Es dauert heute lange, bis sich endlich eine Fluchtgruppe vom Feld absetzen kann. Nach mehr als 50 Kilometern sind 29 Fahrer an der Spitze des Rennens, für BORA – hansgrohe sind Sagan, Majka und Poljanski in der Gruppe dabei. Am letzten Anstieg kann der Weltmeister aber heute der Gruppe nicht mehr folgen, und Majka bekommt freie Fahrt. Der polnische Kletterer erreicht solo den letzten Gipfel des Tages, wird aber im Gegenwind auf dem letzten Flachstück von einer Verfolgergruppe eingeholt. Am Ende erreicht Majka Rang acht, gewinnt dabei aber die rote Startnummer des angriffslustigsten Fahrers.
Die Etappe
Die heutige Etappe von Millau nach Carcassonne über 181, 5 Kilometer war die nächste gute Chance für eine Ausreißergruppe. Der hügelige Beginn war geradezu prädestiniert, um sich früh vom Feld abzusetzen, eine Bergwertung der dritten Kategorie und eine der Zweiten waren nach rund 70 Kilometern geschafft. Danach führte die Strecke bergab bis zum Zwischensprint in Mazamet, bevor es einen Berg der ersten Kategorie zu bewältigen galt. Von dort ging es über knapp 40 Kilometer bergab oder flach bis ins Ziel in Carcassonne, wobei am Ende Gegenwind zu erwarten war.
Teamtaktik
Auch heute wollte BORA – hansgrohe in die Gruppe des Tages gehen. Das Etappenprofil schien zwar sehr anspruchsvoll, durch die lange Abfahrt am Ende der Etappe, hatten aber nicht nur reine Kletterer eine Chance auf den Sieg. In erster Linie Lukas Pöstlberger und Gregor Mühlberger sollten heute ihr Glück versuchen. Wobei auch Peter Sagan nicht außer Acht zu lassen war, sollte der UCI Weltmeister in einer Gruppe bis an den letzten Berg kommen, hatte auch er eine Chance diesen mit Kontakt zur Spitze zu überstehen, um im Finale ein weiteres Mal seine Sprintqualitäten auszuspielen. Es wurde allerdings ein harter Kampf um die Gruppe erwartet, da üblicher Weise viele Fahrer vor dem Ruhetag noch einmal etwas zeigen wollen.
Das Rennen
Wie erwartet begann die Etappe mit einem Feuerwerk an Attacken. Immer wieder setzten sich Fahrer ab, wurden aber in Konterattacken wieder gestellt. BORA – hansgrohe zeigte sich sehr aktiv an der Spitze. Gregor Mühlberger war in einer der ersten Gruppen vertreten, auch Pawel Poljanski und Daniel Oss versuchten es immer wieder. Es dauerte aber fast 50 Kilometer, bevor sich endgültig eine Gruppe absetzen konnte. 29 Fahrer, darunter Sagan, Majka und Poljanski von BORA – hansgrohe, hatte vor dem Beginn des zweiten Anstiegs des Tages etwa vier Minuten Vorsprung auf das Hauptfeld herausgefahren. Dort waren aufgrund des horrenden Anfangstempos schon zahlreiche Fahrer abgehängt, nachdem sich Team Sky an die Spitze setzte, um das Tempo zu kontrollieren, konnten allerdings die meisten Fahrer wieder aufschließen. Im Anstieg löste sich L. Calmejane aus der Spitzengruppe, die Gruppe dahinter harmonierte aber weiter gut, und der Franzose wurde wenig später wieder gestellt. Doch in der Spitze kehrte keine Ruhe ein und noch vor dem Schlussanstieg machten sich wieder zwei Fahrer auf und davon. BORA – hansgrohe versuchte nun ein für Sagan passendes Tempo anzuschlagen. Der Abstand zur Spitze pendelte bei 1:30, als auch in der Verfolgergruppe erste Angriffe lanciert wurden. Sagan bekam Schwierigkeiten an der Gruppe dran zu bleiben. Während Rafal Majka nun versuchte zur Spitze aufzuschließen, blieb Pawel Poljanski beim Grünen Trikot. Doch schon kurze Zeit später war klar, dass Sagan heute nicht in den Kampf um den Sieg eingreifen konnte. An der Bergwertung hatte Majka die ehemalige Spitze überholt, und lag nun 30 Sekunden vor zwei Verfolgern. Schnell schlossen weitere Fahrer zu den Verfolgern auf, und 15 Kilometer vor dem Ziel wurde Majka gestellt. Am Ende setzte sich ein Trio kurz vor dem Ziel ab und M.C. Nielsen holte den Sieg. Rafal Majka kam als Achter ins Ziel und gewann der Preis des aggressivsten Fahrers.
Reaktionen im Ziel
„Es war gut heute meine Teamkollegen Rafal Majka und Pawel Poljanski mit in der Gruppe zu haben. Wir haben versucht das Tempo zu kontrollieren, aber einige Fahrer haben am letzten Anstieg attackiert. Für mich war es heute einfach ein etwas zu langer Anstieg, und es war gut, Rafal an der Spitze zu haben. Es sind immer noch sechs Etappen zu fahren, ich liege in der Punktewertung sehr gut, aber ich werde weiter um Punkte kämpfen.“ – Peter Sagan, UCI Weltmeister
„Ich fühle mich viel besser, darum wollte ich heute etwas versuchen. Der Beginn der Etappe war extrem schnell, und Peter hat mich ans Hinterrad genommen, um in die Gruppe zu gehen. Unser Plan war für ihn zu fahren, aber er war heute ein wenig müde nach den letzten Tagen. Als ich grünes Licht bekommen habe, habe ich attackiert und lag wenig später an der Spitze. Aber es war vielleicht etwas spät und mein Vorsprung hat für das Flachstück nicht gereicht. Ich denke, auch mit einer Minute mehr wäre es sehr schwer für mich geworden heute zu gewinnen.“ – Rafal Majka
„Wir wussten, dass Peter heute eine Chance auf den Sieg hat, wenn er in die Gruppe kommt. Durch den starken Gegenwind dachten wir, dass es für Rafal schwer sein würde die Etappe zu gewinnen. Wir haben ein gleichmäßiges Tempo am letzten Berg angeschlagen, aber Peter war heute etwas müde nach den Anstrengungen der letzten Tage. Wir haben dann versucht mit Rafal um den Sieg zu kämpfen, aber es war am Ende einfach zu viel Gegenwind. Dennoch ist es schön zu sehen, dass Rafal seine Form wiedergefunden hat. Auch alle anderen haben am Beginn der Etappe einen guten Job gemacht. Die ersten Kilometer waren extrem schnell, aber wir waren in allen größeren Gruppen vertreten. Man kann eben nicht jedes Mal gewinnen. Wir haben unser Bestes versucht, aber heute hat es nicht geklappt.“ –Enrico Poitschke, sportlicher Leiter
© BORA – hansgrohe / Bettiniphoto
15. Etappe:
1. Magnus Cort Nielsen (Astana)
2. Ion Izagirre (Bahrain – Merida) s.t.
3. Bauke Mollema (Trek-Segafredo) +0:02
4. Michael Valgren (Astana) +0:29
5. Toms Skujins (Trek-Segafredo) +0:34
6. Domenico Pozzovivo (Bahrain-Merida) +0:34
7. Lilian Calmejane (Direct Energie) +0:34
8. Rafal Majka (Bora-hansgrohe) +0:37
9. Nikias Arndt (Sunweb) +2:31
10. Julien Bernard (Trek-Segafredo) +2:38
Gesamtstand:
1. Geraint Thomas (Sky)
2. Chris Froome (Sky) +1:39
3. Tom Dumoulin (Sunweb) +1:50
4. Primoz Roglic (LottoNL-Jumbo) +2:38
5. Romain Bardet (AG2R) +3:21
6. Mikel Landa (Movistar) +3:42
7. Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) +3:57
8. Nairo Quintana (Movistar) +4:23
9. Jakob Fuglsang (Astana) +6:14
10.Daniel Martin (UAE Team Emirates) +6:54
Punktewertung:
1. Peter Sagan (Bora-hansgrohe)
Bergwertung:
1. Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors)
Nachwuchswertung:
1. Pierre Latour (AG2R)
Teamwertung:
1. Movistar