Am Sonntag begeben sich 14 deutsche Profis in die Hölle des Nordens. Angeführt vom Gewinner des Jahres 2015, John Degenkolb (Trek-Segafredo), nehmen sie die berühmt-berüchtigte Klassikerstrecke von Paris-Roubaix in Angriff. Im Norden Frankreichs verläuft sie über 257 Kilometer und beinhaltet 54,5 Kilometer des legendären Kopfsteinpflasters.
Drei der 29 Pflaster-Sektoren wurden traditionell mit der höchsten Schwierigkeitsstufe von fünf Sternen bewertet. Zu diesen schwersten Passagen gehört der Wald von Arenberg, der mit 2,4 Kilometern Länge und sehr groben Kopfsteinpflaster von den Favoriten oft für eine erste Selektion genutzt wird. Danach vergeht knapp eine Rennstunde bis der Abschnitt Mons-en-Pévèle erreicht wird, der 3 Kilometer lang ist. Im Carrefour de l’Arbre, 17 Kilometer vor dem Zielstrich, findet regelmäßig die rennentscheidende Attacke statt.
Während der zweite Teil des Rennens, in denen sich diese schwersten Passagen befinden, unverändert bleibt, kommt es zu Beginn der Pflasterabschnitte zu einigen Neuerungen. Der Sektor Saint-Python (27) kehrt nach einem Jahr Abstinenz zurück. Allerdings wird ihn das Peloton diesmal aus der entgegengesetzten Richtung in Angriff nehmen. Dazu gesellt sich mit dem Sektor 25 ein brandneuer Pflasterabschnitt über 1.500 Meter zwischen Saint-Hilaire und Saint-Vaast.
Großer Favoriten-Kreis verspricht offenes Rennen
Nach dem Eindruck der bisherigen Frühjahrsklassiker scheint der Ausgang der 116. Austragung von Paris-Roubaix so offen, wie selten zuvor. Das Frühjahr von Quick-Step Floors zeugt von einer Dominanz, die auch die Königin der Klassiker entscheiden könnte. Im Mittelpunkt des Teams steht Niki Terpstra, der das Rennen bereits 2014 gewonnen hat und mit dem Sieg bei der Flandern-Rundfahrt am vergangenen Sonntag seine Ambitionen auf einen zweiten Pflasterstein untermauert hat. Vorjahressieger Greg Van Avermaet (BMC Racing Team) möchte dies genauso verhindern, wie Weltmeister Peter Sagan (BORA-hansgrohe), dem noch ein Sieg bei Paris-Roubaix in seinen Palmarès fehlt. Im großen Kreis der Favoriten befinden sich eindrucksvolle Namen, wie Zdenek Stybar (Quick-Step Floors), Sep Vanmarcke (EF Education First), Edvald Boasson Hagen (Dimension Data), Jasper Stuyven (Trek-Segafredo) oder Gianni Moscon (Team Sky), die allesamt das Rennen bereits in den Top 5 beendet haben.
Degenkolb unter den Favoriten, Kittel nach sieben Jahren erneut auf dem Pflaster
Während der bestplatzierte Deutsche aus dem Vorjahr, André Greipel (Lotto-Soudal), verletzungsbedingt nicht in Compiègne am Start stehen kann, reiht sich John Degenkolb am Sonntag in den Kreis der internationalen Favoriten ein. „Wir reisen mit einer sehr starken Mannschaft und viel Selbstvertrauen an. Alle sind fit, gesund, fokussiert und top motiviert. Wir sind bereit für Sonntag“, blickt der 29-jährige selbstbewusst auf sein Lieblingsrennen.
Mit dem Deutschen Meister Marcus Burghardt (BORA-hansgrohe) und Marcel Sieberg (Lotto-Soudal) starten zwei Routiniers, die zusammen bereits auf 23 Teilnahmen im Verlauf Ihrer Karriere zurückblicken. Während Burghardt sich ganz in den Dienst von Peter Sagan stellt, geht Sieberg ohne Kapitän in das Rennen. „Ich denke, dass fast alle freie Fahrt haben. Es ist eins der sehr sehr wenigen Rennen im Jahr, wo ich nicht immer nach meinem Kapitän sehen muss, sondern ich mich einfach auf mich konzentrieren kann und schaue, wo ich am Ende landen kann“, beschreibt er die Teamtaktik.
Im Gegensatz zu den Roubaix-Routiniers steht Max Walscheid (Team Sunweb) vor seiner Premiere. Für Marcel Kittel (Team Katusha-Alpecin) wird das diesjährige Rennen so etwas wie ein zweites Debüt, denn der Top-Sprinter ist bisher nur einmal in seinem ersten Profijahr (2011) durch die Hölle des Nordens gefahren. Die Kapitänsrolle in seinem Team wird aber weniger Kittel als Tony Martin und Nils Politt zukommen. Vor allem Politt will seine starke Leistung aus dem Vorjahr und dem aktuellen Frühjahr bestätigen. „Ich denke, dass ich zusammen mit Tony Martin eine freie Rolle bekommen werde. Wenn mir dabei so etwas gelingt, wie in Flandern, wäre ich super happy. Aber ich gehe ohne Druck in das Rennen und lass es auf mich zukommen. Am Ende muss bei Roubaix alles stimmen: Material, Beine und die Position“, sagt der jüngste deutsche Teilnehmer bei Paris-Roubaix.
Nikias Arndt (Team Sunweb), Nico Denz (AG2R La Mondiale), Christian Knees (Team Sky), Andreas Schillinger, Rüdiger Selig (beide BORA-hansgrohe), Jasha Sütterlin (Movistar Team) und Rick Zabel (Team Katusha-Alpecin) vervollständigen das deutsche Kontingent bei Paris-Roubaix 2018.
Deutsches Pressebüro A.S.O. | Sandra Schmitz
Foto und veröffentlicht durch Gerhard Plomitzer