Friedrich holt Gold im Keirin, Bronze für Hinze
Grenchen (rad-net) – Lea Sophie Friedrich ist im Keirin derzeit nicht zu schlagen. Nach dem Weltmeistertitel sicherte sie sich erneut auch den Europameistertitel in der Disziplin. Emma Hinze holte zudem Bronze.
Zwei Runden vor Schluss übernahm Hinze die Spitze, doch eingangs der Schlussrunde zündete Friedrich den Turbo, zog an ihrer Teamkollegin vorbei und feierte mit deutlichem Vorsprung ihren dritten Titel bei den diesjährigen Europameisterschaften in Grenchen (Schweiz). Hinze lag dann noch aussichtreich auf Platz zwei, doch Emma Finucane (Großbritannien) verwies sie knapp noch auf den dritten Rang.
«Ich stand sehr motiviert am Start, weil ich unbedingt meinen EM-Titel im Keirin verteidigen wollte. Ich bin echt glücklich, dass wir das hier so gerockt haben», sagte Friedrich nach der Siegerehrung. «Das war eine super Performance bei dieser EM von uns Deutschen. Und wir können mehr als zufrieden sein.» Friedrich war mit drei Titeln die erfolgreichste deutsche Teilnehmerin dieser EM.
Emma Hinze war mit ihrer EM auch mehr als zufriden, holte mit Gold im Teamsprint und 500-Meter-Zeitfahren sowie Bronze im Keirin dreimal Edelmetall. «Es ist echt cool, dass ich in jedem Wettkampf, am dem ich am Start stand, eine Medaille gewinnen konnte. Das hatte ich so nicht erwartet, weil ich nicht so genau wusste, wo ich stehe, wie mein Körper drauf ist. Ich freue mich auch sehr über diese Bronzemedaille im Keirin, weil ich die letzten eineinhalb, zwei Jahre keinen großen Keirin-Wettkampf mehr bestritten habe», sagte Hinze. «Dass ich die Medaille gewinnen konnte, hat mir viel Selbstvertrauen gegeben.»
Im Zweiermannschaftsfahren der Frauen belegten Franziska Brauße und Lena Charlotte Reißner mit neun Punkten den siebten Rang. Nicht zu schlagen waren die Britinnen Katie Archibald/Elinor Barker, die mit 38 Punkten vor Victoire Berteau/Clara Copponi (25/Frankreich) und Elisa Balsamo/Vittoria Guazzini (19/Italien) gewannen.
Kluge/Reinhardt erneut Madison-Europameister
Grenchen (rad-net) – Roger Kluge und Theo Reinhardt sind erneut Europameister im Zweiermannschaftsfahren. In Grenchen in der Schweiz konnte das deutsche Duo seinen im Sommer in München gewonnenen Titel verteidigen.
Die alten und neuen Europameister lieferten sich ein hart umkämpftes und spannendes Rennen über 50 Kilometer (200 Runden) gegen die Weltmeister aus Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und Italien. Vom Start weg wurde extrem schnell gefahren, wodurch es kein Team wagte, anzugreifen. Vielmehr wurde auf die Wertungssprints gefahren und dort konnten die Deutschen bereits frühzeitig kräftig Punkte sammeln und übernahmen die Führung.
Bei noch 55 zu fahrenden Runden griffen allerdings die Italiener Simone Consonni/Michele Scartezzini an und bekamen Gesellschaft von der polnischen Paarung Wojciech Pszczolarski/Szymon Sajnok. Die beiden Mannschaften hatten schon fast einen Rundengewinn herausgeholt, lagen nur wenige Meter hinter dem Feld, als dort das Tempo wieder anzog. Doch die Italiener – nun ohne Polen – kämpften weiter und bekamen Gesellschaft von den Portugiesen Rui Oliveira/Iuri Leitao. Doch auch gemeinsam schafften sie nicht mehr den Rundengewinn und wurden nach der vorletzten Wertung eingeholt. Allerdings hatten sie dadurch einiges an Punkten gesammelt und zwischenzeitlich knapp vor Deutschland die Spitze in der Gesamtwertung übernommen.
Kluge/Reinhardt hatten maßgeblichen Anteil daran, schließlich ging es für sie darum, ihre Führung zu verteidigen, beziehungsweise zurückzuholen. Sie ließen dann nichts anbrennen, gaben in der letzten und doppelt zählenden Wertung noch einmal alles und konnten optimale zehn Pluspunkte hinzugewinnen. Damit kamen sie auf 43 Punkte und gewannen vor Italien mit 34 Punkten und Frankreich mit 32 Punkten.
«Es gab einige harte Rundenversuche, aber die konnten alle zurückgeholt werden. Man kann also auch ohne Rundengewinn siegen, wie man heute an uns gesehen ha. Aber ich habe so 60, 80 vor Schluss einen Fehler gemacht, mich einmal verzählt, dafür habe ich hintenraus bezahlt», erklärte Kluge nach dem Rennen und sagte weiter: «Ich habe nicht mehr wirklich daran geglaubt, dass wir die Italiener zurückholen. Theo hat mich aber immer wieder gepuscht und die zehn Punkte zum Schluss haben dann noch mal alles klar gemacht.»
Reinhardt ergänzte: «Es war ein Ausscheidungsfahren. Jeder hat für sich gekämpft und am Schluss haben die stärksten gewonnen und das waren glaube ich wir heute. Die Rennen werden immer schneller, es ist nicht mehr so, dass man sich hinten ausruhen kann und dann im Finale nach vorn stoßen kann. Man muss von Anfang an dabei sein, weil man hintenraus wenig gutmachen kann. Entweder die Beine reichen oder nicht. In den letzten Runden hatte ich am meisten Spaß, weil meine Beine noch relativ gut waren.»
Damit konnte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) eine sehr gute Bilanz ziehen. Mit sieben Gold-, einer Silber- und fünf Bronzemedaillen führte der deutsche Verband nach fünf Wettkampftagen den Medaillenspiegel vor Großbritannien und den Niederlanden an. «Das war ein guter Auftakt in die Qualifikations-Serie für die Olympischen Spiele 2024», kommentierte BDR-Sportdirektor Patrick Moster die herausragenden Resultate in Grenchen. Bei der Europameisterschaft wurden erste Punkte für die Berechtigung zur Teilnahme an den Olympischen Spielen vergeben. Bereits in der kommenden Woche reist das Team nach Jakarta (Indonesien), wo im ersten Nations-Cup die nächste Qualifikation wartet. «Die hervorragenden Ergebnisse von München 2022 wurden bei dieser Europameisterschaft eindrucksvoll bestätigt. Es zeigt, dass unsere strategischen Entscheidungen in die richtige Richtung gehen, um in 18 Monaten mit einer optimal vorbereiteten Mannschaft zu den Olympischen Spielen nach Paris reisen zu können.»
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