Mit dem Einzelzeitfahren in Pau begann auf der 13. Etappe der Tour de France endgültig der Kampf um den Gesamtsieg 2019. Die 27,2 Kilometer lange Strecke war besonders im ersten Teil sehr technisch. Schnelle Kurven und kurze, teilweise enge Wellen folgten in einem ständigen Rhythmuswechsel aufeinander. Diese Charakteristik änderte sich auch nicht nach der ersten Zwischenzeit nach 7,7 km. Ein 1000 Meter langer, und bis zu 10 % steiler Anstieg, führte bei Kilometer 15,5 zur zweiten Zwischenzeit. Danach, im letzten Teil, war die Strecke dann Richtung Ziel eher etwas für echte Roller. Während Emanuel Buchmann und Patrick Konrad heute um wichtige Sekunden in der Gesamtwertung fuhren, wollte Maximilian Schachmann, als ausgewiesener Zeitfahrer, um ein gutes Tagesergebnis kämpfen. Die restlichen BORA – hansgrohe Fahrer konnten es ruhig angehen lassen, um so viele Kräfte wie möglich für die beiden bevorstehenden Pyrenäenetappen zu sparen. Der dänische Zeitfahrmeister K. Asgreen war der erste Fahrer, der eine echte Richtmarke bei allen Zeitmessungen setzen konnte. 11:50 bei der ersten, 22:42 bei der zweiten und 29:20 bei der dritten Zwischenzeit standen zu Buche. Im Ziel hielt Asgreen ebenfalls die Bestzeit mit 35:52. Es dauerte einige Zeit, bis T. De Gendt als erster diese Zeit um 16 Sekunden unterbieten konnte. Für BORA – hansgrohe wurde es zum ersten Mal mit der Fahrt von Max Schachmann spannend. Der junge Deutsche begann das Rennen mit einem guten Tempo, konnte im zweiten Teil der Strecke aber sogar noch zulegen. Bei der dritten Zwischenzeit lag Schachmann mit nur 24 Sekunden auf Rang fünf, bevor er in einer schnellen Kurve zu Sturz kam. Max konnte noch selbständig ins Ziel fahren, wurde danach aber im Medical Truck untersucht, wo drei Mittelhandknochenbrüche der linken Hand festgestellt wurden. Damit muss Max Schachmann die Tour de France leider aufgeben. Er wird so schnell wie möglich nach Deutschland gebracht, um die Brüche bestmöglich zu versorgen. Doch für BORA – hansgrohe ging es danach mit Patrick Konrad und Emanuel Buchmann, trotz der traurigen Nachricht, immer noch um die Gesamtwertung. Konrad begann das Zeitfahren stark und lag bei der zweiten Zwischenzeit 50 Sekunden hinter De Gendt. Auch zum Ende hin konnte Patrick sein Tempo gut halten, und erreichte das Ziel in 36:48 Minuten, 1:12 Rückstand auf den Führenden. Emanuel Buchmann startete noch stärker als sein Teamkollege und lag an der zweiten Zwischenzeit gar nur 16 Sekunden hinter De Gendt. Der deutsche Kletterspezialist versuchte auch im flachen Schlussteil sein Tempo zu halten, ging aber in den Abfahrten keinerlei Risiko ein. Am Ende erreichte er das Ziel mit einer Zeit von 36:19. Im Kampf um den Tagessieg überraschte einmal mehr J. Alaphilippe. Der Träger des Gelben Trikot flog förmlich von Bestzeit zu Bestzeit, und gewann am Ende 14 Sekunden vor G. Thomas mit einer Zeit von 35:00 Minuten. In der Gesamtwertung rutsche Buchmann heute um einen Platz auf Rang sechs ab, Konrad ist 14. der Gesamtwertung.
Reaktionen im Ziel
„Ich bin sehr traurig und enttäuscht. Besonders weil ich dem Team jetzt nicht mehr helfen kann. Ich weiß, ich hatte eine wichtige Rolle für die Bergetappen, die ich jetzt leider nicht mehr erfüllen kann. Das tut mir leid. Aber ich habe mich heute gut gefühlt und wollte zeigen was ich draufhabe. Ich habe immer besser ins Rennen gefunden, hatte die Abfahrt aber anders eingeschätzt. In einer Kurve war es dann auch noch rutschig, und ich damit zu schnell, das war ein Fahrfehler und ich hatte keine Chance mehr, als mir das Vorderrad weggerutscht ist. Nach dem Aufprall war mir schnell klar, dass mit meiner linken Hand etwas nicht stimmt. Nun haben wir die traurige Gewissheit, dass ich mir drei Mittelhandknochen gebrochen habe. Ich werde zurück nach Deutschland fliegen, und dann werden wir sehen, wie es weitergeht.“ – Max Schachmann
Foto: Gerhard Plomitzer – www.plomi.smugmug.com
„Ich denke, das war ein sehr gutes Zeitfahren von mir. Ich habe schnell einen guten Rhythmus gefunden und bin gut über den hügeligen Teil der Strecke gekommen. In den Abfahrten habe ich kein Risiko genommen, besonders nach der Nachricht von Max. Daher habe ich sicherlich einige Sekunden liegen gelassen, aber sicher ins Ziel kommen war Priorität. Dass ich im flachen Teil dann noch Zeit verlieren würde, war mir klar, aber alles in allem bin ich mit meiner Zeit sehr zufrieden.“ – Emanuel Buchmann
„Es ist natürlich sehr schade, dass wir Max heute verloren haben. Er hat sich gut gefühlt und wollte auf Ergebnis fahren. Im zweiten Teil konnte er sogar zulegen, hat aber dann leider in einer Abfahrt einen folgenschweren Fehler gemacht. In den Bergen hätte er wichtige Aufgaben übernehmen sollen, da wird er nun fehlen. Er ist ein junger Fahrer, da macht man mal einen Fehler, das gehört zum Sport dazu. Wir wünschen im das Beste und hoffen, dass er schnell zurückkommen wird. Mit Emu und Patrick können wir sehr zufrieden sein. Emu war sehr stark am Beginn, dass er am Ende etwas Zeit verlieren würde war klar. Aber seine Leistung war sehr gut. Auch Patrick ist ein gutes Rennen gefahren. Er hat schnell seinen Rhythmus gefunden und hat bis am Ende gut durchgezogen. Nun warten zwei sehr harte Etappen auf uns.“ – Enrico Poitschke, sportlicher Leiter
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