Seit Sonntag 20:00 Uhr bestreitet Christoph Strasser das Transcontinental Race (TCR). Von der 4.000 Kilometer langen Strecke von Roubaix nach Istanbul hat er nach der Durchquerung Österreichs den ersten Checkpoint in Slowenien passiert. Wie hart das größte unsupported-Rennen der Welt ist, erfuhr der Steirer in den letzten beiden Tagen.
Nach dem Start im Velodrome von Roubaix hat Christoph Strasser 1.400 Kilometer absolviert. Heute Vormittag passierte er den ersten von vier Checkpoints in Slowenien. Im Naturpark Mangartsko Sedlo wartete auch der zweite Parcours, wo es über Schotter ging, auf die über 300 Starter:innen. An der Spitze des Rennens hat der Schweizer Robin Gemperle seine Führung ausgebaut. Er bestritt den ersten Zeitabschnitt von Roubaix bis Slowenien in 53h 59min. Dahinter mit einem Respektabstand von 60h 43min liegt Abdullah Zeinab auf dem zweiten Platz. Der Steirer Strasser erreichte den 1. Checkpoint mit einer Zeit von 62h 36min an der siebenten Stelle. „Das Rennen hat gerade erst begonnen“, gibt sich der sechsfache Sieger des Race Across America kämpferisch: „Körperlich bin ich super in Form. Über den Katschberg ging es zuletzt nach Italien und weiter nach Slowenien. Bei meinem ersten TCR lag ich beim 1. Checkpoint über 300 Kilometer hinter den Führenden und holte noch den Sieg. Es ist noch alles offen.“
Katastrophale letzte Tage
Wie hart das TCR sein kann, hat Christoph Strasser in den letzten beiden Tagen spüren müssen. Nicht nur wegen teils starkem Regen. „Ich hatte so viele Pannen und Defekte, das war sehr frustrierend. Mein Navigationsgerät hat den Geist aufgegeben und zeigte keine Abzweigungen mehr an. Ich habe mich ständig verfahren. Das zerstört die Moral komplett. Da fuhr ich eine Stunde super und holte Minuten auf, dann verfahre ich mich wieder und verliere das Doppelte. Hinzu kam viel Sekundenschlaf. Am Montag hätte ich durch die Verfahrer das Hotel erst um 4 Uhr Früh erreicht, so musste ich auf ein Gartencenter eines Baumarkts ausweichen, wo ich drei Stunden am Boden schlief. In der vergangenen Nacht klappte alles zum Glück mit dem vorher gebuchten Hotel in Tarvis, wo ich wieder drei Stunden verbrachte. Die Probleme mit dem Navi bekam ich in den Griff, dann ließ sich mein Handy nicht mehr einschalten. Zum Glück habe ich ein Ersatzhandy mit. Jetzt hoffe ich, dass ich endlich meinen Rhythmus finde. Bisher hat sich bei mir voll bewahrheitet, das TCR ist ein Troubleshooting-Wettbewerb, wo du ständig Lösungen für Probleme finden musst.“
Am Sonntag um 20:00 Uhr fiel im legendären Velodrome von Roubaix der Startschuss zur 10. Auflage des Transcontinental Race, einem der weltweit größten unsupported Rennen. Seither hat Christoph Strasser zwei Nächte und vier Länder – Belgien, Luxemburg, Frankreich und Deutschland – passiert. Jetzt steuert er, im Spitzenfeld liegend, auf Österreich zu.
Ein stark besetztes Fahrerfeld mit 300 Teilnehmer:innen kämpft sich über die herausfordernde Reise nach Istanbul. Die Strecke, die sich jeder Starter selbst zurechtlegt, wobei vier Checkpoints passiert werden müssen, führt über rund 4.000 Kilometer und 43.000 Höhenmeter. Nach dem ersten Parcours mit Pflastersteinen und Steigungen über die von der Flandern-Rundfahrt bekannten Anstiege kristallisierten sich zwei Hauptrouten heraus: Viele Teilnehmer:innen entschlossen sich über Brüssel in Richtung Deutschland zu fahren, so auch die zum Favoritenkreis zählenden Fahrer Robin Gemperle und Abdullah Zainab. Dort führte der Weg weiter nach Wiesbaden und Mainz.
Christoph Strasser, der bereits 950 Kilometer absolviert hat, hingegen wählte eine südlichere Route und fuhr über Luxemburg und Saarbrücken, teilweise wieder durch Frankreich in Richtung deutscher Grenze nahe Baden-Baden. Nach gut 23 Stunden Fahrzeit befand sich Christoph kurz vor Stuttgart. „Es lagen viele große Städte am Weg, da braucht man gute Nerven, die ich zum Glück habe. Die erste Nacht fuhr ich durch und in der zweiten legte ich eine Schlafpause von drei Stunden ein. Derzeit liegen viele Fahrer kompakt zusammen, nur der ehemalige Schweizer MTB-Profi Gemperle konnte sich etwas absetzen. In Slowenien wartet der erste Checkpoint, den ich heute Abend erreichen will. Dann kann eine erste Richtungsentscheidung um die Lage im Rennen getroffen werden“, erläutert Strasser, der die letzten beiden Auflagen des TCR gewann.
„Bisher verlief das Rennen soweit defekt frei. Die eine oder andere Straßensperre und die spärlich vorhandenen und offenen Supermärkte vor allem in Frankreich waren ziemlich mühsam. Aber es wäre nicht das TCR, würde es nicht von Anfang an die eine oder andere Challenge geben“, erläutert der Steirer, der sich heuer beim Race Across Italy erstmals zum unsupported-Europameister kürte.
Checkpoints:
CP1 // MANGARTSKO SEDLO, SLOVENIA
CP2 // BJELAŠNICA, BOSNIA
CP3 // PREVALLË, KOSOVO
CP4 // ÇANAKKALE, TÜRKIYE
FINISH // ISTANBUL, TÜRKIYE
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