Bei der TotA jubelt schon zum Auftakt INEOS: Tobias Foss gibt in Kurtinig den Ton an
Das britische Team machte da weiter, wo es im letzten Jahr mit Tao Geoghegan Hart aufgehört hat: Der Zeitfahrweltmeister von 2022 gewann die Eröffnungsetappe der Tour of the Alps vor Harper und Chaves. Der Norweger darf sich damit auch über das Grüne Trikot von Melinda freuen.
Das Gefühl, zum ersten Mal als Profi beim Zieleinlauf jubelnd die Arme zu heben, ist etwas, was man nicht vergisst, auch wenn man in seiner Karriere schon eine Weltmeisterschaft und eine Tour de l’Avenir gewonnen hat: Für Tobias Foss werden die Tour of the Alps und Kurtinig an der Weinstraße immer eine schöne Erinnerung darstellen.
Am Montag, 15. April, gewann der Norweger vom INEOS-Grenadiers Team die Eröffnungsetappe des euregionalen Etappenrennens von Neumarkt nach Kurtinig (133,3 km), und zwar auf eine für ihn neue Art und Weise: Er ließ die kleine Gruppe starker Fahrer, die sich auf dem anspruchsvollen Anstieg – und der Abfahrt – von Penon herausgebildet hatte, im Sprint hinter sich.
„Ich wusste, dass ich gut und schnell sprinten kann, nicht in einem Massensprint, aber in einer ausgewählten Gruppe mit Bergspezialisten,“ erklärte Foss. „Heute war unser Ziel, den letzten Anstieg mit Thomas und mir in der Spitzengruppe zu erreichen, und das haben wir geschafft. Im Finale riet mir Geraint, es mit einem schnellen Antritt zu versuchen, aber O‘ Connor reagierte sofort, dann lag es an mir, auf Chaves‘ Beschleunigung zu reagieren. Es blieb bei der Sprintlösung, und es lief gut.“
Im Ziel in Kurtinig setzte sich Foss im Sprint gegen Chris Harper (Jayco-Alula) und Esteban Chaves (EF Education-EasyPost) durch, in einer Gruppe, zu der auch einige der am meisten erwarteten Protagonisten des euroregionalen Rennens gehörten: Ben O’Connor (Decathlon-AG2R-La Mondiale), Vierter, Geraint Thomas (INEOS-Grenadiers), Sechster, Antonio Tiberi (Bahrain Victorious), Siebter und bester Nachwuchsfahrer, Romain Bardet, (DSM-Firmenich PostNL), Neunter und stark in der Abfahrt sowie Wout Poels (Bahrain Victorious), Elfter. Mit 34 Sekunden Abstand folgte eine weitere hochkarätige Gruppe, angeführt von einem hervorragenden Filippo Ganna (INEOS Grenadiers).
Dass Tobias Foss die Fähigkeiten für einen starken Etappenfahrer hat, wurde 2019 deutlich, als er als erster Norweger die Tour de l’Avenir gewinnen konnte. Doch in seinen ersten Jahren als Profi überzeugte der 26-jährige INEOS-Grenadiers-Fahrer vor allem im Zeitfahren, wo er sogar das Weltmeistertrikot trug.
„Ich bin glücklich, dass ich bereits eines der ersten Rennen im neuen Trikot gewinnen konnte“, sagte der Norweger, der 2023 noch das Jumbo-Visma-Trikot trug. „Hier spüre ich das Vertrauen, um mich als Etappenfahrer weiterzuentwickeln, und ich finde die Unterstützung, die ich brauche. Ich weiß, dass in diesem Etappenrennen viele aufstrebende Fahrer den Sprung geschafft haben: Wenn ich nun an der Reihe wäre, wäre ich mehr als glücklich.“
Der Norweger darf sich damit auch über das erste Grüne Melinda-Trikot für den Gesamtführenden freuen, ein weiterer Erfolg für das Team INEOS Grenadiers bei diesem Etappenrennen. Das britische Team stellt mit Tao Geoghegan Hart den Titelverteidiger und hat fünf der letzten acht Ausgaben gewonnen.
Sieger Tobias Foss wurde von der Autonomen Provinz Bozen und dem Präsidenten der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino, Arno Kompatscher, geehrt: „Die Tour of the Alps ist ein sehr erfolgreiches grenzüberschreitendes Projekt, das der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino sehr am Herzen liegt. Hier in Kurtinig an der Weinstraße zu sein, um dem ersten Gesamtführenden des Rennens, aber auch allen Teilnehmern und Organisatoren zu applaudieren, ist für den Präsidenten der Euregio eine Pflicht und für mich eine Freude, auch im Namen von Sportlandesrat Peter Brunner“, so Kompatscher.
Der Präsident des Italienischen Radsportverbandes, Cordiano Dagnoni, war ebenfalls mit dabei: „Die Tour of the Alps ist ein schönes, spektakuläres und anspruchsvolles Rennen, bei dem es jungen Leuten oft gelingt, sich in Szene zu setzen. Das Besondere daran ist, dass sie grenzüberschreitend zwischen Österreich und Italien ist. Die GS Alto Garda ist eine wichtige Organisation, die sich auch durch ihr Engagement für die Sicherheit auszeichnet.“
DIE CHRONIK
Thomas und Tiberi hatten es bei der Pressekonferenz am Vorabend des Rennens vorweggenommen: Die erste Etappe mit Start und Ziel an der Südtiroler Weinstraße hatte mit 133,3 Kilometern und knapp über 2000 Höhenmetern alles, um bereits erstmals die Spreu vom Weizen zu trennen.
Von den ersten Kilometern an interpretierten die Teams diese 47. Tour of the Alps offensiv mit zahlreichen Vorstoßversuchen. Nach der Passage in Roverè della Luna/Eichholz, bei Kilometer 14, löste sich eine kleine Gruppe von sechs Fahrern: Asier Zafra Etxeberria (Euskaltel-Euskadi), Mattia Bais (Polti-Kometa), Simon Pellaud (Tudor Cycling), Masaki Yamamoto (Team UKYO), Nicklas Pedersen (TDT Unibet) und Lukas Pöstlberger (Österreich), zu denen sich nach wenigen Kilometern auch Andrea Garosio (Polti-Kometa) und Kyrylo Tsarenko (Corratec) gesellten, während Pöstlberger seinen Versuch sofort aufgab.
Die Gruppe ließ sie gewähren und der Vorsprung der Sieben, die auf den ersten Rampen der Andalo-Bergwertung (GPM) nur mehr zu sechst waren, da Pedersen schnell den Kontakt verlor, wuchs Kilometer für Kilometer auf drei Minuten an. Im Hinblick auf die Bergwertung wurde die Ausreißergruppe dank des Einsatzes des Duos Polti-Kometa, Bais-Garosio und des Schweizers Pellaud, den drei Stärksten bei den Anstiegen, weiter selektiert.
In der Nähe der ersten Passage bei der Ziellinie in Kurtinig an der Weinstraße, wo das Peloton mit einem Rückstand von 3:30 Minuten vorbeizog, fanden sich die sechs wieder zusammen. Auf der ersten Passage des anspruchsvollen Penon-Anstiegs legten Bais und Garosio ein Tempo vor, das für die anderen Ausreißer zu hoch war.
Das Ausreißer-Duo ging mit einem Vorsprung von 1:10 Minuten auf die letzte Runde der Zielgeraden, in der alle anderen Angreifer wieder eingeholt wurden. Die Aktion von Bais und Garosio endete an den ersten Rampen von Penon, als noch 20 Kilometer zu fahren waren. Das sehr hohe Tempo, das Valentin Paret Peintre für Ben O‘ Connor vorgab, hielt die Klassementfahrer davon ab anzugreifen, während der andere Franzose Romain Bardet in der Abfahrt attackierte.
Zu dem französischen Sieger der TotA 2022 gesellten sich zunächst Thomas, Tiberi, Harper und der überraschend starke Ghebreigzabhier und dann sieben weitere Fahrer, Harper, Chaves, O’Connor, Lopez, Paret-Peintre und Poels.
Die elfköpfige Gruppe kam zum großen Finale auf der Weinstraße zusammen: Harper versuchte 3 Kilometer vor Schluss zu antizipieren, aber die entscheidende Aktion wurde von Chaves vorangetrieben, als er sich dem letzten Kilometer näherte. Foss, O’Connor und Harper witterten die Gefahr und holten den Kolumbianer ein, und der Norweger nutzte seine Kraft auf der Zielgeraden.
Foss übernahm damit das erste grüne Melinda-Trikot als Führender der Gesamtwertung sowie das rote DAO Conad-Trikot der Punktewertung. Das weiße Trikot von Würth ging an Antonio Tiberi, während Mattia Bais sowohl das blaue Trikot der Gruppo Cassa Centrale als bester Bergfahrer als auch das ockerfarbene Trikot von Subito als „kämpferischster Fahrer“ übernahm.