Bevor es bei der Tour of the Alps im April ans Eingemachte geht, nimmt der ehemalige Radprofi Bernhard Eisel die fünf Etappen der diesjährigen Rundfahrt genauer unter die Lupe. „Die Teilstücke sind zwar anspruchsvoll, aber genial zu fahren. Am meisten traue ich den Kletterspezialisten zu. Die Liste der Athleten, die das Zeug dazu haben, um die vordersten Positionen mitzureden, ist in jedem Fall sehr lang“, so ein erstes Fazit des Österreichers
Der Streckenverlauf der Tour of the Alps 2022 wäre Bernhard Eisel in seiner Zeit als aktiver Profi nicht sonderlich entgegengekommen. Der heute 40-Jährige hatte seine Stärken nämlich im Sprint und trat als Edelhelfer seiner Kapitäne (unter anderem Chris Froome) in erster Linie auf einem flacheren Terrain in Szene. Seit seinem Rücktritt im Jahr 2020 ist Eisel als Experte für den TV-Sender „Eurosport“ im Einsatz. Zudem gehört er seit kurzem dem Technikerstab der Mannschaft Bora-hansgrohe an.
Eisels sachliche Analysen werden mittlerweile in der gesamten Welt des Radsports geschätzt. In diesem Jahr steht der Österreicher auch im Rahmen der Tour of the Alps vor der Kamera und stellt die fünf Etappen, die vom 18. bis 22. April 2022 auf dem Programm stehen, in Form von Video-Beiträgen kurz vor. Dabei nimmt Eisel nicht nur die Schlüsselstellen der einzelnen Teilstücke unter die Lupe, sondern rückt außerdem die besonderen Panoramen der drei Euregio-Gebiete Tirol, Südtirol und Trentino in den Fokus.
„Wenn man die fünf Etappen mit dem Fahrrad zurücklegt, ist es fast unmöglich, nicht über die wunderschönen Landschaften der Alpenregion zu sprechen. Von den Apfelwiesen im Nonstal über die vielen Gipfel bis hin zu den nicht enden wollenden Tälern gibt es unzählige sehenswerte Gebiete, die man durchquert. Die Streckenführung ist anspruchsvoll, abwechslungsreich und wartet immer wieder mit beeindruckenden Panoramen auf – gerade deshalb ist die Rundfahrt bei den Athleten so beliebt. Für mich persönlich war die Zeit im Sattel sicherlich die schönste Raderfahrung der letzten Jahre“, schwärmt Eisel, der alle fünf Etappen von Cles im Trentino bis nach Lienz in Osttirol hinter sich gebracht hat.
Aus sportlicher Sicht erwartet der Österreicher ein umkämpftes Rennen mit einer Reihe von Siegkandidaten. Als Nachfolger von Titelverteidiger Simon Yates hat Eisel einen Fahrer mit Stärken am Berg auf dem Zettel: „Die Anstiege sind zwar nicht übermäßig schwierig und führen auch nicht auf enorm hohe Gipfel, dennoch ist das Streckenprofil maßgeschneidert für einen Kletterspezialisten. Da im Etappenfinish meist kürzere Anstiege anstehen, könnten auch sprintstärkere Athleten den Bergfahrern im Kampf um den Tagessieg ordentlich die Suppe versalzen.“
In den letzten Jahren hatte Eisel die Tour of the Alps genau im Auge. Die stetige Entwicklung der Rundfahrt ist auch dem ehemaligen Sprint-Ass nicht verborgen geblieben. Zeichen dafür seien nicht nur die vielen Stars der Szene, die bei der TotA am Start stehen, sondern in erster Linie der hohe Stellenwert, welcher dem Etappenrennen zugeschrieben wird.
„Die Tour of the Alps musste als Nachfolger der Trentino-Rundfahrt in enorme Fußstapfen treten. Die Rundfahrt hat sich im internationalen Fahrradkalender aber sofort etabliert und ist mittlerweile weit mehr als ‚nur‘ ein Testlauf für den Giro d’Italia. Wer bei der TotA gewinnt, kann eine prestigereiche Trophäe sein Eigen nennen – die breite mediale Berichterstattung weit über die Landesgrenzen hinaus ist ein eindeutiger Beleg dafür“, so Eisel.
„Ich bin ein großer Fan von kurzen Etappen, die mit gemäßigten Höhenunterschieden auskommen. Diese beiden Faktoren garantieren nämlich einen spektakulären Rennverlauf, bei denen wetterbedingte Absagen nicht in Frage kommen und auch die Suche nach einem Plan B für den Veranstalter kein Thema ist. Gleichzeitig ist ein Teilstück umso spannender, je kürzer die Strecke ist – das haben uns die Ausgaben der letzten Jahre oft genug gezeigt. Dank des Streckenprofils haben Fahrer bis zur finalen Etappe die Möglichkeit, in den Kampf um den Gesamtsieg einzugreifen. Das stellt sowohl für die Fahrer als auch für die Zuschauer einen wichtigen Mehrwert dar“, kommentiert der Österreicher.
Eisels Experten-Einschätzungen werden in Form von fünf Kurzvideos veröffentlicht, die auf den offiziellen Kommunikationskanälen der Tour of the Alps hochgeladen werden. Die erste Folge mit der Etappe von Cles nach Primiero/San Martino di Castrozza ist bereits online und kann auf der Website der TotA sowie dem YouTube-, Facebook- und Instagram-Auftritt der Rundfahrt angesehen werden.
Das Programm der Tour of the Alps 2022
Montag, 18. April
1. Etappe: Cles-Primiero/S. Martino di Castrozza, 160,9 Km
Höhenunterschied: 2950 m.
Schwierigkeit: ***
Dienstag, 19. April
2. Etappe: Primiero/S. Martino di Castrozza-Lana, 154,1 Km
Höhenunterschied: 3200 m.
Schwierigkeit: ***
Mittwoch, 20. April
3. Etappe: Lana-Niederdorf, 154,6 Km
Höhenunterschied: 3050 m.
Schwierigkeit: ****
Donnerstag, 21. April
4. Etappe: Niederdorf-Kals am Groβglockner, 142,4 Km
Höhenunterschied: 2400 m.
Schwierigkeit: ****
Freitag, 22. April
5. Etappe: Lienz-Lienz, 115,9 Km
Höhenunterschied: 2300 m.
Schwierigkeit: ***