Archiv für den Tag: 30. September 2024

World Championships – Zürich 2024 – Männer ELITE 274km

1 POGAČAR Tadej SLO Slovenia 06:27:30
2 O’CONNOR Ben AUS Australia 00:34
3 van der POEL Mathieu NED Netherlands 00:58
4 SKUJINS Toms LAT Latvia 00:58
5 EVENEPOEL Remco BEL Belgium 00:58
6 HIRSCHI Marc SUI Switzerland 00:58
7 HEALY Ben IRL Ireland 01:00
8 MAS NICOLAU Enric ESP Spain 01:01
9 SIMMONS Quinn USA United States 02:18
10 BARDET Romain FRA France 02:18
11 ADRIA OLIVERAS Roger ESP Spain 02:18
12 MOLLEMA Bauke NED Netherlands 02:18
13 PEDERSEN Mads DEN Denmark 03:52
14 HOELGAARD Markus NOR Norway 03:52
15 ZIMMERMANN Georg GER Germany 03:52
16 ONLEY Oscar GBR Great Britain 03:52
17 McNULTY Brandon USA United States 03:52
18 HINDLEY Jai AUS Australia 03:52
19 VERMAERKE Kevin USA United States 03:52
20 VACEK Mathias CZE Czech Republic 03:52
21 RYAN Archie IRL Ireland 06:04
22 MADOUAS Valentin FRA France 06:04
23 WANDAHL Frederik DEN Denmark 06:04
24 NIELSEN Magnus Cort DEN Denmark 06:36
25 CICCONE Giulio ITA Italy 06:36
26 AYUSO PESQUERA Juan ESP Spain 06:36
27 VALTER Attila HUN Hungary 06:36
28 LIPOWITZ Florian GER Germany 06:36
29 GROSSSCHARTNER Felix AUT Austria 06:36

30 YATES Adam Richard GBR Great Britain 06:36

Pogacar brilliert mit 102-Kilometer-Offensive

Tadej Pogacar (Slowenien) wurde in Zürich 2024 überragend erstmals Straßen-Weltmeister. Mit einer 102-Kilometer-Offensive erwischte der Top-Favorit seine größten Konkurrenten auf dem falschen Fuß. Danach zog Pogacar den fortan um eine Minute schwankenden Vorsprung schwer beeindruckend durch. Von letztlich 7 Verfolgern setzte sich Ben O’Connor (Australier) kurz vor Schluss im Flachen für Silber ab. Titelverteidiger Mathieu van der Poel (Niederlande) sprintete an Toms Skujins (Lettland) vorbei zu Bronze.

Mit 26 Jahren war Pogacar bereits vor diesem Tag eine lebende Legende. Nun fügte der stärkste Fahrer des letzten halben Jahrhunderts seiner Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzu und schlüpfte erstmals ins Regebogentrikot des Weltmeisters. Das Triple innerhalb einer Saison aus Gesamtsiegen bei Giro d’Italia und Tour de France sowie dem WM-Titel im Straßenrennen hatten vor ihm nur Eddy Merck 1974 und Stephen Roche 1987 erreicht. Aber diesen Schneid muss man erst einmal haben, 102 Kilometer vorm Ziel zur Attacke zu blasen und das auch durchzuziehen. Im Sieger-Interview bezeichnet Pogacar dies als «dummer Attacke». Es klappte trotzdem.

In der Gruppe mit van der Poel gehörten außer dem undankbar leer ausgegangene Skujins außerdem die hoch gewetteten Remco Evenepoel (Belgien) und Marc Hirschi (Schweiz) zu den Geschlagenen, dazu Ben Healy (Irland) und Enric Mas (Spanien). Skujins und Healy bildeten längere Zeit ein erstes Verfolgerduo. Die nächsten Fahrer ab Platz 9 waren im Ziel nach 273,9 Rennkilometern über eine weitere Minute zurück.

Das Wetter beim WM-Straßenrennen war trocken und heiter bis wolkig, bei Temperaturen bis 14 Grad – also deutlich besser als an den Vortragen in den Rennen der Frauen und Nachwuchsklassen, wo Dauerregen und noch etwas kältere Temperaturen herrschten. Die 6-köpfige frühe Spitzengruppe umfasste Dillier (Schweiz), Foss (Norwegen), Geschke (Deutschland), Oliveira (Portugal), Pekela (Polen) und Wirtgen (Luxembirg). Das Sextett wurde allerdings nicht weit weggelassen. Insbesondere die Helfer von Pogacar kontrollierten die Nachführarbeit im Hauptfeld, mit etwas Unterstützung der Belgier und Niederländer, die neben Pogacar mit Evenepoel und van der Poel auch die nächstgrößten Favoriten stellten.

130 Kilometer vorm Ziel eröffnete Pablo Castrillo (Spanien) eine erstaunlich frühe Phase der Attacken aus dem Hauptfeld heraus, bei über 3 Minuten Rückstand auf die Spitze. Die Slowenen unterbunden diese Attacke im Keim. Ein paar Attacken und 3 Kilometer später hatten sich 10 Fahrer gelöst: de Plus (Belgien), Tratnik (Slowenien), Cattaneo (Italien), Cort (Dänemark), Siwakow (Frankreich), Williams (Großbritannien), Vine (Australine), Vermaerke (USA), Staune-Mittet (Norwegen) und Lipowitz (Deutschland). Diese Verfolgergruppe holte das Spitzensextett 105 Kilometer vorm Ziel ein und hatte da über 2 Minuten Vorsprung vorm Hauptfeld.

Es folgte die Attacke von Pogacar, auf die nur Andrea Bagiolo (Italien) und Quinn Simmons (USA) reagierten. Doch beide konnten schon bald nicht mehr das Hinterrad des Überfliegers halten. Pogacar schaute sich mehrmals um, als wäre er erstaunt, dass niemand mehr bei ihm war. 5 Kilometer nach seiner Attacke fuhr er auf den wartenden Teamkollegen Jan Tratnik auf, der ihn weitere 5 Kilometer später zur Spitzengruppe pilotierte, die nun 17 Fahrer umfasste.

Die Lücke nach hinten war auf fast eine Minute aufgegangen, als die Belgier den Ernst der Lage begriffen und das komplette Team einspannten, um den Abstand wieder unter 40 Sekunden zu drücken. Doch dadurch waren auch schnell alle Helfer Evenepoels verbrannt. Tratnik konnte noch 12 Kilometer Gas geben, ehe er am längsten Anstieg an der Bergstrasse ausscherte. Pogacar hängte dort alle Fahrer aus der Spitzengruppe ab, die zu diesem Zeitpunkt noch vorn dabei waren, mit Ausnahme von Pawel Siwakow, der im Alltag imselben Team wie Pogacar unter Vertrag ist (UAE). Pogacar schien oben zu warten, um wenigstens noch ein kleines bisschen Gesellschaft an der Spitze zu haben.

Im Verfolgerfeld entbrannte nach einer Attacke von Evenepoel 72 Kilometer vorm Ziel eine anhaltende Springerei in wechselnden Konstellationen. Dies hatte zur Folge, dass sich das Verfolgerfeld einerseits deutlich verkleinerte, andererseits der Vorsprung Pogacars je nach Geschwindigkeit hinten zwischen 40 und 60 Sekunden pendelte. Innerhalb der letzte 60 Kilometer kristallisierte sich ein Verfolgertrio aus Skujins, Healy und Oscar Onley (Großbrtiannien) heraus.

Im vorletzten langen Anstieg eingangs der vorletzten Runde flog dann alles auseinander. An der Spitze konnte Siwakow das Tempo von Pogacar nicht mehr halten und fiel am Ende weit zurück. Onley musste Skujins und Healy ziehen lassen. Aus der nächsten Gruppe setzte sich van der Poel ab. Evenepoel brachte sich und 13 weitere Fahrer zurück zu van der Poel, der soeben Onley aufgelesen hatte, so dass 16 Verfolger 1:20 Minuten hinter Pogacar unterwegs waren. Davor fehlten Healy und Skujins 50 Sekunden.

Bauke Mollema opferte sich als letzter Teamkollege für van der Poel auf. In der Gruppe fuhren jetzt außerdem nur noch Evenepoel, Mas, Roger Adria (auch Spanien), Romain Bardet, David Gaudu (beide Frankreich), Onley, O’Connor, Hirschi, Simmons und Mathias Vacek (Tschechien). An den Abständen änderte das nicht wirklich etwas.

Zu Beginn der Schlussrunde attackierte Hirschi, dann Mas, der zu ihm vorfuhr. Evenepoel setzte nach mit van der Poel am Rad, verfolgt von O’Connor. Die finale Auslese für die Plätze hinter Pogacar war geschehen. 17 Kilometer vorm Ziel wurde Skujins und Healy zuerst von Hirschi und Mas gestellt, aber unmittelbar danach auch von van der Poel, Evenepoel und O’Connor. Plötzlich kam dann doch ein leiser Zweifel auf, ob Pogacar sein Riesensolo zu Gold vollenden könnte, nachdem der Vorsprung erstmals seit langem unter die 40-Sekunden-Marke gefallen war.

Doch die 7 Verfolger schauten sich einmal zu lange an, und der Abstand wuchs wieder um ein paar Sekunden. Im Ziel waren es für Pogacar wegen des ausführlichen Jubelns auf der Zielgraden schließlich 34 Sekunden vor O’Connor, der seine 6 Konkurrenten mit einer satten Attacke im letzten Flachstück überraschte. Um Bronze zog Skujins den Sprint früh an und bekam auch eine Lücke, war dann aber van der Poel deutlich unterlegen.
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Roger Adrià mit einem „Personal Best“ bei der WM

Mit dem Straßenrennen der Männer gingen heute die Weltmeisterschaften in Zürich zu Ende. Knapp 274 Kilometer waren auf dem schweren Kurs rund um Zürich zurückzulegen. Zehn Fahrer von Red Bull – BORA – hansgrohe traten für ihre Nationen an.

Bereits in der ersten Rennhälfte zeigte Florian Lipowitz, dass ihm der Kurs lag. Rund 120 Kilometer vor dem Ziel war der Deutsche in einer starken Gruppe, die zur Rennspitze aufschloss und sich taktisch klug für den zweiten Teil positionierte. Kurz darauf macht das slowenische Team um Primož Roglič ernst. Tadej Pogačar fuhr aus dem Peloton nach vorn zur Lipowitz-Gruppe und beschleunigte 80 Kilometer vor dem Ziel von der Spitze. Im Peloton kam es zur Selektion und eine neue Gruppe, in der neben Lipowitz auch Jai Hindley, Frederik Wandahl und Roger Adrià fuhren, machte sich auf die Verfolgung des Tour de France-Siegers. Die verbliebenen Runden waren von einem attraktiven, offensiven Rennen geprägt. Doch dem Solosieg von Pogačar konnte sich niemand in den Weg stellen.

Roger Adrià erreicht mit Rang 11 seine persönlich beste Platzierung bei einer Weltmeisterschaft. Nach dem Gewinn des Grand Prix de Wallonie und dem Top-Ergebnis beim Super 8 Classic in der letzten Woche, beweist der Spanier starke Herbstform. Jai Hindley erreicht das Ziel auf Platz 18., Frederik Wandahl auf dem 23. Rang.
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