Die zweite Alpenetappe der Tour de France war heute mit etwas mehr als 126 Kilometern wesentlich kürzer als gestern. Dennoch mussten die Fahrer zwischen Saint-Jean-de-Maurienne und dem Ziel in Tignes an die 4000 Höhenmeter bewältigen, wobei die große Höhenlage dabei eine besondere Rolle spielte, denn sowohl der Col de l‘Iseran (2770 m) als auch der Schlussanstieg nach Tignes (2113 m) lagen mehr als 2000 Meter über dem Meer. Vom Start weg führte die Strecke heute bergauf, darum versuchten auch von Beginn an einige Fahrer dem Feld zu enteilen. Von BORA – hansgrohe zeigte sich in dieser ersten Rennphase besonders mit Patrick Konrad aktiv. Nach rund 10 Kilometern setzte sich zuerst eine 4-Mann Gruppe ab, doch dahinter wurde weiter angegriffen. An der ersten Bergwertung war das Feld bereits sehr klein geworden, doch auch danach überschlugen sich die Ereignisse. T. Pinot musste aufgrund einer Knieverletzung die Tour aufgeben, während Patrick Konrad mit einer ersten Verfolgergruppe zur Spitze aufschließen konnte. In dieser Gruppe waren zudem R. Uran, A. Valverde und W. Barguil, und damit durchaus gefährliche Leute, weshalb im Feld Team Ineos und Deceuninck-Quick Step arbeiteten. Emanuel Buchmann hatte zu diesem Zeitpunkt noch Gregor Mühlberger, Peter Sagan, Marcus Burghardt und Daniel Oss an seiner Seite. Bis zum Col de l`Iseran vergrößerte sich der Abstand zwischen Spitze und Feld auf etwa zwei Minuten. Dort startete Team Ineos einen Generalangriff, während Patrick Konrad aus der Spitze zurückfiel. Zuerst versuchte es G. Thomas, diese erste Attacke konnte Gregor Mühlberger noch kontern, doch dann setzte sich E. Bernal von allen Favoriten ab. Bernal schloss zu den verbliebenen Spitzenreitern auf, dahinter fuhren Kruijswijk, Thomas und Buchmann, während Alaphilippe dem Tempo nicht mehr folgen konnte. An der Bergwertung lag Bernal an der Spitze, dahinter hatte die Gruppe um Buchmann inzwischen Uran gestellt und etwa eine Minute Rückstand. Durch einen Hagelschauer in der Abfahrt war die Straße dann unpassierbar und die Tour-Leitung entschied sich die Etappe abzubrechen. Resultat und Zeitabstände wurden am l‘Iseran genommen. Da J. Alaphilippe dort über zwei Minuten Rückstand auf Bernal hatte, verlor dieser heute das Gelbe Trikot. Emanuel Buchmann rückt auf Rang fünf der Gesamtwertung vor, bevor morgen die endgültige Entscheidung über den Tour de France Sieger 2019 fallen wird.
Reaktionen im Ziel
„Es war schon eine merkwürdige Situation, als ich im Radio die Nachricht bekommen habe, dass abgebrochen wird. Zuerst haben wir es auch gar nicht geglaubt, aber wir haben dann miteinander gesprochen und alle hatten dieselbe Information. Es wäre auch unmöglich gewesen weiterzufahren, wie man gesehen hat. Ich habe noch nie so viel Eis auf der Straße gesehen. Das Rennen war heute von Anfang an richtig schnell. Am l‘Iseran hat dann Team Ineos das Kommando übernommen, und zuerst hat Thomas, dann Bernal attackiert. Gregor ist wieder sehr stark gefahren und war lange bei mir. Ich war dann in der Gruppe mit Thomas in einer guten Situation und hatte alles Kontrolle. Am letzten Anstieg wäre vielleicht noch etwas möglich gewesen, denn ich habe mich wieder gut gefühlt. Aber es ist, wie es ist. Jetzt wird morgen alles entschieden. Sicherlich werden ein paar Fahrer schon früh attackieren, auch ich kann morgen etwas versuchen, wenn ich gute Beine habe. Morgen braucht man nichts mehr zu sparen, da gilt nur mehr All-in.“ – Emanuel Buchmann
„Ich denke, abzubrechen war die richtige Entscheidung. Die Gesundheit der Fahrer sollte immer vor gehen, und es war mit dem ganzen Eis auf der Straße einfach viel zu gefährlich weiterzufahren. So eine Entscheidung zu fällen, ist immer schwierig, und sie wird niemals allen Beteiligten passen. Wir wissen noch nicht was z.B. mit den Bonussekunden passiert, die würde ich streichen, das wäre fair. Zum Rennen muss man sagen, dass Emu wieder sehr gut ausgesehen hat. Er war in der Gruppe mit Thomas und alles lief nach Plan. Auch Gregor war wieder extrem stark, war lange bei ihm und hat sogar die erste Attacke von Thomas kontern können. Jetzt kommt es morgen zum großen Showdown, und wir sind immer noch optimistisch.“ – Ralph Denk, Team Manager
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