenfall wieder den Schritt an die Spitze zurück schaffen.

Was sind Ihre Erwartungen für den Rest dieser Vuelta, da die Mannschaft ja eher weniger über einen Leader verfügt, der im Gesamtklassement noch um einen tollen Platz mitkämpfen könnte?

Die 2. und 3. Woche dieser Spanien-Rundfahrt werden aufgrund der vielen Bergetappen sehr schwierig und anspruchsvoll. Unser Soll haben wir bei dieser Vuelta bereits erreicht. Wird sind aber weiter entschlossen, an unserer Dynamik festzuhalten. Unsere Strategie sieht vor, dass wir Johann Tschopp gewisse Freiheiten gewähren, damit er sich auf eine Etappe, die ihm entgegen kommt, seine Fähigkeiten unter Beweis stellen kann. Ich hoffe, dass dieses Vorhaben Früchte tragen wird, damit wir unser Palmarès bei dieser Vuelta noch etwas erweitern können.

IAM Cycling war am Wochenende an zwei Fronten unterwegs. Dabei feierte Sylvain Chavanel beim GP de Plouay einen grossartigen Sieg. Was erwarten Sie von Ihrem Team noch bis zum Ende der Saison?

Der Sieg von Sylvain bei einem Eintagesklassiker der WorldTour war natürlich ein toller Höhepunkt für uns. Unsere Saisonbilanz ist somit bereits jetzt erfolgreich, auch wenn die Saison noch gar nicht zu Ende ist. Wir können es auch als Auftakt oder Einläuten in die nächste Saison sehen, wo wir uns erneut in Szene setzen möchten.

Wo stehen Sie bezüglich neuen Fahrerverpflichtungen? Wenn man die Verstärkungen anderer Pro Continental Teams wie MTN-Qhubeka ansieht, dann könne dies teuer werden für Sie, wenn Sie Schritt halten möchten.

Ich bin erfreut zu sehen, dass viele dem Beispiel von IAM Cycling gefolgt sind. Im letzten Jahr haben wir Sylvain Chavanel und Mathias Frank verpflichtet. Allerdings wollen auch wir besser werden. Etwa 5 oder 6 Fahrer werden uns im nächsten Jahr verstärken. Dabei setzten wir den Fokus vor allem auf Etappenrennen. Und hier sind wir im Moment in den Verhandlungen.

Lassen Sie uns über die dritte Saison von IAM Cycling innerhalb des professionellen Pelotons sprechen. Sind Sie angesichts der Resultate immer noch nicht an einem Platz in der WorldTour interessiert?

Bevor wir über die Saison 2015 sprechen, muss ich Ihnen sagen, dass wir nicht, wie ursprünglich geplant, im Mannschaftszeitfahren an der WM vom 21. September in Ponferrada teilnehmen werden. Diverse Abwesenheiten und Verletzungen unserer Spezialisten auf diesem Gebiet haben uns zu diesem Entscheid gebracht. Wir schieben die Teilnahme einfach auf. Einfach nur ein Aufgebot machen, um an der Startlinie zu stehen ist nicht unser Ziel. Wenn, dann wollen wir konkurrenzfähig sein. Und wie ich bereits gesagt habe, wollen wir unseren Status im Hinblick auf die WorldTour nicht ändern. Wir sind als Pro Continental Team gut unterwegs und jeder will, dass wir in die WorldTour wechseln aber das ist nicht unsere Absicht. Heisst nicht, dass wir die Wechsel und Auflösungen der diversen Teams nicht beobachten. Aufgrund unserer Grösse und unserer Qualität hoffen wir auch im nächsten Jahr auf die Einladungen der Veranstalter und wir sind uns sicher, dass wir solchen Einladungen auch 2015 gerecht werden. Weiter bleiben wir aufmerksam bezüglich der Reform der UCI und wir werden uns entsprechend vorbereiten.

Suchen Sie weiterhin nach einem Co-Sponsor für einen möglichen Aufstieg in die höchste Klasse?

Wir sind in diesem Bereich aktiver als auch schon. Die Zeit vergeht und die Rennfahrer sind dafür verantwortlich, zu zeigen, dass sie es verdienen, dass wir auch in Zukunft bestehen bleiben. Wir sind auf der Suche, einen Co-Sponsor davon zu überzeugen. Und wenn wir jemanden finden, dann können wir uns vorstellen, die Saison 2016 mit einem Co-Sponsor zu absolvieren. Denn wir wissen bereits jetzt, dass wir 2015 auch im dritten Jahr mit einem einzigen Sponsor auftreten werden.

Heißt das auch, dass IAM Cycling Ende der nächsten Saison Geschichte sein könnte?

IAM Cycling ist keine Sternschnuppe im Profi-Radsport. Drei Jahre sind bereits eine lange Zeit in dieser Hinsicht. Derzeit sollten alle Optionen in Betracht gezogen werden. Und dazu gehört leider auch die Möglichkeit, dass IAM Cycling wieder verschwinden könnte.

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