Zwei große Massenstürze überschatteten die erste Etappe der TdF 21, der erste verursacht durch eine Zuschauerin, die ein Schild in die Strecke hielt und so Tony Martin zu Fall brachte.
Jasha Sütterlin (Team DSM) musste das Rennen mit Sturzverletzungen aufgeben.
Ide Schelling (Bora-hansgrohe) fuhr in einer Ausreißergruppe und später als Solist und sicherte sich mit dieser Fahrweise das Bergtrikot nach der ersten Etappe der TdF21.
Der zweite große Massensturz ereignete sich ca. 7km vor dem Ziel und reduzierte die Spitzengruppe der Favoriten, aus der sich im Schlußanstieg der Weltmeister Julian Alaphillippe souverän den Tagessieg und das Gelbe Trikot sicherte.
Einige Favoriten verloren heute nach dem 2. Sturz relativ viel Zeit, u.a. ‚Super‘ Lopez (Movistar), G.Martin (Cofidis), Richie Porte (Team INEOS Grenadiers) und auch Emu Buchmann (Bora-hansgrohe).
Photo by Plomi
Brest – Landerneau – 198 Km
1 Julian Alaphilippe (Fra) Deceuninck-QuickStep 4:39:05
2 Michael Matthews (Aus) Team BikeExchange 0:00:08
3 Primoz Roglic (Slo) Jumbo-Visma
4 Jack Haig (Aus) Bahrain Victorious
5 Wilco Kelderman (Ned) Bora-Hansgrohe
6 Tadej Pogacar (Slo) UAE Team Emirates
7 David Gaudu (Fra) Groupama-FDJ
8 Sergio Higuita Garcia (Col) EF Education-Nippo
9 Bauke Mollema (Ned) Trek-Segafredo
10 Geraint Thomas (GBr) Ineos Grenadiers
Gesamt:
1 ALAPHILIPPE Julian FRA DECEUNINCK – QUICK – STEP 04:38:55
2 MATTHEWS Michael AUS TEAM BIKEEXCHANGE 00:12
3 ROGLIC Primož SLO JUMBO – VISMA 00:14
4 HAIG Jack AUS BAHRAIN VICTORIOUS 00:18
5 KELDERMAN Wilco NED BORA – HANSGROHE 00:18
6 POGACAR Tadej SLO UAE TEAM EMIRATES 00:18
7 GAUDU David FRA GROUPAMA – FDJ 00:18
8 HIGUITA Sergio Andres COL EF EDUCATION – NIPPO 00:18
9 MOLLEMA Bauke NED TREK – SEGAFREDO 00:18
10 THOMAS Geraint GBR INEOS GRENADIERS 00:18
Weltmeister Julian Alaphilippe unwiderstehlich!
Zunächst war es der Tag des Bora-Hansgrohe-Fahrers Ide Schelling, der das Bergtrikot übernahm und kämpferischster Fahrer wurde. Doch dann stahl ihm Weltmeister Julian Alaphilippe die Show. Seiner unnachahmlichen Attacke 2,3 km vor dem Ziel konnte keiner der Mitfavoriten und Sprinter folgen. Damit übernahm er das erste Gelbe Trikot der Tour 2021. Hervorragender Fünfter wurde Wilco Keldermann, Kapitän von Schelling.
Die Bretagne trotz grauem Himmel und frischen 15 Grad in Festtagsstimmung. Vom Start weg das gewohnte Bild. „Ein richtiges Brett gleich zum Anfang“, bewertete Ex-Profi Fabian Wegmann den Tour-Auftakt. Nach zahlreichen Attacken stand bei Kilometer 23 die Ausreißergruppe, ein Sextett u.a. Ide Schelling vom deutschen Team Bora-Hansgrohe. Das Feld ließ die Sechs gewähren, so dass der Vorsprung rasch auf bis zu dreieinhalb Minuten anwuchs – Mathieu van der Poel, einer der Favoriten auf den Tagessieg, hatte sogar Zeit in aller Ruhe die Schuhe zu wechseln. Die ersten Bergpunkte kassierten Victor Campenaerts (1. Berg, 4. Kategorie) und Danny van Poppel (2. Berg). Beim Anstieg zur Côte de Locronan (9,3 % im Schnitt, 3. Kategorie) griff Ide Schelling als Erster beherzt an. Allerdings zu früh, die zwei Punkte holte sich Anthony Perez.
Schelling im Alleingang, Aufgabe von Sütterlin
Nach ca. 80 km in Quimper Richtungswechsel zurück in den Norden. Der Vorsprung des Sextetts schwankte um zwei Minuten. Die vierte Bergwertung schnappte sich Schelling (ein Punkt) und zog mit Perez gleich. Und auf und davon. Erst eine Minute, bald über zwei Minuten vor dem Feld, das seine ehemaligen Fluchtkameraden schluckte. Würde es der Tag des 23jährigen holländischen Tour-Debütanten werden? Zwei Minuten vor dem Peloton „gewann“ er die Sprintwertung in Brasparts vor Caleb Ewan, Peter Sagan und Michael Matthews sowie den übrigen Topsprintern. 15 km weiter die 4. Bergwertung – wieder ein Punkt für Schelling, jetzt virtuell im Bergtrikot. Dahinter ein heftiger Sturz mit fast dem gesamten Peloton – ausgelöst durch einen unvorsichtigen Zuschauer. Fazit: Das Feld in viele Teile getrennt; von den betroffenen Deutschen konnte Tony Martin schwer gezeichnet weiterfahren, Jasha Sütterlin (Team DSM) musste jedoch aufgeben. Nach und nach kamen die in den Sturz verwickelten Fahrer wieder zurück ins Feld. 27 km vor dem Ziel war Schellings Solo zu Ende.
Julian Alaphilippe mit weltmeisterlicher Taktik
Rund 20 km vor dem Etappenziel in Landerneau „Peloton groupé“ – das Feld bis auf einige abgehängte Fahrer (Caleb Ewan) wieder zusammen. Die Favoriten und ihre Teams auf der Suche nach der optimalen Position für das steile und nervöse Finale. Und prompt sieben Kilometer vor dem Ziel ein erneut schwerer Sturz bei 60 Sachen. U.a. der vierfache Tour-Sieger Chris Froome, Mitfavorit Richie Porte und André Greipel betroffen. Nur noch ca. 50 Fahrer vorne. Was für ein Finale: Aus dem Kreis der Favoriten attackierte Weltmeister Julian Alaphilippe 2,5 km vor dem Ziel und keiner konnte mitgehen. Ungläubig den Kopf schüttelnd sicherte er sich den Sieg vor Michael Matthews und Primoz Roglic und eroberte so das Gelbe Trikot – und das Grüne.
Ide Schelling holt erstes Bergtrikot der Tour bei von Stürzen überschatteter erster Etappe
Untypisch für die Tour de France war bereits die heutige Auftaktetappe ein echter Test für die Fahrer. Ein ständiges Auf und Ab durch die Bretagne über 197 Kilometer von Brest nach Landerneau endete mit einem rund drei Kilometer langem Anstieg, wodurch auch erwartet wurde, dass bereits die eine oder andere Sekunde in der Gesamtwertung auf dem Spiel stand. BORA – hansgrohe war von Beginn an sehr aufmerksam im Feld und nach etwas mehr als 15 km durch Ide Schelling in einer 6-Mann starken Gruppe an der Spitze des Rennes vertreten. Ide setzte sich in der Folge im Kampf um die Bergpunkte von seinen Fluchtgefährten ab. Während diese noch vor dem Zwischensprint eingeholt wurden, sicherte sich Schelling sowohl die Sprint- als auch die letzten beiden Bergwertungen vor dem Finale. Damit eroberte der Tour-Neuling auch das erste Bergtrikot der Tour de France 2021. Im Feld dahinter erreichte Peter Sagan Rang drei beim Zwischensprint und damit wichtige Punkte im Kampf um Grün. Kurze Zeit später ereigneten sich allerdings zwei schwere Massenstürze im Feld, bei denen auch Sagan, Politt, Kelderman, Pöstlberger und Konrad zu Boden gingen. Buchmann blieb verschont, musste aber beim zweiten Sturz wie Sagan anhalten. Während Ide Schelling rund 17 km vor dem Ziel eingeholte wurde, hatten Sagan und Buchmann am Ende keine Chancen mehr vorne anzukommen. Beim Sieg von J. Alaphilippe hielt sich einzig Wilco Kelderman in der ersten Gruppe und erreichte am Ende einen sehr guten fünften Rang. Zum Glück wurden keine schweren Verletzungen festgestellt, dennoch haben Politt, Konrad, Pöstlberger und Kelderman mit Abschürfungen und Prellungen zu kämpfen. Peter Sagan kam relativ glimpflich davon.
„Es war heute von Anfang der Plan, dass ich in die Gruppe gehe. Als ich gemerkt habe, dass zwei Fahrer im Sprint schneller sind, musste ich mir etwas einfallen lassen, denn das Bergtrikot war heute mein Ziel. Ich habe dann an einer Bergwertung attackiert und als die Lücke danach eine Minute war, hat die sportliche Leitung zu mir gesagt, dass ich durchziehen soll. Das hat wunderbar geklappt und es geht ein Traum für mich in Erfüllung. Ich hatte schon das Bergtrikot bei der Tour de l’Avenir, es nun bei der Tour de France zu tragen, ist unfassbar. Ich werde morgen sicher wieder um Punkte kämpfen und das Trikot so gut verteidigen, wie es geht.“ – Ide Schelling
„Es war der erwartete hektische Start. Ich war in den ersten Sturz verwickelt. Zum Glück ist nichts Ernstes passiert, aber ich wurde aufgehalten und musste dann viel investieren, um zurückzukommen. Die Tour hat aber erst begonnen und wir werden weiter jeden Tag kämpfen.“ – Peter Sagan
„Der erste Tag bei der Tour ist immer hektisch, auch heute was das der Fall. Es ging ständig hoch und runter und es war sehr gut, Ide in der Gruppe zu haben. Er hat das Bergtrikot geholt und das ist schon mal ein erster Erfolg für uns. Dann, etwa 50 oder 60 km vor dem Ziel war der erste große Sturz und ich ging wie Peter und ein paar andere Teamkollegen zu Boden. Ich konnte mich wieder nach vorne kämpfen und war am Ende in der ersten Gruppe. Meine Beine sind gut, darum habe ich es auch im Sprint versucht. Meinen Ellenbogen hat es etwas erwischt. Es nicht allzu schlimm, aber auch nicht optimal die Tour so zu beginnen. Aber ich versuche mich die nächsten Tage zu erholen.“ – Wilco Kelderman
„Wie erwartet hatten wir einen stressigen Tag. Die Strecke war teilweise sehr eng und es ging ständig hoch und runter oder um irgendwelche Kurven. Es war gefährlich und darum wollten wir vorne bleiben. Unser Plan mit Ide ist voll aufgegangen und wir haben das Bergtrikot, das ist natürlich schön. Aber der Tag hat definitiv auch seine Schattenseiten, denn fünf unserer Fahrer waren in Stürze verwickelt. Wilco war zum Glück am Ende vorne, die anderen mussten Rad wechseln und haben viele Körner gelassen. Das war nicht der beste Tag für uns, aber Ide hat uns ein tolles Geschenk gemacht.“ – Enrico Poitschke, sportlicher Leiter